Hier findet ihr die Stellungnahmen von aktuellen und ehemaligen Gemeinschaftsmitgliedern, Gästen, Freunden und Kooperationspartnern zu den ersten 10 verleumderischen Zeitungsartikeln über uns, die seit Mai 2020 in der Lokalzeitung Mainpost erschienen sind.

Diese wurden alle im gleichen Wortlaut zuerst auf unserer www.alle-seiten.org Homepage veröffentlicht.

17.06.2020 von David Born & Artemis Samantha Dixon

 

Wir sind Artemis (34) und David (28) und leben seit zwei Jahren in

Beziehung in der Gemeinschaft Go&Change. Dank diesem Ort und unserer Wahlfamilie hier, erwarten wir unser erstes Kind im Herbst.

Vor Go&Change waren wir beide auf der Suche nach gleichgesinnten Menschen, die sich entwickeln wollten, dem Leben einen Wert geben und zu einer schöneren Welt beitragen.

Ich (David) hatte mich intensiv mit Philosophie und Mystik auseinandergesetzt. Es begeisterte mich, wie diese Themenfelder bei Go&Change nicht nur als abstrakte Theorien fungieren, sondern lebendig werden, indem sie angebunden an den Alltag, gelebt und verkörpert werden.

Ich (Artemis) habe ein Psychologiestudium abgeschlossen und eine Karriere als BBC Journalistin hinter mir, und wollte herausfinden, wie ich meine Interesse und Beruf mit meinem alltäglichen und Familienleben kombinieren konnte. Bei Go&Change arbeite und lebe ich mit meinen nächsten Freunden zusammen und erfahre meine Arbeit als bedeutungsvoll für uns und für die Welt. Wo ich vorher gesehen habe, dass meine Energie eine Firma unterstützt erfolgreicher zu werden, sehe ich jetzt wie meine Bemühungen unser Zuhause verschönern, unsere Kinder glücklicher und gesünder machen, und unser Miteinander vertieft.

Wir werden hier immer schöner und authentischer. Die Kultur unterstützt uns in unserer Beziehung immer weiter für einander aufzumachen und tiefer zu gehen. In allen Phasen unserer Partnerschaft, hilft uns die Gemeinschaft dabei den liebevollsten Weg aus unseren Konflikten zu finden, oder das Glück zwischen uns zu erkennen, wenn wir es nicht sehen können. Wir können uns immer mehr aufeinander verlassen, und erlauben uns in unserer Lebendigkeit und einzigartigem Ausdruck, immer mehr wir selbst sein zu können.

Wir können uns keinen besseren Ort vorstellen, um unser Kind großzuziehen. Wir leben und arbeiten zusammen als eine große Familie. Dadurch haben die Eltern viel mehr Zeit und Energie für ihre Kinder, als in der typischen Kleinfamilie. Sie genießen 24-7 Unterstützung von einer gemeinsamen Kinderbetreuung, und bekommen ständigen Rat von der Kinderleitung, anderen Eltern und der Gemeinschaft um festzustellen, wo die Kinder in ihrer Entwicklung stehen und was sie und die Eltern brauchen. Alle Erwachsenen kümmern sich um die Kinder, als ob sie ihre eigenen wären und die Kinder erfahren dadurch eine starke Geborgenheit und Eingebettetsein. Wir sind so glücklich so viel Unterstützung erfahren zu haben, in der Entscheidung Eltern zu werden und mit all den Themen, die während der Schwangerschaft hochkommen.

Uns trifft es, dass unser Leben und Familie in der Mainpost so einseitig dargestellt wird. Wir kennen keinen anderen Ort, an dem sich so liebevoll und wertschätzend um jeden Einzelnen bemüht wird.
Wir sind dankbar für die Arbeit und Vision von K.K. und Felix Krolle die diesen Ort ins leben gerufen haben.

 

Von David und Artemis (Sam)

13.06.2020 von Lennard Tamm

Hallo lieber Leser,

mein Name ist Lennard Tamm, ich bin 25 Jahre alt und lebe seit nun über einem Jahr in der Gemeinschaft Go&Change. Ich würde gerne erzählen wie mein soziales Leben vor Go&Change war und wie es sich im vergangenen Jahr verändert hat.

Bevor ich damals mit meiner Mutter und Schwester zusammen das erste mal hier zu Besuch war, habe ich noch nie etwas von Gemeinschaft gehört oder hatte sonderlich viel Erfahrung von sozialen Kontakten.

Mich mit Freunden zu verabreden oder mich in meine Schulklasse zu integrieren oder später mit Kommilitonen auszutauschen hat mir seit jeher Schwierigkeiten und Unbehagen bereitet. Sozialen Veranstaltungen wie Fußballtraining oder gemeinsamen Feiern bin ich gekonnt aus dem Weg gegangen.

Meine Freizeit habe ich fast ausschließlich vor dem Computer verbracht, wo ich beim Spielen meiner Begeisterung fürs strategische Denken nachgehen konnte und es mir leicht viel übers Internet mit anderen in Kontakt zu gehen und Spaß zu haben.

Ich hätte nie von mir gedacht, einmal so nah mit anderen Menschen sein zu können wie ich es jetzt hier bei Go&Change bin. Früher bin ich immer weggelaufen und habe nicht den Mut gefunden aufzumachen und in Kontakt zu gehen. Mich mit anderen über meine Gefühle, Ideen, Sehnsüchte und Träume auszutauschen war unmöglich, selbst mit meinen Eltern oder meinem besten Freund ging das nur schwierig. Das ist jetzt anders.

Nun habe ich gefunden, was ich mir schon immer gewünscht habe. Ein Zuhause mit Menschen die sich das Ziel gesetzt haben sich und andere liebevoller zu behandeln, für einander einstehen, in sich aufzuräumen und sich dabei gegenseitig zu begleiten und zu unterstützen.
Durch das zusammenleben auf engem Raum, lerne ich mich ehrlicher und authentischer auf meine Mitmenschen zu beziehen. Ich erfahre, was es heißt Glück miteinander zu Teilen und was es heißt schwierige Zeiten zusammen zu durchleben, was es heißt Werte zu leben und für das einzustehen was mir wichtig ist.

Mein Leben ist, seitdem ich hier bin reichhaltiger geworden. Ich gebe ihm Wert und mithilfe der Gemeinschaft Sinnhaftigkeit und Bedeutung.
Ich verwirkliche meine Kreativität als Koch, teile meinen Enthusiasmus über das Computerspielen und bringe es meinen Freunden als unser interner Gaming Leiter auch noch näher. Ich habe meinen Traumjob gefunden. Ich liebe es, mit anderen zu tanzen und zu lachen. Meine Gedanken werden positiver und jeder Tag bekommt Bedeutung. Ich fange an, über mich hinauszudenken. Mir ist es nun ein Anliegen, dafür zu sorgen das es anderen Menschen und mir gut geht und die Welt schöner und verbundener wird.

Es ist unglaublich schön, Teil dieser Gemeinschaft sein zu können. Es erfüllt mich wie Menschen, die mir ans Herz gewachsen sind, anfangen ihr Potenzial zu entfalten, sich zu entwickeln und über sich hinauswachsen. Wie wir unsere Probleme lösen und dort glücklich werden wo wir uns nicht schön finden, uns darin auch noch gegenseitig freundschaftlich dazu auffordern es uns gleich zu tun und uns niemals aufzugeben.

Nach einem Jahr Go&Change weiß ich was es bedeutet lebendig zu sein.
Ich will diese Art des Miteinanders und Zusammenhaltens fest in meinem Leben verankern und sie mit gleichgesinnten teilen. Die Vorstellung, mein gesamtes Leben mit den Menschen hier verbunden zu sein lößt Vorfreude aus und stellt mich vor ungeahnten Herausforderungen und Möglichkeiten.
Ich bin inbesondere K., Felix und der Gemeinschaft unglaublich dankbar dafür das ich hier sein kann und mit ihnen ein Leben leben kann, welches ich mir vor einem Jahr nicht hätte vorstellen können.

08.06.2020 von Jonas Berkenheide und Daniel Pfordte

 

Wir, Jonas und Daniel, leben als verlobtes Paar in der Gemeinschaft Go&Change und dürfen diese unser Zuhause nennen. Wir haben uns hier kennengelernt und zueinander gefunden.

Ich, Daniel (31), bin vor drei Jahren mit meinen beiden Kindern und der Mutter der Beiden ins Kloster gezogen. In meiner Zeit vor Go&Change habe ich ein Hydrologiestudium abgeschlossen und einige Jahre in Kleinfamilie gelebt. Ich war auf der Suche nach einem Ort, an dem im Mittelpunkt steht sich selber immer mehr zu entfalten, in der die Kleinfamilie aufgehoben ist und Gemeinschaft im Sinne einer großen Familie möglich ist.

Ich, Jonas (26), habe die Gemeinschaft vor zweieinhalb Jahren kennengelernt und bin dann nach dem Abschluss meines Studiums der Agrarwissenschaft eingezogen. Was mich seitdem an der Gemeinschaft so fasziniert ist, dass wir uns gegenseitig dabei helfen authentischer zu werden. Wir stellen uns gemeinsam unseren Ängsten, verlassen gemeinsam unsere Komfortzonen und erleben uns in unserer Größe. Das Fundament dafür ist ein ehrlicher Umgang miteinander. Dazu gehört genau hinzuschauen, wenn wir einander nicht gut behandeln und die Ursachen dafür aufzulösen. Dadurch ist ein sehr großes Vertrauen entstanden und ich fühle mich seitdem ich hier lebe immer besser. Ich bin gelassener, bin fit und habe körperliche Leiden losgelassen.

Zu uns Beiden: Eine Beziehung, wie wir sie führen, haben wir uns nie zuträumen gewagt. Mit Freude leben wir unsere homosexuelle Partnerschaft in der Geborgenheit der Gemeinschaft. In dieser Geborgenheit, erlaubten wir uns immer mehr alte Bilder loszulassen, die Berührbarkeit darunter zu zeigen und auszudrücken, sowie uns selbst mit Allem was wir sind anzunehmen.
Durch das Vertrauensverhältnis, dass wir uns innerhalb der Gemeinschaft erarbeitet haben, sind wir mit partnerschaftlichen Herausforderungen nicht allein, sondern können sie gemeinsam mit unseren Vertrauten bewältigen.
Dieser gemeinsame Weg hat uns vor drei Wochen zu der Entscheidung gebracht, unser Leben miteinander zu verbringen und zu heiraten. An dem, wie wir finden, sichersten und wunderschönsten Ort, den wir kennen, mit den Menschen, die uns die letzten Jahre begleitet haben. Das sind Menschen, die wir in allen Facetten über die Jahre kennenlernen durften und die gezeigt haben, dass sie in jeder Lebenslage an unserer Seite stehen und die jetzt für uns Familie sind.

Daniel: Meine beiden Kinder finden in unserer Partnerschaft ihren Platz und nehmen Jonas als meinen Partner an. Gleichzeitig ist die Mutter der Kinder, die zwar nicht mehr in der Gemeinschaft wohnt, aber einen engen Kontakt zu uns hat, teil unserer verrrückt-normalen Patchworkfamilie. Hier dürfen nicht nur neue Beziehungen entstehen, sondern auch alte Beziehungen heilen. Dafür sind meine ehemalige Partnerin und ich ein gutes Beispiel. Auch dafür, dass Beziehungsende nicht Mord und Totschlag, sondern ein gemeinsames Aufarbeiten und zusammen Eltern sein heißen kann.

Jonas: Mir waren noch nie Kinder so nahe wie die beiden Söhne von Daniel. Sie nehmen mich als Familienmitglied an und ich setze mich täglich dafür ein, dass es ihnen gut geht. Mit größter Freude blicke ich in die Zukunft, in der ich in meiner Partnerschaft mit Daniel in unserer Gemeinschaft ein gemeinsames Kind großziehen werde.

Wir sind unendlich dankbar und froh diesen Ort mit all den Menschen gefunden zu haben. Einen Ort an dem Werte, wie Treue, Familie, Liebe, Transparenz wieder eine Bedeutung bekommen, weil wir uns gemeinsam dafür einsetzen! Uns trifft es, dass K. und Felix, die mit Abstand am härtesten dafür Arbeiten, dass diese Werte lebendig bleiben, immer wieder in den Fokus solcher Kampagnen kommen.

Jonas & Daniel

09.07.2020 – 09:45 von Charlotte Meyer an Go&Change

Ich kenne die Gemeinschaft seit etwas mehr als zwei Jahre, war immer wieder als Gast dort, in dieser Zeit habe ich in der ZEGG Gemeinschaft gelebt, und habe selbst dieses Frühjahr zwei Monate in der Gemeinschaft gelebt.

Ganz anders als in den Zeitungsartikeln in der Mainpost dargestellt, ist die Go&Change Gemeinschaft hinsichtlich all der benannten Themen und im achtsamen Umgang miteinander der fortschrittlichste Ort, den ich bisher gesehen habe.Beispielsweise habe ich dort einen wunderschönen Umgang im Thema Tod erlebt, im Trauern und im Weitermachen. Ich war zu Besuch, kurz nachdem die Kinder gestorben waren und habe volle Unterstützung und Mitfühlen gegenüber den Eltern erlebt, ich war wirklich sehr berührt wie die Menschen der Gemeinschaft da zusammen durchgegangen sind durch diese tragischen Ereignisse und auch die Gäste an diesen intimen Ereignissen teihaben lassen und alles von sich gezeigt haben, was sie dazu bewegt.Als mein Vater im selben Jahr im Sterben lag, habe ich gemerkt wie sehr der Umgang mit seinem Tod durch Go&Change mich verändert hatte und mir Perspektiven auf das Thema gegeben hat und Vorbild war und mir geholfen hat Abschied zu nehmen, zu trauern und mich darin aufzurichten und hoffnungsvoll zu sein und noch eine wunderschöne letzte Zeit und auch die Zeit nach dem Tod bewusst zu erleben.

Ich selbst hatte außerdem letztes Jahr eine Fehlgeburt und als ich danach bei G&C zu Besuch war, habe ich selbst viel achtsame Unterstützung erlebt, dass es ganz anerkannt wurde wie schmerzhaft das ist. Auch hier wurde ich in meinen Themen aufgefangen und angenommen und wurde mit diesen Themen ins Leben, ins Miteinander eingebunden. Als ich zu Go&Change zog, wurde ich besonders von K.K. sehr unterstützt mich nicht zu überfordern, sondern anzukommen, mich selbst weniger unter Druck zu setzen und zu entdecken wer ich wirklich bin und meine Anpassung an Bilder (wer ich denke sein zu müssen um okay zu sein) aufzuarbeiten. Ich habe dazu viele Hinweise und Angebote bekommen und viel über mich gelernt – über die Stellen, wo ich mich aufgrund einer starken Selbstablehnung aufwerte und dieses falsche Selbstbewusstsein eigentlich noch weiter meinen Selbsthass vertieft.

Ich wurde noch nie so klar auf meinen zugrundeliegenden Selbsthass angesprochen und wie ich damit verhindere das Leben zusammen zu gestalten und schöner zu machen. Und dass ich mit meiner Selbstablehnung mich davon abhalte glücklich zu sein und mir und anderen das Leben schwer mache. Ich wusste, dass ich dort all die Unterstützung bekommen konnte, um mich selbst immer mehr anzunehmen und zu lieben und es hat mir trotzdem Angst gemacht das zu verändern und Verantwortung zu übernehmen für ein schöneres Leben und ich habe mich an dem Punkt dagegen entschieden.Da Go&Change es ernst meint, habe ich verstanden, dass ich dann auf meine Gegenwehr hin gehen muss. Das hat mich darauf gestoßen wo ich stehe, was ich gerade nicht bereit bin aufzugeben und dann auch ehrlicher zu sein wo ich stehe in meinem Wunsch nach einem glücklicheren Leben für mich und andere. Da weiter zu machen und nicht da anzusetzen wo ich gerne schon wäre, gibt mir mehr Hoffnung, dass ich diese Ablehnung meiner Selbst aufarbeiten werde und immer mehr ich selbst sein werde und mich weniger wehren werde gegen das Schöne in meinem Leben und der Welt und gegen Menschen, die mich lieben.

Auch in Bezug darauf Grenzüberschreitungen und subtile und konkrete Unterdrückung anzusprechen und zu korrigieren habe ich noch nie so viele wache Menschen erlebt wie bei Go&Change, übrigens besonders K.K. In meiner Erfahrung werden Frauen und Männer unterstützt ihre Selbstwertmängel aufzuarbeiten und sich weder klein zu machen noch mit falschen Mitteln aufzuwerten. Im Gegensatz zu vielen anderen Kontexten, wo z.B. Männer wegen ihres Mannseins per se veruteilt werden oder Frauen mit ihrer Selbstabwertung ausgenutzt werden, habe ich erlebt wie bei Go&Change auf den Charakter geschaut und die Menschen unterstützen einander ihre wahren Schwächen aufzuarbeiten und ihre Größe zu leben, gleich welchen Geschlechts. Ich erlebe oft, dass ich mich auf meine Opferperspektiven, die sich auf mein Frausein beziehen, ausruhe und es ist für mich echt unglaublich erstaunlich gewesen an diesem Ort wirklich als erwachsener Mensch gesehen zu werden – mit einbezogen gesellschaftlicher und biografischer Vorerlebnisse – der fähig ist eigene und neue Entscheidungen des Handelns zu treffen und die Welt und das eigene Leben schöner zu machen.Und dass Menschen, die auf Dauer nicht damit nicht aufhören sich selbst oder anderen zu schaden und sich als Begründung auf ihren (oft sogar nicht zutreffenden) Opfergeschichten weiterhin ausruhen, anstatt die Ressourcen zu wertschätzen, die da sind und angeboten werden, um das Leben zu gestalten und somit beweisen, dass sie sich eigentlich ganz gerne auf den Geschichten ausruhen, rausgeworfen werden, ist für mich nur eine Konsequenz daraus, dass man es ernst damit meint diesen Ort sicher zu halten für Menschen, die wirklich das Leben gestalten wollen. Für mch ist das auch das Gegenteil von Abhängigkeiten kreieren. Jeder soll dort aus freien Stücken sein und weil sie Lust drauf haben und die Werte wirklich teilen, nicht weil sie denken sie müssten .

Besonders die Menschen, die viel Verantwortung übernehmen, genau die Leitungsmenschen habe ich erlebt in ihren Prozessen. Sie schauen sich ihre eigenen Themen an viel offener selbstinitiierter und transparenter als viele andere, deswegen sind sie auch im Leitungsteam, weil sie an sich selbst arbeiten und Verantwortung übernehmen (also nicht von oben herab, sondern als Beispiel voran – ich habe noch nie erlebt wie konsequent dafür gesorgt wird, dass die Leistungsposition nicht ausgenutzt wird). Und wenn sie dann Menschen gebeten haben zu gehen – eben um den Ort sicher zu halten, dann kriegen sie viel Hass und Gegenwehr ab, weil die Menschen gekränkt sind und es nicht gewohnt sind, dass Menschen sie ehrlich ansprechen. Das ist in meinem gesunden Menschenverstand unfair.

Ich selbst habe auch sehr klare Spiegel und ehrliche Meinungen zu meinem Verhalten bekommen, die mir sehr unangenehm waren. Und ich habe keinerlei Angst verfolgt zu werden oder dass mir jemand was nehmen will, so wie es Menschen im Artikel dargestellt haben, und von allen Ehemaligen, die ich kenne, habe ich das noch nie gehört. Ich nehme stark an, dass sich die Menschen, die Vorwürfe in den Artikeln aus einer Kränkung heraus zurecht gelegt haben.

Ich hoffe, dass Menschen sich nicht davon abhalten lassen diesen Ort kennen zu lernen, wenn sie interessiert sind an einem achtsamen Miteinander und an Gemeinschaft, weil er so wertvoll ist für diese Fragen und dass die Menschen dort weiterhin Unterstützung erfahren und Lust behalten an ihrer Arbeit.

Charlotte Meyer

18.06.2020 – 12:03 von Magdalena Kloibhofer an die Mainpost

Guten Tag,
anbei meine Perspektive auf Go&Change als ehemalige Bewohnerin und weiterhin häufiger Gast, wie in meinem unveröffentlichten Leserbrief vom 26.05. angekündigt. Dass Sie in Ihrer fortgesetzten Artikelreihe leider keinerlei Kurskorrektur erkennen lassen, enttäuscht mich sehr und kann ich nur noch als Versuch interpretieren, um jeden Preis ein düsteres Bild der Gemeinschaft aufrechtzuerhalten, um Ihr Gesicht zu wahren. Ich bin sicher, Sie könnten einen Weg finden, das noch zumindest ansatzweise auszugleichen oder zumindest dazu auffordern, sich anhand unterschiedlicher Erfahrungsberichte eine eigene Meinung zu bilden – und fordere Sie nachdrücklich dazu auf, dies zu tun und hier Ihrer Verantwortung für die Menschen, über die Sie berichten, nachzukommen.

Die wichtigsten von vielen Verzerrungen der von ihnen zitierten Ex-Mitglieder und Gäste liegen für mich in einem Bild von Nötigung und Machtmissbrauch, psychischer und physischer Gewaltanwendung. Das alles ist bei Go&Change nicht der Fall, konnte ich bei zahlreichen Besuchen seit 2016 und nahezu zwei Jahren alltäglichen Gemeinschaftslebens seit Mitte 2018 nie beobachten und widerspricht eklatant den Persönlichkeiten der Gründer und den Werten und Zielen der Gemeinschaft.

Kulturarbeit für eine lebenswerte Zukunft

Seit meinem Studium der Wirtschaftsgeographie an der LMU in München arbeite ich im Bereich der nachhaltigeren Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft. Ökologische Investments, Nachhaltigkeitsberichte und ethische Unternehmensberatung waren lange Zeit wichtige Arbeitsfelder für mich, bis mir klar wurde, dass eines noch wesentlicher ist als soziale und ökologische Kennzahlen und Richtlinien: die Frage, wie wir als Menschen in den Organisationen miteinander umgehen, uns organisieren und Entscheidungen treffen. Bewusstsein und Kultur bestimmen, ob wir ökologische, soziale und wirtschaftliche Erwägungen konstruktiv zusammenbringen und eine tragfähige, kreativ-fruchtbare Wirtschaftsweise der Zukunft aufbauen können, die nicht auf zyklischen Krisen basiert und Menschen verbindet, anstatt sie in Konkurrenz voneinander zu trennen.

Der Pionier Dr. Ibrahim Abouleish hat bereits vor 40 Jahren in der Ägyptischen Wüste das Unternehmen und die Gemeinschaft SEKEM gegründet – in den ersten Jahren von lokalen Beduinen angefeindet und bedroht als unislamische Sonnenanbeter und Teufelsboten, heute ein international gefeiertes, preisgekröntes Vorzeigeprojekt für eine nachhaltigere Wirtschaftsweise samt Privatuniversität, Schulen und Kindergärten. Zwei Jahre habe ich dort die Geschäftsführung in ihrer nationalen und internationalen Vernetzungsarbeit unterstützt, andere ägyptische Unternehmen beraten und eine Forschungsabteilung für Nachhaltige Entwicklung aufgebaut und geleitet. Doch die intensivste Erfahrung war es, die Wirren des arabischen Frühlings vor Ort zu erleben – im Propagandakrieg der Medien, mit plündernden Mobs auf den Straßen, und zugleich geborgen in einer Gemeinschaft, die sich durch Visionskraft, harte Arbeit und starken Zusammenhalt autark mit Lebensmitteln versorgen und ihren knapp 2000 MitarbeiterInnen auch in der folgenden Wirtschaftskrise sichere Arbeit bieten konnte. An dem Tag als Mubarak damals zurücktrat, saßen wir gerade mit vielen jungen Menschen zusammen um über ein neues Ägypten nach der Revolution zu sprechen – die Nachricht traf ein, Jubel brach aus und alle sprangen in die Autos zum Midan El-Tahrir. Kurz danach wurde unser Geschäftsführer Helmy Abouleish aufgrund von Anschuldigungen politischer Konkurrenten verhaftet und verschwand auf unbestimmte Zeit in Untersuchungshaft, erst 100 Tage später konnten wir ihn wieder zuhause willkommen heißen. Zentren für nachhaltige Kultur und Bildung wie SEKEM werden angesichts aller Widrigkeiten stets weiter für eine bessere Zukunft arbeiten und in die Gesellschaft wirken. Wie Dr. Ibrahim stets wiederholt hat: wir arbeiten für die Welt unserer Nachkommen in 200 Jahren…

Zurück in Deutschland habe ich entdeckt, dass auch hier viele auf nachhaltige Entwicklung ausgerichtete Gemeinschaften aufgebaut werden, wo für mich berufliches wie privates Engagement für eine lebenswerte Zukunft zusammenkommen können, und wurde Mitglied der Zukunftswerkstatt Schloss Tempelhof. Ein genossenschaftlich organisiertes Gemeinschaftsdorf auf dem Land in Baden-Württemberg, das zukunftsweisende Forschung in der humus-aufbauenden Landwirtschaft leistet und gleichzeitig mehr als 150 Bewohner und zahlreiche Seminargäste versorgt, eine boomende freie aktive Schule betreibt, Menschen aller beruflichen und weltanschaulichen Hintergründe zusammenbringt und spannende Projekte wie das erste deutsche Earthship umsetzt. Begeisterte Berichterstattung in zahllosen Medien, und dennoch auch hier Misstrauen aus mancher Verwandtschaft, eine Freundin enterbt, weil sie in ‚einer Sekte lebt‘. Schloss Tempelhof inspiriert durch das Seminarhaus, hunderte jährlicher Gäste und die breite Medienpräsenz zahlreiche Menschen für ein Zusammenleben jenseits städtischer Anonymität, das auf mehr Vertrauen und Kooperation basiert und dazu ermutigt, sich mit seinen Impulsen und Initiativen zu verwirklichen. Ich habe dort in vier Jahren Gemeinschaftsleben viel gelernt, auch für meinen beruflichen Werdegang als Organisationsberaterin und Moderatorin: Wie organisieren sich Menschen ohne zentrale Leitungspositionen, in dynamischen Prozessen kollektiver Intelligenz und im ausdauernden gemeinsamen Ringen um die für alle stimmige Gestaltung des Zusammenlebens im Dorf? In den Gründerjahren gab es auch hier nächtelange Sitzungen, um gemeinsam die Grundlagen der Struktur und Kultur der Gemeinschaft zu erarbeiten. Heute erlebt man dort beeindruckend klar strukturierte gemeinschaftliche Entscheidungsprozesse, die auch bei sensiblen Themen alle Interessen an einen Tisch bringen und oft unerwartete Lösungswege ermöglichen.

Bei Go&Change liegt der Fokus noch deutlicher auf der inneren Arbeit als Grundlage für äußeren Frieden, liebevolle Beziehungen und konstruktive Zusammenarbeit. Seit Jahren schon beobachte ich eine immer deutlichere Spaltung in unserer Gesellschaft, Wählerschaften und Meinungsblasen haben sich so weit voneinander entfernt, dass inzwischen jede Gruppierung sogar ihre eigenen Fakten verwendet und ohne differenzierte Auseinandersetzung mit einfachen Schlagworten die Gegenseite diskreditiert. Was ist noch richtig und falsch, worauf kann man sich als gemeinsame Realität beziehen, wie sich menschlich begegnen und gemeinsam Zukunft gestalten? Um gemeinsam getragene Entscheidungen zu treffen braucht es heute eine feinere Unterscheidungsfähigkeit in Bezug auf die bewusste und unbewusste Haltung aller Beteiligten und eine stringente, auf klare Werte ausgerichtete geistige Grundlage für die Beurteilung der Konsequenzen unterschiedlicher Lösungsstrategien. Wesentlich ist hier auch die Vielschichtigkeit menschlicher Psyche und dass jeder von uns aus unterschiedlichen inneren Anteilen denkt und handelt, und sich immer weiter aus unfreien inneren Strukturen emanzipieren kann. Go&Change ist das europaweite Zentrum der lebendigen Forschung an genau diesen Fragen und gibt Hoffnung dafür, dass es möglich ist, auf Basis vertrauensvoller Verbundenheit einer Gruppe durch kompetenzorientierte Leitungsstrukturen der Komplexität unserer Zeit gerecht zu werden. Getragen von Menschen unterschiedlichster Hintergründe, die sich aufgrund ihrer Werte und aus Liebe zum Leben entschlossen haben, konsequent ihr eigenes Leben auf den positiven persönlichen und gesellschaftlichen Wandel hin auszurichten – und dafür auf die gewohnte Art von Freizeit, Status, oder materiellem Wohlstand zu verzichten.

Unverständnis und Anfeindungen
Für die meisten Menschen ist es ein unbekannter Lebensstil, so nah als Gemeinschaft zusammenzuleben und sich dabei aus eigenem Antrieb hohen Idealen und klaren Werten zu verpflichten. Angesichts der alltäglichen Gewalt zwischen Menschen überall auf der Welt werden neue Wege oft schnell als naiv oder unrealistisch abgetan, und daher mit Skepsis betrachtet. Das öffnet auch den Raum für Vorurteile und viele schenken negativen Aussagen über alternative Lebensstile schnell Glauben.

Dies nutzen nun Menschen, die aus persönlichen Gründen ein schlechtes Bild über Go&Change zeichnen möchten, ihren eigenen Ängsten mehr glauben als dem, was sie hier real erlebt haben oder im Falle kurzer Besucher einfach zu wenig mitbekommen haben um ihre Vorurteile abzulegen. Ich bin sicher, dass viele der ‚Aussteiger‘, die sich bei ihnen gemeldet haben, sich abgesprochen und nicht unabhängig voneinander den Kontakt ausgerechnet zur selben Zeitung gesucht haben. Ein Wort zur angeblichen Intention der ‚Warnung‘ für Unerfahrene: Würden die Menschen tatsächlich Aufklären und Warnen wollen, und nicht vor allem versuchen zu diskreditieren, würden sie anders vorgehen und viel differenzierter darstellen, was tatsächlich ihre Besorgnis erregt und wo sie vielleicht unsicher sind, was dahintersteckt. Vor allem würden sie den inhaltlichen Dialog dazu suchen, etwa mit Fachleuten für Gruppen- und Einzeltherapie, Sexualtherapie oder Pädagogik, und hier Unklarheiten diskutieren und nicht einen Artikel anstoßen, der einen ganzen Katalog von Klischees über Psychosekten bedient.

Kindererziehung

Ein gutes Beispiel ist das Bild von Kindesvernachlässigung, das gezeichnet werden soll in Formulierungen wie ‚Mütter sollen ihre Kinder nicht umarmen‘. Kein Wort über den Kontext oder in welcher Situation eine Mutter vielleicht den Tipp bekommen hat, ein trotziges Kind das gerade seinen Willen um jeden Preis durchsetzen will, nicht in den Arm zu nehmen, sondern eine pädagogisch sinnvolle Grenze zu setzen. An welchem Punkt man lieber nachgibt, und wo nicht, ist eine tägliche Frage in jeder Familie in der man sich oft schwer einig wird. Eine Diskussion, die bei Go&Change auf Basis pädagogischen Fachwissens mit viel Engagement und meiner Einschätzung nach mit sehr guten Ergebnissen geführt wird, was zu einer großen Einigkeit unter den Erwachsenen führt und den Kindern einen sicheren Rahmen für ihre entspannte Entwicklung bietet.

Die Kinderbetreuung bei Go&Change ist gemeinsam getragen, viele helfen mit und alle Eltern werden individuell gecoacht und bei ihren Fragen und Themen zur Erziehung und liebevollen Beziehung mit ihren Kindern im Alltag intensiv unterstützt. Die Kinder sind glücklich und aufgehoben in der Gruppe von gleichaltrigen Spielgefährten, die wie Geschwister für sie sind. Gerade in Zeiten von Corona muss man sagen: Glück gehabt! Nachts gibt es natürlich immer jemand, der sofort zu den Kindern geht, wenn eines weint, ich weiß nicht welche Babyphone-Panne hier einen anderen Eindruck vermittelt haben könnte. Es ist die höchste Priorität in der Gemeinschaft, den Kindern einen guten, psychologisch außergewöhnlich gesunden Start ins Leben zu ermöglichen. Die schmerzhaften Schicksalsschläge verstorbener Kinder wurden sowohl von uns Erwachsenen als auch von den Kindern durch die intensive gemeinsame Aufarbeitung in der Gemeinschaft besser verarbeitet, als ich mir für solch ein Unglück jemals hätte vorstellen können.

Gruppensitzungen

Den Alltag bei Go&Change prägen tägliche Gruppenzeiten, da die Gruppe wie eine große Familie eben ihren Alltag zusammen verbringt. Bei den Treffen werden unter anderem die Beziehungen in der Gruppe besprochen, Konflikte in der Zusammenarbeit oder wie es den Paaren und Familien geht. Dies ist wichtig für ein harmonisches Miteinander und basiert auf der grundlegenden Absicht aller Beteiligten, ausdauernd und gründlich an der Aufklärung aller Spannungen und der Verbesserung des Umganges miteinander zu arbeiten. Viel Zeit, Energie und Liebe in die Stärkung der individuellen Persönlichkeit, den Aufbau von Vertrauen und die Etablierung eines kompromisslos hohen Standards von liebevollem Miteinander zu investieren – das ist das Ziel der Arbeit und des Gemeinschaftslebens bei Go&Change, auf das sich alle Mitglieder gemeinsam und freiwillig geeinigt haben; auch Gäste werden ausführlich dazu informiert und nach ihrem expliziten Einverständnis dazu gefragt.

Lange Gruppensitzungen und intensives dranbleiben an einem Thema habe ich immer als Wertschätzung für die beteiligten Personen erlebt und harte Arbeit, um uns gegenseitig in unseren Freundschaften, Beziehungen und der Arbeit an den jeweiligen Lebensthemen zu unterstützen. Oft geht es auch um kollektive Themen in der Gruppe, die gemeinsam besprochen und bearbeitet werden. Die meisten dieser Nächte haben mir mehr Kraft gegeben als gekostet, und immer bringt es eine geklärte Situation oder neue Erkenntnisse mit sich.

Seit meinem ersten Wochenendbesuch in Halle 2016 begleitete mich ein grundlegendes Vertrauen und freundschaftliche Verbundenheit mit den Menschen, ich kam häufig zu Besuch bis zu meinem Einzug in die Gemeinschaft gut zwei Jahre später im Herbst 2018. In vielen langen Abenden und intensiven Runden haben wir uns seitdem gegenseitig dieses Geschenk der ungeteilten Aufmerksamkeit gemacht, gemeinsam komplizierte soziale Zusammenhänge und Missverständnisse aufgedröselt, uns durch Freude und Erleichterung, alte Trauer und akute Probleme begleitet.

Über Wochen, Monate und Jahre konnte ich bei mir und anderen immer wieder nur eines beobachten: mehr Öffnung, mehr Verbundenheit, und kraftvollere Entfaltung jeder einzelnen Persönlichkeit in der Gemeinschaft und unter den regelmäßigen Gästen, egal welch scheinbar peinliche oder unschöne Themen auf dem Weg dahin zur Sprache kamen. Auch bei einzelnen Besuchen konnten viele Menschen die ich erlebt habe bereits wertvolle Erkenntnisse über sich selbst oder z.B. ihr Beziehungsleben mitnehmen. Jeder Prozess, bei dem ich selbst im Mittelpunkt der Spiegel und Feedbacks stand hat mich weitergebracht und manchmal erleichtert, weil Situationen geklärt werden konnten; manchmal auch konfrontiert, weil ich Seiten von mir kennengelernt habe, die ich gerne ändern möchte. Das gemeinsame Wahrnehmen war jedes Mal bereits ein großer erster Schritt für diese Veränderung und immer wieder zu erfahren, dass ich mit all meinen Seiten als Mensch geliebt und respektiert werde, ist die wichtigste Unterstützung dabei.

Organisationstruktur
Ich kenne kaum eine Gruppe oder Gemeinschaft, wo so begeistert und entschlossen an gemeinsamen Projekten gearbeitet wird, so wenig Konkurrenz oder Unzufriedenheit herrscht und vereinte Kräfte eine so rasche Umsetzung von gemeinsamen Vorhaben tragen. Konflikte gibt es kaum, da Spannungen in der Gruppe bereits lange vor dem Ausbrechen eines wirklichen Streites erkannt und bearbeitet werden.

Dies liegt auch an der Organisationsstruktur der Gemeinschaft, die mich als Beraterin für Organisationsentwicklung besonders fasziniert: In jedem Bereich liegt die Führung bei den dafür kompetentesten Gemeinschaftsmitgliedern, und sobald sich Kompetenzen sichtbar verschieben, wird die Struktur entsprechend angepasst. Gleichzeitig wird die Entwicklung aller Mitglieder individuell gefördert um möglichst viele Menschen in allen Bereichen weiterzubilden und ebenfalls in Verantwortungspositionen zu bringen. Dies führt zu großem Vertrauen in diejenigen, die Verantwortung tragen, und auch spontane oder unerwartete Entscheidungen werden zunächst von allen mitgetragen und wo nötig im Nachhinein detailliert besprochen.

„K.K. hat sich mit der Zeit zum Guru aufgeschwungen“* „es wird psychischer Druck aufgebaut“*

Nachdem unter den Gründern K.K. und Felix Krolle bei weitem die höchste Kompetenz für Gruppendynamik und Methoden der Persönlichkeitsentwicklung innehatten und sich noch 2016 nahezu als einzige als ständige Moderatoren, Schlichter und Begleiter um das soziale Miteinander, Konflikte, Beziehungsklärungen, Unterstützung der Gäste mit ihren Inneren Anliegen etc. gekümmert haben, damit es allen gut miteinander geht, waren nur drei Jahre später bereits ein Dutzend weitere Menschen auf hohem Niveau  dazu in der Lage und etwa ein Viertel der Gemeinschaft mit diesen Aufgaben betraut. Sie tragen auch die gemeinsame Verantwortung dafür, das Tagesprogramm der Gemeinschaft zu gestalten. K.K. hat sich hier immer weiter zurückgezogen, um die Gruppe zu unterstützen, auch wirklich die Verantwortung auf ihre Art und Weise zu übernehmen und das Gemeinschaftsleben selbst weiter zu entwickeln. Eigentlich auch um sich selbst etwas Pause zu gönnen nach der anstrengenden Aufbauzeit der letzten Jahre – gleichzeitig ist er jedoch weiterhin stets zur Stelle, wenn die Gruppe Unterstützung oder Orientierung braucht und bringt immer wieder neue, kreative Impulse ein. Eine Guru-artige Rolle lehnt die Gemeinschaft strikt ab und fordert von allen Selbstverantwortung und eine klare eigene Meinung bei jeder persönlichen Entscheidung.

‚K.K. bestimmt wer degradiert wird‘*

Verantwortungspositionen wie Bereichsleitungen werden durch das Klosterleitungsteam ausschließlich nach sichtbarer Kompetenz vergeben, und konsequente Transparenz verhindert einen Missbrauch von Machtpositionen effektiv. Wenn im Raum steht, dass jemand eine verantwortliche Position bewusst oder unbewusst ausnutzt oder verantwortungslos handelt, wird dies ausführlich in der Gruppe besprochen und aufgeklärt, und ggf. die Position sofort an jemand anders vergeben und derjenige dabei unterstützt, sich weiterzuentwickeln, so dass er die Verantwortung wiederaufnehmen kann, wenn er oder sie soweit ist. Auch wenn jemand sich übernimmt und zu viel arbeitet, wird die Person darin unterstützt kürzer zu treten.

Vernetzung und Wirtschaftlichkeit
Go&Change ist mit anderen Gemeinschaften und konstruktiv ausgerichteten Projekten in Deutschland und international vernetzt. Als einzige Gemeinschaft, die ich kenne, senden sie häufig ganze Teams von Prozessbegleitern, Handwerkern und oder sonst passend qualifizierten Helfern für mehrtägige Einsätze an befreundete Projekte ohne Gegenleistungen oder Bezahlung zu verlangen. Auch im wirtschaftlichen Bereich gehen sie neue Wege einer ernstgemeinten Schenkkultur und gehen in ihrer Finanzierung keinerlei Kompromisse ihrer Werte für irgendwelche finanziellen Vorteile ein. Mehrere Jahre lang wurde die Gemeinschaft hauptsächlich von freiwilligen Spenden ihrer Gäste getragen, während für Veranstaltungen nur ein geringer Beitrag für Kost & Logis erhoben wurde um allen die Teilnahme zu ermöglichen. Inzwischen arbeiten immer mehr Menschen dort in sozial oder ökologisch ausgerichteten Berufen oder Projekten wie ambulante Pflege oder Strohballenhausbau mit, um auch die interne Finanzierung zu verstärken.

Gemeinschaftsleben und Zusammenarbeit

Abgesehen von aller intensiven Arbeit in Treffen und Gesprächsrunden ist die Lebensqualität bei Go&Change unvergleichbar hoch. Gemeinsam zu feiern, locker zusammenzusitzen, im Park zu grillen oder mit den Kindern gemütliche Zeit im Garten zu verbringen nehmen viel Raum ein und sind Ausdruck der erarbeiteten Gemeinschaftskultur. Auch die gemeinsame Arbeit im Klosterhaushalt, Garten, in Kultur- oder Arbeitsprojekten zeigt wie gut die Zusammenarbeit auf Basis der gründlichen sozialen ‚Aufräumarbeit‘ funktioniert und bietet Entwicklungsräume für alle Talente.

Magdalena Kloibhofer, 37, Internationale Unternehmensberaterin

*Zitate aus Ihrem Artikel in der Mainpost vom 22.05.

Weitere E-Mail an die Mainpost am 26.05.2020 – 12:57 von Magdalena Kloibhofer

Ich bin schockiert von dem Artikel über Go&Change mit völlig absurden Anschuldigungen, wütend, fassungslos über die tendenziöse Art zu schreiben und einseitige Recherche und möchte zu gerne hoffen, dass die Autoren nur einigermaßen naiv auf die sicher nicht so unabhängig voneinander erfolgten Berichte einer mir großteils persönlich bekannten Gruppe ehemaliger Bewohner hereingefallen sind, deren Tenor ich in vielen der Vorwürfe recht eindeutig wiedererkennen kann. Ich kenne die Gemeinschaft seit Jahren, habe bis vor Kurzem mehr als 1,5 Jahre dort gelebt und bin jederzeit bereit, öffentlich Stellung zu beziehen und über meine Zeit dort zu berichten.
Das auch gerne im persönlichen Gespräch, wenn Sie als Redaktion mir darlegen können, wie Sie planen das wieder richtig zu stellen und ich konstruktives Bemühen erkennen kann. Ansonsten überlege ich, mich an andere Medien zu wenden, da mein Vertrauen in Sie zunächst schwerstens erschüttert ist und prüfe auch bereits den Rechtsweg. Ich freue mich auf Ihre Stellungnahme dazu und setze mich schon einmal an einen Erlebnisbericht über meine Zeit bei Go&Change als Beitrag zu ihrer weiteren Recherche.

Magdalena Kloibhofer, 37, Internationale Unternehmensberaterin

18.06.2020 – 01:58 von Sara Vogel an Go&Change

Bevor ich zu Go&Change kam, gründete ich selbst ein Projekt mit, das
sich zum Ziel gesetzt hatte, in Gemeinschaft zu leben, zu wohnen und zu
arbeiten. Ich hatte mich also schon mit dem Thema auseinandergesetzt und
stellte am Ende des Kennlernwochenendes im Kloster fest, das und noch
viel mehr gefunden zu haben, was ich gesucht hatte. Von da an besuchte
ich die Gemeinschaft ein Jahr lang regelmäßig um dann für 1 und ¼ Jahr
dort zu leben. Das war die lebendigste und intensivste Zeit meines
Lebens. Ich habe Unterstützung in allen Lebensbereichen erfahren und war
immer wieder vor neue Entwicklungsaufgaben gestellt.
Das Menschenbild in der Gemeinschaft geht davon aus, dass der Mensch ein
Licht- und Schattenwesen mit einem freien Willen ist und allen Anteilen
eines Menschen mit Liebe begegnet werden sollte. Nicht Leid, so wie es
oft in der Gesellschaft ist, sondern Liebe, Freude und Güte sind die
verbindenden Elemente zwischen den Menschen. Des Weiteren spielt
Selbstverantwortung und Wertschätzung eine große Rolle ebenso die
Vorbildwirkung auf die Kinder. Es geht um das Schaffen einer gemeinsamen
Realität, in der alle wahr nehmen können, was ist.
Durch die v.a. von K.K. angestoßenen Prozesse bin ich innerlich und
äußerlich aufrechter geworden, besser im Kontakt mit meinen Kindern,
lerne mir selbst mehr Wert zu geben und haben auch Teile meines Selbst
kennengelernt, die liebevolle Grenzen brauchen und verschönert werden
wollen, weil sie so, wie sie gerade sind destruktiv auf mich und meine
Mitmenschen wirken.
Themen, die in der Gesellschaft eher tabuisiert sind (Geld, Macht,
Sexualität, Tod) werden betrachtet und durch den Tod der beiden Kinder
2019 waren wir gemeinsam in direkter Auseinandersetzung und Bewältigung
dieses Themas, wie ich es noch nirgends zuvor erlebt hatte.
Auch jetzt nach meinem Auszug haben wir Kontakt und ich erfahre noch
immer Unterstützung, obwohl es Diskrepanzen gab und gibt, die zu meinem
Auszug geführt haben. Die einseitige Berichterstattung durch die
Mainpost macht mich wütend und schafft Mißtrauen. Mir stellt sich die
Frage, warum die beiden Journalisten im Interesse von Ehemaligen
Bewohnern, die der Gemeinschaft offensichtlich schaden wollen, Bericht
erstatten anstatt ein wahres Bild über die Gemeinschaft zu zeichnen. Ich
fordere von der Mainpost eine Richtigstellung der veröffentlichten
Berichte und kann jedem Menschen empfehlen, sich eine eigene Meinung
über die Gemeinschaft zb durch ein Kennlernwochenende zu bilden.

Sara Vogel

17.06.2020 – 12:52 von Judith Fitz-Koch an die Mainpost

Sehr geehrter Herr Stahl, sehr geehrte Frau Jeske, sehr geehrte Redaktion der Mainpost, liebe Freunde und Interessierte,

ich beziehe mich hier auf den Artikel der Mainpost “Psychodruck und sexualisierte Gewalt im ehemaligen Kloster?” vom 22.05.2020 über die Gemeinschaft Go&Change. Ich kenne die Gemeinschaft Go&Change seit ihren Anfängen, nun seit knapp fünf Jahren. Ich habe selbst über drei Jahre im Kloster in Lülsfeld gelebt und war zeitweise Teil des Leitungsteams. Diese Erfahrungen erlauben es mir die bisherige Berichterstattung mit Fakten zu ergänzen.

Der Artikel ist Plattform für den Diffamierungsversuch von einer Hand voll in ihrem Ego gekränkter Menschen geworden. In dem Artikel werden schwere Vorwürfe erhoben, doch niemand kann zu diesen allgemeinen Vorwürfen tatsächlich Konkretes oder Fakten beschreiben, die diese bestätigen würden. Ein strafrechtlicher Weg wäre eine logische und moralisch notwendige Konsequenz der Anschuldigungen, doch wurde der Weg über die Presse gesucht. Der perfekt erscheinende Weg, seiner Kränkung und seinem Frust freien Lauf zu lassen und sich in seiner selbst gestalteten Opferrolle Bestätigung einzuholen. Hätte einer der an dem Artikel Mitwirkenden wirklich Interesse an Gerechtigkeit und Aufklärung, so hätten andere Wege eingeschlagen werden müssen. Doch die Denunzianten wissen genauso gut wie ich: In der Gemeinschaft wurde nie irgendeine Form von Gewalt oder Zwang ausgeübt. Es stand jedem frei jederzeit zu gehen.

Der Artikel spielt auf negativ geprägte gesellschaftliche Bilder an und schürt Ängste und Misstrauen, völlig ungeachtet, dass es um das Zuhause und die Existenzen von Familien geht. Dass es um Kinder geht, die die Schulen der Region besuchen und besuchen werden, die im Dorf Freundschaften schließen möchten und mit Ihren haltlosen Anschuldigungen zwangsläufig konfrontiert werden, wenn weiterhin das Bild einer “Schreckensgemeinschaft“ aufrechterhalten wird.

Von erzeugten Schreckensbildern und Realität

In den letzten 3 Jahren waren rund 1000 Gäste im ehemaligen Kloster zu Besuch. Einige von ihnen haben über mehrere Tage oder Wochen intensiv mit den Menschen der Gemeinschaft zusammengelebt und sie in allen Facetten des Lebens kennengelernt. Die Tore und Türen des Klosters stehen für alle Interessierte offen. Wie in ihrem Artikel berichtet wurde, haben sich viele Dorfbewohner inzwischen selbst ein Bild von den Menschen der Gemeinschaft gemacht. Sie können sich auf langjährige Erfahrung im Kontakt mit den Bewohnern des Klosters beziehen und tun dies auch. Sie können von Menschen berichten, die sich am Dorfalltag beteiligen. Von Menschen, die Nachbarn und DorfbewohnerInnen zum gemeinsamen Feiern in ihr Zuhause einladen, die zusammen Fußball spielen, Musik machen und Dorffeste feiern, die keine Mühe scheuen dem Bauern unter die Arme zu greifen und dort mit anpacken, wo es gebraucht wird. Das sind Fakten die sprechen.

Kinder sind der Spiegel ihrer Eltern

Vor der Zeit von Go&Change habe ich als Förderpädagogin mit Staatsexamen einige Erfahrung zu den Fragen um die Erziehung von Kindern gesammelt. Ich war in einigen Institutionen und Schulen und habe über sechs Monate in einer Heim- und Lebensgemeinschaft gelebt und gearbeitet, die sich ganz der Erziehung und Begleitung von Kindern und Jugendlichen verschreibt.

In der Sonderpädagogik weiß man: Je mehr kompetente Augen gemeinsam auf ein Kind blicken und gemeinsam an einer Förderung für das Kind arbeiten, desto fruchtbarer ist dies für die individuelle Entwicklung des Kindes. Doch nur wenige Institutionen können die zeitlich gewünschte oder notwendige Kapazität aufwenden, den Kindern eine optimale individuelle Förderung zu schenken. Seither war ich auf der Suche nach einem Ort, an dem ich meinen menschlichen und beruflichen Vorstellungen über „Lehre und Erziehung“ gerecht werden kann. Durch das enge Zusammenleben kann diese Arbeit in der Gemeinschaft so stattfinden. Es gibt einen regelmäßig tagenden “Elternrat“, in welchem sich die Eltern der Gemeinschaft zu Erziehungsfragen austauschen können. Selbstverständlich gibt es eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung für die Kinder. Die Kinderbetreuung wurde in Vergangenheit und wird gegenwärtig von Personen mit pädagogischer und/oder psychologischer Ausbildung geleitet. Die Vorwürfe zum pädagogischen Ansatz sind haltlos und aus der Perspektive fachfremder Personen entstanden.

Die vorhandene Fachkompetenz in der Gemeinschaft spiegelt sich auch in der Entwicklung einiger Kinder wider. Zum Beispiel, zeigte ein Junge bei seinem Einzug ein unsicher-ambivalentes Bindungsverhalten zu seiner Mutter, was sein spielerisches Explorationsverhalten sehr einschränkte. Er suchte auch wenige soziale Kontakte zu anderen Kindern oder Erwachsenen. Inzwischen blickt der Junge offen und neugierig in die Welt, verfügt über mindestens altersgerechte soziale Kompetenzen und ist gut in die Kindergruppe integriert. Die Offenheit, Fröhlichkeit, Freundlichkeit und Wissbegier unserer Kinder sind Ausdruck der Liebe und des Erziehungskonzepts der Gemeinschaft. Ich könnte mir keinen schöneren Ort für meine eigenen Kinder vorstellen!

Zur Struktur

Die Gemeinschaft wird durch eine Kompetenzhierarchie strukturiert. Das bedeutet, dass es neben den anderen Arbeitsbereichen auch für die Gesamtausrichtung und die Innenarbeit Menschen gibt, die hier die größte Kompetenz und somit den größten Einfluss, die meiste Entscheidungskraft und Verantwortung tragen. Das geschieht durch ein großes Leitungsteam und nicht wie im Artikel dargestellt durch einen Guru. „K. K.“ ist seit einiger Zeit aus dem Leitungsteam zurückgetreten. Es gibt darüber hinaus zu wichtigen Entscheidungen Gemeinschaftsrunden, zu welchen über aktuelle Fragen transparent gesprochen wird. Jede Person wird dazu ermutigt ihre eigene Meinung einzubringen. Der Ort ist zu einem liebevollen und fruchtbaren Ort und sicheren Zuhause geworden, weil Menschen viel Arbeit und Liebe investiert haben ohne dafür entsprechende Vorteile zu fordern. Mit großem Abstand vorn heran „K.K.“ und Felix Krolle. Ich kann meine Dankbarkeit dafür und für die persönliche Unterstützung, zu der sie jederzeit ohne Gegenleistung bereit waren, gar nicht ausreichend in Worte fassen.

Innenarbeit und Beweggründe

Mit den Menschen von Go&Change habe ich Wegbestreiter gefunden, die ihre Augen nicht vor den Problemen in der Gesellschaft, im freundschaftlichen und im familiären Miteinander verschließen. Menschen die gemeinschaftlich etwas Neues an den gewohnten Stellen von Einsamkeit, Missgunst, Leistungsdruck und Konkurrenz zu schaffen. Wo besser anfangen, bei seinem Vorhaben mehr Liebe und Frieden auf die Welt zu bringen, als bei sich selbst und bei seinem nächsten Mitmenschen?!

Was bedeutet das konkret? Die Menschen von Go&Change sind über die Zeit und gemeinsamen Erfahrungen zu meiner Familie geworden, sind mir so nah und wichtig geworden, dass ich mir in tiefem Vertrauen um ihr Wohlwollen sicher sein kann, egal welche Differenzen zwischen uns stehen mögen. Auf Basis dieses Vertrauens kann jedes Verhalten angesprochen und gespiegelt werden, das meinen Mitmenschen oder mir selbst nicht zu Gute kommt. Nicht selten deckt das ein anderes Bild auf, als man vor sich oder vor anderen gerne wahren würde. Gleichermaßen gilt es, sich in seiner Schönheit und Fähigkeit und damit auch in seiner Verantwortungsfähigkeit anzunehmen. Lebe ich wirklich nach den Werten, die ich vorgebe zu haben? Sich das alles einzugestehen, fühlt sich im ersten Moment nicht immer gut an. Der Blick zu sich selbst entpuppt sich immer wieder als der notwendigste und zugleich als der schwierigste. Entweder man entscheidet sich in diesen intensiven Zeiten in Verbindung zu bleiben und in sich aufzuräumen, auch wenn dies als herausfordernd empfunden wird und Mut benötigt, oder man entscheidet sich in Trennung und Projektionen gegenüber seinen Mitmenschen zu gehen, was jedoch auf Dauer kein schönes Zusammenleben in Gemeinschaft bedeutet.

Man kann bei Go&Change zu jeder Zeit einen Prozess unterbrechen, doch eine der wenigen Regeln lautet: Behandele deine Mitmenschen (Freunde, Familie) nicht schlecht!

Diese Arbeit hat mich von einem sinnsuchenden zu einem selbstbewussten, ausgerichteten Menschen gemacht, im Streben nach (innerem) Frieden. Hier kann ich die Nähe und Ehrlichkeit, die ich mir für meine Beziehungen wünsche, lernen und leben. Das macht mich glücklich und gibt mir Kraft im Außen zu wirken. Noch nie habe ich so viel Freiheit darin empfunden, das zu sein und zu werden was ich möchte. Noch nie in meinem Leben wurde ich zu so viel Selbstverantwortung angehalten wie bei Go&Change. Dies betrifft auch meinen Auszug aus dem Kloster. Ich habe an einigen Stellen bisher nicht ausreichend Verantwortung übernommen, meine Freunde nicht immer wie Freunde und meine Familie nicht immer wie meine Familie behandelt. Nun gilt es auf mich zurückzufallen und mir die Frage zu stellen: Was möchte ich leben? Es fordert von mir aus eigenen Kräften in meinen Handlungen hinter meinen Entscheidungen zu stehen. Das ist das Gegenteil von Abhängigkeiten knüpfen, wie es in dem Artikel vorgeworfen wird.

Ja, diese Worte und diese Lebensweise stoßen an. Sie mögen so gar nicht in die Glaubensmuster und Weltanschauungskonzepte von manchem passen. Sie mögen wie Utopien klingen. Doch es braucht Menschen, die Dinge hinterfragen, Fehler machen und daraus lernen, die Altes sprengen und Neues wagen für eine positive Entwicklung unserer Gesellschaft. Das war schon immer so und wird auch so bleiben. Die Welt braucht Orte wie diesen!

Judith Fitz-Koch

11.06.2020 – 00:33 von Marie-Elisabeth Rülke an Go&Change

 

Vor ca. drei Jahren zog ich, mit meinem damaligen Partner und meinen beiden Kindern in die Gemeinschaft Go and Change. Damals studierte ich an der HfBK in Dresden. Wir hatten zuerst versucht selbst eine

Gemeinschaft zu gründen, bis wir auf Go and Change gestoßen waren und nach einer halbjährigen Phase der Annäherung fest entschlossen Teil dieser Gemeinschaft wurden.
Wir sprachen in der Gruppe oft und lange darüber, was es bedeutet Teil dieser Gemeinschaft zu sein, sich aufeinander einzulassen, für den Wandel in dieser Welt zu gehen. Dafür zu gehen ist eine

Entscheidung, die jeder der an diesem Ort lebt und lebte in freier Selbstverantwortung treffen musste. Niemand wurde überredet hier einzuziehen. Im Gegenteil Personen bei denen wir kein ernsthaftes Interesse wahrnehmen konnten, bekamen auch nicht die Zustimmung der Gruppe einzuziehen.
Die Gemeinschaft unterstützte mich meinen Abschluss an der Kunsthochschule zu machen. Danach leitete ich gemeinsam mit anderen Künstlern und Pädagogen den Kunstbereich im Kloster. Unter anderem luden wir Künstler zu uns ein, Kurse zu geben.
Ich wurde von K.K. ins Leitungsteam eingeladen. In meinen 2,5 Jahren im Leitungsteam hatte ich die Möglichkeit Verantwortung zu übernehmen und brachte mich in der Gestaltung unseres Alltags, der Gesprächsrunden und vielem mehr mit ein. Dabei wurde mir immer großes Vertrauen entgegengebracht. Die Gemeinschaft sah mein Potenzial und unterstützte mich darin es zu leben, was für mich einen enormen Schub in Selbstverwirklichung und Entwicklung bedeuteten. So erlebte ich es auch bei allen Anderen. Egal wer sich einbrachte, wurden liebevolle Impulse immer aufgegriffen. Jeder wird in einer fürsorglichen und wertschätzenden Art unterstützt sich zu entfalten, wie ich es an keinem anderen Ort erlebt habe.

An dieser Stelle möchte ich auf ein aus dem Zusammenhang gerissenes Bild ihres Artikels ansprechen. In dem werden ehemalige Mitbewohner zitiert, dass wir Kinder schreien ließen und als Eltern Instruktionen empfangen würden, aufgrund derer wir unsere Kinder nicht mehr anschauen. Ich bin schockiert, dass sie uns öffentlich Gewalt und Liebesentzug gegenüber unseren Kindern unterstellen. Außerdem entmündigt uns dieses Bild nicht nur, sondern spricht uns unsere Liebe und Fürsorge gegenüber unseren Kindern ab.
Gehen sie in einen beliebigen Haushalt mit Kindern und sie werden Eltern erleben, die ein trotziges Kind weinen lassen und ihm eine Grenze setzen, anstatt es mit Schokolade für sein Verhalten zu belohnen.
Als ich ankam, war ich mit meinen Kindern in vielen Dynamiken verstrickt.
Ich erhielt mehrere Spiegel, auf die zahlreiche Gespräche folgten in denen ich die Möglichkeit hatte die Beziehung zu meinen Kindern zu reflektieren.
Ich habe es diesen gemeinsamen Prozessen bei denen ich stets von K.K, der Leitung und Gemeinschaft unterstützt wurde, zu verdanken, dass es meinen Kindern heute so gut geht und die Beziehung zu ihnen so ist, wie sie ist.
Auf der Suche danach wie es ’noch Schöner‘ geht, gründeten wir einen Elternrat, indem wir uns fast jede Woche und bei Bedarf trafen, um uns zu besprechen. Wir reflektierten, wie es unseren Kindern geht, was sie brauchen, wie wir als Eltern auf sie wirken und wie wir das miteinander gestalten können.
Andauernd gab und gibt es eine ‚Kinderleitung‘, die zeitweise aus Pädagogen, examinierten Kinderpfleger, Sonderschulpädagogen und Psychologen bestand und besteht.
Diese Gemeinschaft hat sich entschieden, alle individuellen und kollektiven Themen anzuschauen, Antworten auf Fragen des Miteinanders zu suchen, zu finden und auch zu leben.
Die Erfahrungen bei Go and Change haben mein Leben tief greifend verändert. Diese Menschen handeln aus Liebe, weil sie wollen, dass es allen gut geht!
In Ihrem Artikel stellen Sie ein Bild dar, das uns als bösartige Menschen malt, die mit Strafmaßnahmen arbeitet. Es ist gelogen und empörend, zu behaupten die Gesprächsrunden seien gewaltsamer Psychoterror. Wir haben nicht willkürlich jemanden herausgepickt und schikaniert, vielmehr wurden unter anderem Personen angesprochen, deren Verhalten destruktiv gegen sich selbst oder andere Personen wirkte. Sollte man zusehen wie jemand jemanden verletzt an einem Ort, an dem wir uns gemeinsam entschieden haben, etwas Neues zu versuchen? Aus ihrem Text geht hervor, dass wir die „Betroffenen“ mittels Manipulation und psychischem Druck beeinflusst haben. Wie bitte? Ich habe erwachsene, mündige Männer und Frauen erlebt, die sich frei entschieden haben, diesen Weg miteinander zu gehen. Sich selbst ermächtigt zu entscheiden, macht diesen Weg aus und überhaupt erst möglich.
Von der Leitung wurden zahlreiche Gesprächsrunden initiiert, in denen jeder dazu eingeladen war Fragen zu stellen und Kritik zu äußern.
K.K., Felix Krolle und andere Leitungs- sowie Gemeinschaftsmitglieder erlebte ich Kritik gegenüber in einer offenen, reflektierten Haltung. Wenn sich jemand zeigte, wurde er darin ernst genommen, und wir suchten einen gemeinsamen Weg.
Ich glaube die meisten, die sich nun über die Zeitung zu Wort melden, wollen nicht akzeptieren, dass bei Go&Change sich jeder eine Meinung zu dem Verhalten jedes Anderen macht. In den letzten Jahren haben wir viel Zeit miteinander verbracht und lernt man sich in allen Seiten kennen. Wenn man dann dazu Spiegel gibt oder erhält, stellen diese eine Chance dar etwas zu verändern. Natürlich konfrontiert einem Feedback mit dem eigenen Verhalten und Selbstbild. Jeder kann dann für sich entscheiden, wie er mit dieser Möglichkeit sich zu erkennen umgeht.
Wollte ich nicht annehmen, was von mir gesehen und in Liebe bewertet wurde, würde ich auch versuchen mein Gegenüber als den Schuldigen dastehen zu lassen. Denn dann sind alle Verantwortlich, nur nicht ich.
Im Frühjahr 2020 entschied die Gemeinschaft innerhalb eines Gruppenprozesses meinen Ausschluss aus Selbiger und damit auch, dass ich aus dem Kloster ausziehe.
Als ich ging, war für mich klar, dass meine Kinder bei ihrem Vater, meinem ehemaligen Partner in der Familie und Gemeinschaft Go and Change wohnen bleiben.
Ich liebe diese Menschen und weiß, dass meine Kinder im schönsten Zuhause leben, das ich kenne.
In den darauffolgenden Wochen kam die Gemeinschaft immer wieder auf mich zu, lud mich zu Klärungsgesprächen ein, boten mir an die Thematiken gemeinsam aufzuarbeiten und wieder Zeit miteinander zu verbringen – über den Konflikt hinaus, gemeinsam miteinander sein.
Inzwischen befinde ich mich wieder in der Annäherung zum Kloster.

Marie-Elisabeth Rülke (Diplom Design)

06.06.2020 – 19:05 von Rike Martin an Go&Change

Guten Tag Herr Stahl, guten Tag Frau Jeske,

als ehemalige Mitbewohnerin von Go&Change beziehe ich mich hiermit auf die Gemeinschaft betreffenden Artikel, die Sie in der Mainpost veröffentlicht haben.

Ich habe zwei Jahre bei Go&Change gelebt, bin im Januar weggegangen und bin nun dabei, in die Nähe der Gemeinschaft zu ziehen.

Sie fragen mich nicht nach meiner Sichtweise, ich antworte trotzdem. Weil mir der Lebensweg in Gemeinschaft, den ich vor einigen Jahrzehnten gewählt habe, sehr am Herzen liegt und ich gerne öffentlich Stellung dazu beziehe.

Natürlich fragen Sie auch nicht, wie es mir damit geht, wenn Sie meine Gemeinschaft ausschließlich aus der Sicht von Menschen darstellen, die ihre Erfahrungen negativ bewerten. Ich erzähle es trotzdem. Weil ich mich gerne öffentlich hinstelle für die Menschen, die ich liebe.

Zudem fragen Sie nicht, wie es den Menschen in unserer Umgebung damit geht, bevor Sie ihre Anschuldigungen veröffentlichen. Mir liegen sie am Herzen. Wir leben in demselben Dorf, haben viel miteinander zu tun, und ich schätze sie sehr.

Ich bin Anfang 60 und lebe seit 45 Jahren in Gemeinschaften. Mein Fokus lag dabei immer auf einem wahrhaftigen transparenten Miteinander und – als Voraussetzung dafür – auf persönlicher Entwicklung hin zu einem liebenswerten und liebesfähigen Menschen. Und immer war es mir wichtig, damit auch gemeinsam an einem Wandel in der Welt mitzuwirken.Ich werde vorwiegend Stellung dazu beziehen, wie ich Go&Change als Entwicklungsgemeinschaft erlebe – in starkem Kontrast zu Ihrer Darstellung. Es gibt so viele Themenbereiche in ihrem Artikel, die fern der Realität dargestellt werden, ich werde nicht auf alle eingehen.

Jede Gemeinschaft entwickelt und nutzt gemeinschaftsbildende und vertrauensfördernde Methoden, mit denen sie ihre Kultur gestaltet und die Mitglieder in all ihren Facetten sichtbar werden können. Als ich Go&Change vor drei Jahren kennengelernt habe, wurde mir schnell klar, dass es die Gemeinschaft ist, in der ich mich weiterentwickeln will. Diese Menschen leben in ständiger Reflektion, wie wir uns in Beziehung zueinander verhalten und was liebevoll ist. Für mich ist das genau der Punkt, an dem wir menschheitliche Entwicklung bitter nötig haben.

Ich vertraue Go&Change voll und ganz, weil wir uns gegenseitig in dieser Tiefe spiegeln. Ich habe noch nie von meinen Mitmenschen so klare, kompetente, radikal ehrliche Rückmeldungen zu meinem Verhalten bekommen. Eines ihrer höchsten Anliegen ist es, einander in der Entwicklung zu unterstützen. Viele Menschen, die ich kenne, wollen das nicht. Und wenn es nicht das ist, was sie wollen, macht es keinen Sinn, bei Go&Change zu sein. So einfach ist das.

Es macht mich so wütend und traurig, dass „Ehemalige“ zur lokalen Presse rennen, um sich erfolgreich als Opfer von Go&Change darzustellen und der Gemeinschaft auch noch den Grund dafür in die Schuhe zu schieben, dass sie sich anonym dazu äußern müssen. In Missachtung dessen, wie vielen Menschen sie damit schaden.

Ich habe keine Angst vor den Menschen dieser Gemeinschaft und den radikalen Spiegeln, ich habe höchstens Angst vor meinen eigenen Versuchen, andere für mein Leid verantwortlich zu machen und sie damit ins Unrecht zu stellen. Es entspricht nicht ihrer eigenen Würde, wie die Frauen sich in dem Bericht darstellen. Mir scheint, dass diese „Ehemaligen“ bei Ihnen in ein leider geläufiges Weltbild hineinsprechen, das Menschen, und vor allem Frauen, wie Sie immer wieder betonen, ihre Eigenverantwortlichkeit abspricht und sie zu den Leidtragenden ihrer selbst verursachten Lebensgestaltung macht. Und – viel schlimmer – anderen die Schuld dafür gibt. Ich kenn mich da aus, ich war und bin immer wieder Meisterin darin, oft ganz subtil. Und habe diese Dynamik von Go&Change ständig gespiegelt gekriegt.

Es ist genau das verinnerlichte Weltbild, das leider die meisten von uns mehr oder weniger ausgeprägt in sich tragen, an dem auch ich in Gemeinschaft immer wieder gescheitert bin. Bei Go&Change habe ich Menschen gefunden, mit denen ich ehrlich und wahrhaftig daran arbeiten kann. Die nicht unter ihren Werten weggehen und Menschen eher wegschicken, wenn sie stur an ihren Konditionierungen festhalten. Die sich nicht manipulieren lassen und ihrer Arbeit für Liebe und Frieden treu bleiben. Für mich hat mein Leben mit Go&Change mit 60 Jahren nochmal einen tiefgreifenden Wandel bewirkt, den ich nicht missen will. Im Gegensatz zu den Erfahrungen der Ehemaligen, die sich bei Ihnen im Artikel zu Wort gemeldet haben, habe ich in Begleitung dieser Gemeinschaft einen Schub in Richtung Selbstverantwortung gemacht.

Ich war in Gemeinschaft auch Zeit meines Lebens auf der Suche nach weiterführenden Perspektiven für Beziehung, Partnerschaft und Sexualität. Ich konnte mit den Angeboten, die mir die Gesellschaft dazu bietet, nie etwas anfangen und bin schon im Alter von 16 Jahren in Gemeinschaften andere Wege gegangen. Auf denen wir Partnerschaften in Transparenz mit der Gemeinschaft leben und uns gegenseitig unterstützen, liebesfähiger zu werden und uns lieben zu lassen. Auch in Bezug darauf bin ich Go&Change für all die Spiegel dankbar, die letztendlich dazu führen, in Liebesbeziehungen keine Kompromisse mehr zu machen. Ich habe eine der schönsten Partnerschaften meines Lebens bei Go&Change geführt, nicht, weil ich meinen Traummann gefunden hatte, sondern weil unser Fokus zusammen mit der Gemeinschaft auf Liebe und Entwicklung lag. Das ist kein wunderschönes Liebesgedudel, zum Teil ist es harte Arbeit. Und ein gutes Gefühl, wenn man nichts zu verbergen hat! Leider bin ich an einem Punkt nicht mehr mitgegangen und habe mich für meine Ängste und Widerstände entschieden, statt mich lieben zu lassen. Wie arrogant! Und wie schmerzhaft für einen liebenden Partner! Ich hab damit die Trennung von ihm und von der Gemeinschaft herbeigeführt. Und war wütend. Auf diejenigen, die mir mein Opfertum und meine Wut gespiegelt haben. Wäre doch ein Grund, zur Presse zu gehen und mich zu beschweren, oder???

Ich war schon in einigen Gemeinschaften an diesem Punkt und bin nie weitergegangen. Bei Go&Change ist das nicht möglich. Nachdem mir viele Chancen gegeben wurden, da mit der Gemeinschaft durchzugehn, und ich sie nicht wahrgenommen habe, wurde ich weggeschickt. Mit der weiteren Aufforderung: „Geh da durch!“

Ich schätze die Menschen der Gemeinschaft sehr für ihren Beitrag in der Welt! Sie bewegen etwas in den Tiefen der Menschen.

Ich hoffe sehr, dass die konstruktive Auseinandersetzung über Ihren Artikel eine große Öffentlichkeit bekommt.

Rike Martin

06.06.2020 – 16:58 von Brit Marie Abele an Go&Change

 

„Go&Change ist der liebevollste Ort, den ich kenne, ich bin so dankbar für die Spiegel, die ich bekommen habe und die Selbsterkenntnis, die mir ermöglicht wurde. Es ist mein zu Hause und meine Familie und ich entspanne mich, wenn ich an diesen Ort denke […]“ schrieb ich am 12. Februar 2020 in mein Tagebuch. Wie kann es sein, dass ich so etwas über einen Ort schreibe, von dem ich ca. einen Monat vorher rausgeschmissen wurde? Schon immer habe ich viel über mich selber nachgedacht und habe danach gesucht, wer ich wohl bin und was meine Aufgabe auf der Welt ist. Ich war reisen und unterwegs, habe verschiedene Menschen und Kulturen kennengelernt und kam wieder nach Deutschland zurück.
Ich hatte eine Vision von einem Haus oder einem Hof, wo Menschen zusammenwohnen, gemeinsam an sich und ihren Beziehungen und dem Zusammenleben arbeiten, Kinder großziehen und mit ihnen im Wald spielen. Ich habe danach gesucht, aber ich habe es nicht geschafft, so etwas zu erschaffen. Als ich das erste Mal zu Go&Change kam, bin ich aus den Latschen gekippt, weil das was diese Leute dort leben meine Vorstellungen bei weitem Überstieg. Diese Leute haben mich liebevoller aufgenommen als meine Familie, sie haben gesehen was ich brauche und waren ehrlich zu mir. Ich hatte Bilder in mir, dass ich die einzige bin, die die Welt retten kann, dass ich die geilste bin und dass ich alles verstehe, beziehungsweise, dass es nichts gibt was andere Menschen machen, das ich nicht verstehe. Meine arrogante Haltung wurde mir natürlich gespiegelt und ich wollte es nicht annehmen. Natürlich dachte ich, dass all das Negative durch diese Menschen in mir erzeugt wurde, denn es passte nicht in mein Selbstbild, dass ich ein Arsch bin.
Als ich dann nach meinem Rausschmiss alleine wohnte, fühlte ich den Schmerz in mir, durch den ich diese ganzen misslichen Situationen erschaffen hatte. Ich schaute hin und stellte fest, dass ich diesen Schmerz schon mitgebracht hatte und durch meine Haltung und mein Handeln immer wieder reproduzierte und dadurch andere Menschen fühlen mussten, was ich nicht fühlen wollte. All der Druck, den ich in der Gemeinschaft fühlte, kam von mir und ich habe versucht andere Menschen zu manipulieren und zu erpressen, damit sie mir bestätigen, dass ich richtig bin. Diese Menschen haben mir all das gespiegelt und mich trotzdem geliebt an Stellen an denen ich mich schon aufgegeben hatte. (Danke dafür!)
Inzwischen habe ich angefangen den Kontakt mit meiner Herkunftsfamilie weiter zu pflegen, und sehe, wo diese Strukturen herkommen und kann sie mehr und mehr zu mir nehmen und mich davon emanzipieren. Dadurch ist nicht nur der Kontakt zu meiner Familie schöner geworden, ich stehe auch wieder in regelmäßigem und schönen Kontakt mit der Gemeinschaft.
Insofern kann ich bestätigen, das ist echte Heilungsarbeit, die die machen. Ich bin stärker geworden, der Kontakt zu meiner Familie ist schöner geworden, ich mache eine Ausbildung, was ich mir vorher niemals hätte vorstellen können so lange an einem Ort zu bleiben wo ich vorher niemals Dinge zu Ende gebracht habe. Ich habe gelernt was es heißt zu Hause zu sein, was echte Freundschaft ist und was Familie bedeutet. Außerdem habe ich meinen Platz gefunden, meine Aufgabe; ich bin Krankenschwester in Ausbildung. Ich stehe zu hundert Prozent hinter der Gemeinschaft und bin jeder Zeit bereit auszusagen oder in einem Gespräch von meinen Erfahrungen zu berichten, sollte jemand Fragen haben was hier passiert ist.
Es ist so wichtig, dass wir auf uns selbst zurückfallen und den Krieg in uns aufhören, denn sonst wird der Krieg im Außen nie aufhören. Das ist die wichtige Arbeit, die Go&Change für unsere Welt macht.
In Liebe und Lebensfreude,
Brit Marie Abele

05.06.2020 – 00:15 von Agata Laszcz an die Mainpost

 

Sehr geehrte Frau Jeske, sehr geehrter Herr Stahl,

auch ich bin schockiert und entrüstet über Ihre meinungsmachenden, fahrlässig-beschuldigenden Artikel über die Go&Change Gemeinschaft (Mainpost vom 22.5.2020 und 1.6.2020). Wie kommen Sie dazu solche schweren Vorwürfe und Vermutungen aufgrund von so einseitiger und oberflächlicher Information zu veröffentlichen, ohne sich die Mühe zu machen den Tatsachen auf den Grund zu gehen? Sie schützen nicht vor ungerechtfertigten, negativen Auswirkungen Ihres Artikels. Diese Auswirkungen betreffen viele Menschen, nicht nur die Gemeinschaft samt der Kinder und die anderen Ex-Mitglieder.

Warum hinterfragen Sie nicht die Motive der Personen, die diese Vorwürfe erheben?
Warum überprüfen Sie nicht die Quellen und geben den Aussagen seriöser Institutionen so wenig wert? Wieso wird eine Gegendarstellung seitens der Gemeinschaft verhindert, obwohl sie zu Gesprächen eingeladen hat? Wieso ist auf die fundamentale Frage „warum noch keine Anzeige erstattet wurde“ ein Schulterzucken und der Wunsch stressfrei weiterzuleben wichtiger, als zu verfolgen warum eine Anzeige „aussichtlos“ sein könnte. Liegt es an der Schwäche des Rechtsstaats oder vielleicht doch an nicht stattgefundenen Straftaten? Womit rechtfertigen sie ihre sensationsheischende Schlagzeile „Staatsanwaltschaft prüft Vorwürfe…“ wenn die Staatsanwaltschaft durch die Vorwürfe ihres ersten Artikels überhaupt erst dazu verpflichtet ist, dies „von Amts wegen“ zu tun? Warum werden im ersten Artikel keine Ex-Mitglieder gefragt, die in Frieden sind mit der Gemeinschaft? Und warum haben Sie im zweiten Artikel den Stellungnahmen dieser Ex-Mitglieder kaum Raum und wenn, dann nur mit unkonkreten Passagen eingeräumt? Und warum haben Sie weniger aussagekräftige Personen gewählt z.B. keine langjährigen Mitbewohner, Ärzte oder Frauen? Passen deren Aussagen, wie meine auch, nicht in das Bild, welches Sie erzeugen wollen?

Fünf Jahre habe ich mit Go&Change gelebt und davon vier Jahre mit den Menschen zusammengewohnt. Die meisten hier Beteiligten kenne ich persönlich samt ihrer Geschichte mit Go&Change. Auch war ich viele Monate Teil des Leitungsteams und kenne die internen Strukturen, deren Entstehung und die entsprechenden Entscheidungsvorgänge. Darüber hinaus bin ich Ex-Partnerin vom von ihnen angefeindeten K.K, mit einem gemeinsamen kleinen Kind.

Mir ist es ein Herzensanliegen die Gemeinschaft, die nicht nur Heimat ist für unser Kind, sondern auch meine innere Heimat, vor der Missgunst, Verleumdung und medialen Gewalt zu schützen. Ich liebe die Menschen dort und das was sie tun. Go&Change ist für mich ein Ort der Liebe, der Verbindung, des Friedens, der Kooperation, des Aufbaus und der Heilung. Damit ist es eine gelebte Antwort auf die vielen Probleme und Fragen der heutigen angstbesetzten Zeit voller Einsamkeit, Konkurrenz, Zerstörung und Trauma.

Ich bin so froh unser Kind dort mit aufwachsen zu sehen, in Geborgenheit, mit einer kreativen und vor allem sozialen Förderung, die ein tiefes Urvertrauen in die Menschen ermöglicht. Mit einer verinnerlichten Grundeinstellung von Lebensfreude, Kooperation und aufeinander Achten. Die Kinder können sich in Freiheit und anhand von Grenzen erfahren, haben die Möglichkeit die eigenen Potentiale auf vielfältige Weise zu entdecken und können spielerisch Verantwortung übernehmen durch kleine Aufgaben und Projekte. Genährt von zahlreichen fürsorglichen Bindungen, über uns als Eltern hinaus, wächst mein Kind in einem Netz aus Menschen auf, die mit geballtem Wissen und Elan um eine friedvolle Zukunft der Kinder ringen, als wären es ihre eigenen. Um so schmerzhafter, dass Sie nicht davor zurückschrecken, die verstorbenen Kinder zur Meinungsmache, zu benutzen. Es ist erschreckend, dass Sie dieses Zuhause angreifen mit dem Vorwurf der Kindeswohlgefährdung und damit der Meinung selbsternannter „Aussteiger“ und Besuchern mehr Bedeutung geben, als dem Jugendamt. Sie geben auch an dieser Stelle wieder einem Gast mehr Raum als Menschen, die lange in der Gemeinschaft gelebt haben. Diese anonyme Frau behaupten im zweiten Artikel, Eltern hätten wenig Mitspracherecht beim Betreuungskonzept, was schlichtweg nicht wahr ist. Allein der Fakt, dass regelmäßig der Elternrat einberufen wird und auch die ganze Gemeinschaft in die Erziehung und das Gestalten des Erziehungskonzepts mit eingebunden ist, führt den Vorwurf ad absurdum.

Ich habe Go&Change und den Menschen dort nichts vorzuwerfen, im Gegenteil: Ich wurde noch nie so weitreichend auf allen Ebenen unterstützt, von Anfang an und allen voran von K.K. und Felix Krolle. Solch ein unermüdlicher, karitativer Einsatz sollte unterstützt und behütet werden, damit noch mehr Menschen derart engagiert handeln. Diese Selbstermächtigung zur Verantwortungsübernahme geschieht seit vielen Jahren in der Gemeinschaft und wird stets gefördert durch Potenzialentfaltung, Arbeit im großen Leitungsteam und nicht zuletzt durch das Zurücktreten von K.K. aus der Leitung vor Jahren. Spätestens hier sollte Ihnen auffallen, dass es einfach keinen Guru gibt. Mit ihrem Artikel schließen Sie sich denen an, die ihre Verantwortung für ihre Probleme im Leben am liebsten einem Guru zuschieben wollen, um ihn dann als böse darzustellen und mit den dort geparkten Problemen scheinbar fein raus zu sein. Sie unterstützen diese Menschen, statt jene, die wirklich etwas neues Wagen und nachweislich vieles zum Besseren bewegt und Großes aufgebaut haben.

Aufgrund der Anfeindungen einmal an meinem Beispiel hervorgehoben:

Alle meine Beziehungen, auch die außerhalb des Klosters zu Angehörigen und Freunden werden unterstützt und gesunden, werden klarer und ehrlicher. Auch die Beziehung zu mir selbst: Wenn ich bedenke, was alles an meinen psychosomatischen Beschwerden, Konflikten und Problemen ein Ende gefunden hat. Ich habe so viel Lebensfreude, Selbstbewusstsein, Kraft und Lebensqualität gewonnen, wie ich vorher nicht einmal geahnt habe, dass es möglich sei. Da kann ich nur erleichtert und dankbar sein. Und dies hat jeder der Mitbewohner an sich selbst erfahren, sonst wäre er kaum dort eingezogen.

Mit dem Einzug hat sich jeder auch explizit dafür entschieden, gemeinsam um die liebevollste Lösung zu ringen und diese Kulturarbeit zu leisten. Jeder einzelne Mitbewohner hat in vielen Abstimmungen mitentschieden, destruktivem Verhalten (z.B. Partner ausspannen, Macht-Intrigen, Beleidigen), wie es in der Gesellschaft und Medien als ’normal‘ dargestellt wird, in der Gemeinschaft verantwortungsvoll einen Riegel vorzuschieben. Damit hat sich ausnahmslos jeder bewusst dafür entschieden, die Gemeinschaft ’schlimmstenfalls‘ verlassen zu müssen, sofern er oder sie verletzend handelt und die zahllosen Chancen und Handreichungen nicht zur Veränderung nutzt.

Um so wütender bin ich auf die selbsternannten „Aussteiger“, die diesen Ort nun derart anprangern und zu zerstören versuchen. Sie sind nicht ausgestiegen, wie sie es so gern darstellen, sondern wurden allesamt aufgefordert Go&Change zu verlassen, wegen ihres destruktiven Verhaltens und der daraufhin fehlenden Einsicht und Veränderung. Wie gesagt, ich habe es persönlich miterlebt. Es ist absolut verantwortungslos sich nun als Opfer darzustellen und es ist ein Racheakt aus persönlicher Kränkung und Missgunst.

Um die Absurdität noch einmal sichtbar zu machen: Nehmen sie an, sie hätten wirklich „Angst vor Verfolgung“, wie anonym behauptet wurde: Würden sie mit solchen prekären Aussagen als Erstes zur Zeitung gehen? Ich würde bei dieser scheinbaren Schwere der Verbrechen zu meiner und aller Sicherheit direkt zur Polizei gehen und Polizeischutz beantragen. Als Mitwissende würde ich mich verpflichtet fühlen die anderen Opfer mitzuretten. Es sei denn es gibt nichts zu befürchten und stattdessen die Intention zu schädigen.

Ich fordere Sie auf Ihre rufschädigende Darstellung, durch entsprechende Recherchen, Veröffentlichungen und Veröffentlichung von Stellungnahmen wieder gutzumachen, um den Schaden zu minimieren. Dies sollten Sie nicht zuletzt auch tun, um dem Vertrauen in Sie, als seriöse Regionalzeitung gerecht zu werden. Gern bin ich mit weiteren Aussagen bei der Wahrheitsfindung behilflich, sofern dies Ihr ehrliches Interesse sein sollte. Für eine entwürdigende Schlammschlacht wie bisher, bin ich nicht zu haben. Daher erlaube ich eine Veröffentlichung von Teilen meiner Stellungnahme nur mit einem explizit bei mir eingeholten Einverständnis. Die komplette Stellungnahme können sie jedoch gern veröffentlichen.

Agata Laszcz, B.Sc. Psychologie

04.06.2020 – 21:29 von Marius Windt an die Mainpost

Lieber Benjamin Stahl, Liebe Christine Jeske,

ich beziehe mich in meiner E-Mail auf Ihren Artikel „Psychodruck und sexualisierte Gewalt im ehemaligen Kloster“ und die beiden darauffolgenden Veröffentlichungen der Mainpost und möchte als vormaliger Bewohner der Gemeinschaft meine Sicht der Dinge schildern und damit zu einer friedvollen Lösung des Konfliktes beitragen.

Ich habe von Anfang November bis Anfang April im ehemaligen Kloster gewohnt und war vorher 1 3/4 Jahre regelmäßig als Gast zu Besuch. In meiner Zeit dort habe ich sehr viel über mich gelernt und Ruhe jetzt mehr in mir, weiß genauer was ich in meinem Leben möchte und kann besser meine Meinung vertreten und mit Menschen, die eine andere Ansicht haben, in Kontakt und in meiner Liebe zu ihnen bleiben. Go & Change ist der inspirierendste Ort, den ich bisher in meinem Leben kennengelernt habe und ich fühle mich mit den Menschen, die dort leben, nach wie vor tief verbunden. Die Ehrlichkeit und die Liebe die ich dort immer wieder in Begegnungen und Beziehungen erlebt habe, habe ich vorher in dem Maße selten erfahren.

Ein wichtiger Teil der in der Gemeinschaft gelebten Kultur besteht darin sich gegenseitig mit Feedback und Wahrnehmungen zu unterstützen. Wo bereicherst du mein Leben und ich bin dir dankbar und wo habe ich den Eindruck, dass du dich auf eine Weise verhältst die dir selbst und den Menschen, mit denen du in Beziehung bist, nicht guttut. Jede/r ist aufgefordert eine eigene Meinung zu haben und diese auszusprechen und seine Wahrnehmung der Dinge zu teilen und auszudiskutieren.

So wurden meiner Freundin und mir Stellen in unserer Beziehung gespiegelt, an denen wir auf eine destruktive Weise voneinander abhängig sind und uns gegenseitig auf eine Weise bestätigen, die uns davon abhält erwachsener und verantwortlicher für uns einzustehen, zu wachsen und ein erfülltes Leben zu leben.

Ich bin nach wie vor dankbar für das Feedback, was wir zu unserer Beziehung bekommen haben, weil ich einige Stellen, wo wir eine destruktive Paardynamik haben, jetzt besser sehen und verändern kann. An anderen Stellen habe ich eine andere Meinung, was auch dazu führte, dass ich mich Anfang April entschloss aus der Gemeinschaft auszuziehen und entgegen dem Ratschlag meiner Mitbewohner die Beziehung mit meiner Freundin weiterzuführen.

Ich hatte ein schönes abschließendes Gespräch mit dem von Ihnen benannten Felix Krolle in dem wir unsere verschiedenen Standpunkte darlegten und ich ganz klar seine Liebe und seinen Wunsch das es mir gut geht spüren konnte. Nachdem ich meine Sachen gepackt hatte, fuhr er mich zum Bahnhof und wir gingen gut auseinander. Vor Kurzem habe ich noch einmal telefoniert und wir haben nach wie vor, was meine Beziehung angeht, unterschiedliche Standpunkte und gleichzeitig einen guten Kontakt und Wertschätzung füreinander.

Bei Go & Change habe ich erlebt, dass man unterschiedliche Standpunkte haben und sich gleichzeitig weiter lieben kann.

Natürlich ist es eine Herausforderung gegenüber einer ganzen Gemeinschaft, die das eigene Zuhause ist, an wichtigen Stellen einen konträren Standpunkt zu haben und diesen gegen andere Meinungen zu vertreten. Gleichzeitig gehört für mich genau das zum Erwachsenwerden dazu. Einen eigenen Standpunkt gegenüber anderen Menschen zu vertreten und dabei innerlich in Kontakt zu bleiben.

Niemand bei Go & Change wurde zu irgendetwas gezwungen. Jeder/r hat die Möglichkeit an jeder Stelle eine andere Meinung zu beziehen und zu gehen, wenn er/sie nicht mehr dort leben möchte. Niemand wird verfolgt, wenn er beschließt auszuziehen oder von der Gemeinschaft aufgefordert wird zu gehen.

In Bezug auf Sexualität habe ich keine Grenzüberschreitungen erlebt, sondern im Gegenteil die Möglichkeit offen über Sexualität zu sprechen und dabei unterstützt zu werden seine eigene Sexualität zu leben, solange man dabei niemand anderen verletzt.

Der von Ihnen genannte K.K. ist ein Mensch, der in der Gemeinschaft großes Vertrauen genießt, gerade weil er so viele Menschen tief berührt und sie unterstützt eine eigene starke liebevolle Persönlichkeit zu werden. Niemand ist aus Angst zu Go&Change gezogen, sondern weil er oder sie tief berührt von dem Ort und insbesondere von K.K. ist. Natürlich spiegeln K.K. und andere aus der Gemeinschaft nicht nur die liebevollen Teile von einem, sondern auch die Stellen, wo man sich selbst und anderen schadet. Wenn man eine andere Meinung hat, kann man sie ausdiskutieren und jederzeit gehen, wenn man nicht auf einen Nenner kommt und merkt, dass man nicht mehr dort leben möchte.

In Bezug auf das Begleiten und Erziehen von Kindern geht es bei Go&Change darum Empathie und Grenzen zusammenzubringen. Also die eigenen Kinder zu lieben, sie tief zu sehen und ihnen Orientierung zu geben, liebevolle Grenzen zu setzen und dabei konsequent zu sein. Auch in diesem Zusammenhang habe ich viel gelernt und bin sehr dankbar und mit Wissen und Erfahrungen bereichert für den Fall, dass ich einmal selbst Papa werde. Für mich ist ganz klar, dass die Erwachsenen in der Gemeinschaft die dort lebenden Kinder tief lieben und möchten, dass sie eine wundervolle Kindheit haben und alles mitbekommen, was sie für ein erfülltes Leben brauchen.

An verschiedenen Stellen würde ich, wenn ich mir vorstelle Papa zu sein, weniger Grenzen und Konsequenzen setzen als andere in der Gemeinschaft, aber auch hierüber hatte ich immer die Möglichkeit mit allen Erwachsenen zu diskutieren und meine Meinung dazuzustellen.

Ich bin bereit mich weiter mit Ihnen auszutauschen, wenn das einer friedlichen Konfliktlösung dient und hoffe vor allem, dass sie ehrlich an Kontakt zu den Menschen im ehemaligen Kloster interessiert sind. Ich hoffe, dass wir uns am Ende alle darauf beziehen werden, dass wir Menschen sind, die ein erfülltes Leben leben möchten und herausfinden möchten wie wir in Liebe und Frieden miteinander auf diesem Planeten leben und dieses Wunder des Lebens gemeinsam feiern und wertschätzen können.

Ich selbst arbeite seit 7 ½ Jahren als Trainer für Gewaltfreie Kommunikation und unterstütze Menschen dabei ihre inneren Konflikte und Konflikte mit anderen Menschen auf friedvolle Weise zu lösen und dabei tiefer in Verbindung zu kommen und erlebe immer wieder welche Erfüllung darin liegt sich einander zu sehen und zu verstehen und aus der Verbundenheit neue Lösungen zu finden, die man vorher nicht sehen konnte.

Falls Sie meine E-Mail im Ganzen veröffentlichen möchten, können Sie das gerne tun. Falls sie nur Teile veröffentlichen oder zitieren möchten, würde ich gerne vorher wissen welche und dafür dann eventuell mein OK geben, damit ich sichergehen kann, dass ich so wiedergegeben werde wie ich es meine.

Alles Liebe,
Marius Windt

29.05.2020 – 12:18 von Donya F. Ordobady an die Mainpost

 

Frau Jeske, Herr Stahl,
liebe Gemeinschaft,

ich möchte mich in dieser Nachricht auf Ihren am 23.5.2020 veröffentlichten Artikel in der Mainpost über die Gemeinschaft Go&Change in Lülsfeld beziehen; für eine Richtigstellung der dort niedergeschriebenen, grausamen Vorwürfe gegen die Bewohnerinnen, insbesondere gegen Felix Krolle und den von Ihnen betitelten K.K. Ich kenne die Gemeinschafts seit über einem Jahr, habe mehrere Monate dort gelebt. Ihre Berichterstattung ist skandalös.

Ich war schockiert darüber, ein Bild vom Kloster Maria Schnee mit dem Untertitel „Schattenwelten“ groß auf der Titelseite (!) zu sehen sowie über den sich über zwei Seiten erstreckenden Artikel, basierend auf den Aussagen einiger weniger Ex-Bewoherinnen, gefüllt mit Diffamierung und schweren Vorwürfen. Sie haben den Menschen der Region Mainfranken das Bild eines Schreckenkabinetts über einen Ort gezeichnet, an dem Menschen leben, die es sich zur Lebensaufgabe machten, für Frieden und Ehrlichkeit einzustehen.

Ich kenne die Gemeinschaft seit dem Frühjahr letzten Jahres, habe seitdem mehrere Wochenenden dort verbracht und habe mich schließlich dazu entschlossen, einzuziehen. Während dieser Zeit habe ich durchweg positive Erfahrungen mit der dort gelebten Form des Miteinanders gemacht; ich habe in diesen Räumen Mitgefühl, bedingungslose Liebe, Lebensfreude, gemeinsames Trauern, Verbundenheit, und Zusammenhalt erfahren, was meine Entwicklung zu einem verantwortungsbewussten, frei denkenden, fühlenden und handelnden Wesen bereichert hat. In jedem Moment wird jede dort lebende Person dazu angehalten eine eigene Meinung zu haben, diese zu äußern und daraus Konsequenzen zu ziehen.
An diesem Ort wird hart daran gearbeitet, sich von dem jahrthundertealten „Opferkult“ unserer Gesellschaft zu emanzipieren – also genau von dem Bilde, was Sie mit Hilfe der von Ihnen befragten Personen, gezeichnet haben!
In meiner Arbeit als Ärztin sehe ich tagtäglich, wie Menschen durch u.a. diese Haltung krank geworden sind bzw. dabei sind krank zu werden, teils schwere körperliche und seelische Erkrankungen erleiden. Ich habe bei Go&Change gesehen und an eigenem Leibe erfahren wie verschiedenste chronische Leiden heilten, teilweise intentional und teilweise quasi als „Nebenprodukt“ durch die Aufarbeitung persönlicher Themen, Traumata, Konflikte der Vergangenheit und Gegenwart sowie die Erfahrung, das alles eingebettet in einem Feld der Annahme tun zu dürfen!
Ich kann Ihnen somit versichern: Das, was bei Go&Change passiert, ist echte Heilungsarbeit und damit ein wertvoller Beitrag zum Wohle unserer Gesellschaft. In meinen Augen gar revolutionär- sie übersteigt an vielen Punkten die Effektivität unserer modernen Medizin. Zualledem wird in der Gemeinschaft regelmäßige körperliche Betätigung integriert wie Yoga, Rückensport und Tanzen sowie eine auf biologischer Herkunft basierter, fleischfreier Ernährung, die erwiesenermaßen die Gesündeste aller Ernährungsformen darstellt.
Auch ich habe einen Teil der Zeit miterlebt, die Ralf B.’s Frau im Kloster verbrachte und ich kann Ihnen als approbierte Medizinerin versichern, dass diese Frau nichts an Ihren Problemen ändern wollte, letztendlich die allgemeingültige „Opferstrategie“ wählte, um nicht Verantwortung für sich zu übernehmen und eine Heilung ihrer Wunden zu ermöglichen!
Sebastian Stark habe ich persönlich nie kennengelernt, kann aber allein schon durch seine durch Felix Krolle bereitgestellten Facebook-Posts erahnen, wie hochpathologisch dieser Mann in seiner gelebten Persönlichkeitsstruktur wohl sein mag.

Das erste Mal war ich im März 2019 zu Besuch bei Go&Change; es war die Woche, in der das Kleindkind durch einen Unfall an einem nahegelegenen Teich gestorben ist. Ein Vorfall, den Sie in Ihrem Artikel nochmals aufgegriffen haben. Hier ein Rätsel für Sie: Mein erster Kontakt mit der Gemeinschaft; ich erlebe den tragischen Tod eines Kindes mit. Einige Monate später entscheide ich mich dazu dort zu leben. Wie passt das zusammen?
Es hat mich damals überwältigt und in den tiefsten Ecken meiner Seele berührt, wie die Gemeinschaft mit diesem tragischen Verlust umgegangen ist. Ich war Teil von stundenlangen Gemeinschaftstreffen, in denen das Geschehnis selbstkritisch von den zu dem Zeitpunkt verantwortlichen Betreuerinnen sowie der gesamten Gruppe, inklusive Gästen, reflektiert wurde, getrauert wurde, Wut und Verzweiflung, Hoffnung und Lebensfreude geäußert wurden. Ich habe miterlebt wie sich die Eltern des Kindes in ein liebevolles Nest fallen lassen konnten, ihren Schmerz nicht verstecken mussten, Unterstützung und Mitgefühl erfuhren. Es wurde sich mit gerade stattfindenden Projektionen Einzelner sowie möglicher zukünftiger Projektionen Angehöriger sowie Außenstehender befasst. Wie gleichzeitig mit dem Trauern gefeiert, gelebt und geliebt wurde. Das hat mich so tief berührt, so eine Dichte an Liebe und Menschlichkeit habe ich noch nie irgendwo gesehen. Ich schrieb in dieser Woche in mein Notizbuch nieder: „Ich bin gerade bei Go&Change, einer Gemeinschaft irgendwo in Bayern in der Pampa. […] Es ist der schönste Ort der Welt.“ Damit nur kurz die Fülle an Reichtum diesen Ortes, der sich hauptsächlich durch Spenden durch Freunde, Bekannte und Unterstützerinnen finanziert, angerissen.

Des Weiteren möchte ich die Erziehung der dort lebenden Kinder besonders hervorheben; ich habe noch nie so glückliche, lebensfrohe Kinder tagtäglich freudig durch die Flure des Klosters, durch den Klostergarten und das Lülsfelder Land hüpfen sehen. An diesem Ort sind sie von so vielen Menschen geliebt und umsorgt. Ich würde meine eigenen Kinder der Gemeinschaft blind anvertrauen, wenn ich nochmals Kind wäre, würde ich diesen Ort von allen Orten, die ich bisher kennengelernt habe, vorziehen. Es wird hart gearbeitet um ihnen Respekt, Ehrlichkeit und Fürsorge für ihre Mitmenschen beizubringen. Es wird ihnen vorgelebt, was Frieden, Wertschätzung und Dankbarkeit bedeutet; alles Werte, die für das Überleben unserer Menschheit unabdingbar sind. Das alles passiert absolut transparent, die Eltern der Kinder werden zu jeder Zeit mit in die Prozesse ihrer Kinder einbezogen. Durch die ganztägige Betreuung sind die Kinder stets zusammen; sie essen, schlafen und spielen gemeinsam immer in Anwesenheit von mind. 2-3 Erwachsenen. Das Jugendamt hatte nichts auszusetzen, der Betreuungsschlüssel ist besser als in den meisten Kitas, die Anzahl an Bezugspersonen groß. Durch die regelmäßigen Kennlernwochenenden und die offenen Türen für z.B. Gemeinschaftstage kommen sehr viele Menschen ins Kloster. Die Kinder begegnen jeder Person offen, neugierig, einladend und beziehen andere Kinder sofort mit in ihren Spielkreis ein, als wären sie Familie. Gäste, die zu Besuch kamen, als ich noch dort wohnte, erzählten mir, mit Tränen in den Augen, wie berührt sie von unseren Kindern seien und wie wundervoll so eine Kindheit bei Go&Change doch sein müsste. Soviel zum Thema „Psychodruck“… Kein Kind der Welt wäre an einem Ort glücklich, wo solch eine Atmosphäre, wie die von Ihnen beschriebene, herrscht!

Ich bin der Gemeinschaft sehr dankbar über die Zeit und Mühe, die sich vorallem die von Ihnen erwähnten Personen Felix Krolle und K.K. machen, um das alles zu verwirklichen, um zu gewährleisten, dass es jeder Person, die sich im Kloster aufhält, ob Gast oder Bewohner, gut geht.
In Ihrem Artikel beschreiben sie, dass sich der von Ihnen betitelte K.K. nicht an die gemeinsam Regeln des Miteinanders halte, von „oben herab“ agiere- im Regenteil! Er arbeitet am härtesten für die Aufrechterhaltung genau dieser Regeln und Werte!!!

Sie haben in Ihrer Recherche meines Erachtens grobe, professionelle Fehler gemacht. Sie haben sich nicht die Mühe gemacht weder aktuelle noch ehemalige Bewohner*innen der Gemeinschaft zu kontaktieren, um das einseitige Bild der gekränkten, nach Rache lechzenden Personen zu vervollständigen. Denn wie Sie ja jetzt schon nach nichtmal einer Woche sehen, haben sich schon mehr positive, die Gemeinschaft wertschätzenden Stimmen erhoben, als die von Ihnen interviewten Personen in ihrer Anzahl es hergeben, das Gegenteil behauptend! Ist das nicht verrückt?

Für ein persönliches Interview bin ich bereit. Aufgrund der Tatsache, dass ich als Ärztin hier in der Region arbeite und bedauerlicherweise weiß, dass einige der vorallem betagten Steigerwäldler unter uns- Ihrer Berichterstattung geschuldet!- sich jetzt schon auf gut Deutsch das Maul über die von Ihnen als furchteinflößende Sekte dargestellte Gemeinschaft zerreißen, würde die Veröffentlichung zunächst nur anonymisiert erfolgen.

Können Sie sich vorstellen, wie sich das anfühlt, wenn Sie Ihren Kolleginnen von ihren Freunden erzählen, freudesstrahlend, von einem Ort der Liebe und Begegnung und plötzlich so ein Artikel über die besagten Menschen erscheint? Gefüllt mit Hass, Hetze, Angstmacherei?! Ich hatte das Glück, dass meine Kolleginnen differenziert genug denken können und sich bei dem, was ich für eine Arbeit als Ärztin und Verhalten im Team an den Tag lege, nicht vorstellen konnten, dass das, was sie da schreiben, wahr sein kann.

Je nachdem, was die Entwicklungen der nächsten Wochen und besonders Ihr Bemühen zur Wahrheitsfindung zeigen, werde ich ggfs. meine Meinung über die Veröffentlichung meiner Identität ändern.
Die hier in dieser E-Mail beschrieben Inhalte können anonymisiert veröffentlicht werden, wenn dazu vorher meine schriftliche Einverständniserklärung eingeholt wurde.

Ich fordere von Ihnen, dass Sie alles in Bewegung setzen, um dieses Unrecht wieder gutzumachen. Auch fordere ich die gesamte Redaktion der Mainpost dazu auf, alles in Bewegung zu setzen, wenn sie wirklich daran interessiert sind, eine glaubwürdige Zeitung in der Region bleiben zu wollen.

Somit verbleibe ich mit freundlichen Grüßen,

Donya F. Ordobady, 28, Ärztin

Leicht abgewandelte Version zur ursprünglichen Mail an die Mainpost.

 

Weitere E-Mail an die Mainpost am 12.06.2020 – 01:18 von Donya F. Ordobady

Herr Stahl, Frau Jeske,

Sie haben am 10.6. einen weiteren Artikel über Go&Change veröffentlicht. Und wieder so ein Riesenfoto, große Schlagzeilen. Sie haben die beiden Weltanschauungsbeauftragten zu der Sache interviewt, die beide einen kirchlichen Hintergrund haben (Diplom Theologen, toll und wie weiter?) und für ein einziges Mal zu Besuch bei Go&Change waren. Und die sollen jetzt beurteilen, wie liebevoll dieser Ort ist? Merken Sie eigentlich nicht, wie lächerlich das ist?

Sie haben sich keine Mühe gemacht irgendetwas Aussagekräftiges der zahlreichen Stellungnahmen, zum Beispiel die Meinung von Gemeinschaftserfahrenen, Ärzten, Coaches, Psychologen, Eltern, aktuellen Bewohner*innen etc.etc. miteinzubeziehen und somit das Bild über die Gemeinschaft zu korrigieren! Weder in Ihrer Berichterstattung noch in Ihrem persönlichen Bild, auf das man recht einfach schließen kann.
Das kann nur absichtliche Rufschädigung sein. Ich frage Sie ernsthaft, was ist Ihr Problem? Was sind Ihre Motive? Um was geht’s eigentlich?

Ich erwarte eine Antwort von Ihnen.

Mit freundlichen Grüßen,

Donya F. Ordobady

29.05.2020 – 01:31 von Matthias Albrecht an die Mainpost

 

Sehr geehrter Herr Stahl, sehr geehrte Frau Jeske,

meine Ausführungen beziehen sich auf Ihren Artikel „Psychodruck und sexualisierte Gewalt in ehemaligem Kloster?“.
Ich bin im März 2017 mit Go&Change von Halle an der Saale nach Lülsfeld gezogen.
Nach einem guten Jahr bin ich im April 2018 wieder zurück nach Halle und bin von Zeit zu Zeit wieder zu Besuch im ‚Kloster‘. So war ich auch bereits in diesem Jahr 1 1/2 Monate bei meinen Go&Change-Freunden.

Es fällt mir sehr schwer diese Zeilen zu schreiben. Dies liegt zum einen daran, dass ich über den Inhalt Ihres Zeitungsbeitrags sehr schockiert bin und diesen Schock noch nicht überwunden habe und zum anderen daran, dass ich mich hiermit von einem ‚Friedensgebiet‘ in ein ‚Kriegsgebiet‘ begebe. Wie mein ich das? Wir leben allgemein in der Gesellschaft in einer Kultur des Misstrauens und der Konkurrenz, die zu einem ständigen (potentiellen) Kampf mit den Mitmenschen führt – also Kriegsgebiet. Dies kommt auch mit Ihrem Artikel zum Ausdruck. Im Gegensatz dazu ist die Kultur von Go&Change von Vertrauen und Kooperation geprägt und ich kann mir des Wohlwollens der Mitmenschen stets sicher sein – also Friedensgebiet. In manchen Kleinfamilien soll es so etwas auch geben. Und nun wird dieses geschützte Familienleben an die Öffentlichkeit genötigt.

Ihren Beitrag finde ich grob einseitig und extremst zugespitzt und das auch noch aus einer sehr speziellen Perspektive einiger weniger. Ihre Darstellung ist zur Diffamierung und Rufschädigung geeignet. Steckt dahinter Ihrerseits eine Agenda? Oder ist es „nur“ journalistisches Ungeschick? Mit meiner Sicht der Dinge hat Ihr Beitrag (mit Ausnahme der Äußerungen der Bewohner von Lülsfeld) nichts zu tun.

Meine Erfahrungen im Go&Change-Leben sind geprägt von herzlichen Freundschaften, Raum für Kommunikation über Ängste, Selbstzweifel und alle (un)möglichen Dinge, für die es wo anders keinen Raum gibt.
Es geht darum, Grenzen zwischen den Menschen abzubauen und zu einer innigen Verbundenheit zu kommen. Ich für mich habe bei, mit und durch Go&Change meine Ängste abgebaut und mehr Lebensfreude sowie Selbstverständnis, Selbstsicherheit und Selbstverantwortung entwickelt.

Ängste aufbauen – wie es Protagonisten Ihrer Zeitungs-Geschichte („Atmosphäre der Angst“) beschreiben – kann man bei Go&Change nur, wenn man die Verbundenheit nicht will und genau deshalb Angst haben muss, sich zu öffnen. Aber dann ist man definitiv falsch an diesem Ort.

Ebenso kann es einen in Ihrer Zeitungs-Geschichte vorkommenden ‚Guru‘ nur da geben, wo es auch Menschen gibt die jemanden dazu machen. Das heißt also Menschen, die nicht für sich und ihr Leben die Verantwortung übernehmen wollen. In der Gesellschaft gibt es sowas auch sehr häufig – sei der Guru dann der Lebenspartner, den Chef, die Regierung oder die WHO. Bei Go&Change hingegen zählt Selbstverantwortung. Wer diese nicht übernimmt ist bei Go&Change falsch. Insofern gibt es auch keinen Raum für einen ‚Guru‘.

Im Go&Change-Leben insbesondere den Prozess-Zeiten habe ich sehr viel über Menschen, wie sie denken, fühlen, handeln gelernt. Zum einen über mich, zum anderen über andere; viele Erkenntnisse über Menschen wie (im Detail) verschieden, aber (im Grundsatz) auch gleich sie sind. Und es gab in den Tiefen der menschlichen Psyche immer wieder Überraschungen, z.B. wie sich hartnäckige Egos – trotz ständig andere Beteuerungen – immer wieder asozial verhalten, manipulieren und Unfrieden stiften, kaputt machen (wollen), sich zum Opfer machen und ihre Schatten auf die Gemeinschaft im allgemeinen und einzelne Mitglieder im Speziellen projizieren … nicht aufgeben …
und nun mit ihren destruktiven Ambitionen sogar bei einer Lokalzeitung landen?

Hinterfragen von sich selbst im Dasein und im Mitsein mit seinen Mitmenschen kann sehr anspruchsvoll und anstrengend sein. In seiner Intensität bei Go&Change ist es für die meisten Menschen in unserer Gesellschaft nicht vorstellbar. Auch für mich war es ein sehr anspruchsvolles, anstrengendes Leben. Auch da es ja nicht nur um mich selbst und die Bewohner, sondern auch um die Vielzahl der Gäste ging, die uns besuchten. Hinzu kam bei mir, dass ich als selbständiger Ingenieur und auch zur Pflege anderer sozialer Kontakte oft auf Reisen war und während dieser viele der permanent erfolgenden dynamischen Entwicklungen des Gemeinschaftslebens verpasste und es daher schwierig für mich war, den Überblick zu behalten. So entschied ich im Frühjahr 2018 mich dem täglichen Gemeinschaftsdasein wieder zu entziehen. So bin ich zurück in meine alte Heimat und seitdem gelegentlich als Gast im ‚Kloster‘.

Ich pflege mit vielen der ehemaligen Go&Change-Mitbewohner Kontakte und bin bereit mit jedem der hinter Ihrem Artikel stehenden zu reden. Ich vermute, dass es sich dabei genau um die handelt, die schon lange der Kommunikation mit mir aus dem Weg gehen.

Obwohl ich schon vor zwei Jahren ausgezogen bin, fühle ich mich von Ihrem Artikel persönlich angegriffen und sehe meine ‚Wahl-Familie‘ in den Dreck gezogen. Ich bin gespannt, wie Sie, Herr Stahl und Frau Jeske, das wieder gut machen wollen!

Mit fragwürdigen Grüßen
Matthias Albrecht, Ingenieur

28.05.2020 – 19:44 von Rachel Edwards an die Mainpost

 

Herr Stahl, Frau Jeske,

Es macht mich wütend mit welcher einseitigen, unfundierten Recherche Sie den Artikel zu „Go and Change“ veröffentlichen und damit ernsthaft rufschädigende Darstellungen unterstützen. Bis vor Kurzem habe ich selbst anderthalb Jahre in der Gemeinschaft gelebt, war ein halbes Jahr lang Teil des Leitungsteams, bin ehemals Beziehungspartnerin von Felix Krolle und kenne den grössten Teil der ehemaligen Bewohner persönlich. Die Darstellung der von Ihnen interviewten Ex-Bewohner teile ich nicht.
Ich stehe absolut hinter der Gemeinschaft „Go and Change“ und bin bereit hierzu öffentlich Stellung zu beziehen.

Grade in der gegenwärtigen Zeit, in der viele Menschen ohnehin von Misstrauen und Zweifel verunsichert sind, ist „Go and Change“ ein wahrer Lichtblick für ein friedliches, lernfreudiges Miteinander und ein heilsamer, überregionaler Ort für menschliche Begegnung. Hunderte Gäste jährlich aus ganz Deutschland und Europa reisen für die Kennenlernwochenenden an. Es ist mindestens eine schwerwiegende Fahrlässigkeit von Ihnen als lokale Zeitung, dass Sie eine solche regionale Gruppe und deren wertvolles Wirken, mit dem Artikel nicht nur nicht unterstützen, sondern im Gegenteil öffentlich Anfeindungen Preis geben. Mir selbst und viele andere haben die jahrelangen Erfahrungen in der Gemeinschaft wieder das Vertrauen und den Glauben an echte Werte und das Gute im Menschen geschenkt, wobei mein Glaube an guten Journalismus durch Ihre Artikelrecherche grade tief ins Wanken geraten ist.

Mit dem Artikel werden mehr als drei Jahre mitmenschlicher, karitativer Arbeit der Gemeinschaft mit Bewohnern, Gästen, Dorfbewohnern und anderen gemeinschaftlichen Organisationen mit Füßen getreten und für äussere Image-Mache erklärt. Sie verunsichern das öffentliche Meinungsbild mit Tratsch und missbrauchen Ihre Verantwortung als zuverlässige Informationsquelle der Region.

Wie kann es sein, dass Sie solche schweren Vorwürfe wie sexuelle Gewalt, Psychoterror und Gehirnwäsche als vermeintliche – weil von ein paar wenigen Ex-Bewohnern „unabhängig voneinander“ geäußerte – Wahrheiten da stehen lassen, ohne dass es für solche Anschuldigungen irgendwelche tatsächlichen, belegbaren Beweise gibt? Ihre Überschrift gleicht eher einer Bildzeitung-Schlagzeile als dem Niveau einer lokalen, seriösen Zeitung. Das Meinungsbild, das Sie in dem Artikel zeichnen, folgt leichtfertig dem gekränkten Ego einiger von der Gemeinschaft zu gehen aufgeforderten Personen, die sich selbst in den sozialen Räumen asozial verhalten und destruktive Verhaltensweisen in die Gemeinschaft getragen haben. Die Fakten sprechen für sich, dass die rausgeschmissenen Personen mit ihren Anfeindungen in dem Artikel offenbar ihrerseits die Menschen der Gemeinschaft nicht in Frieden ihr Leben leben lassen. Wieso werden sie jedoch von Ihnen als Opfer der Situation dargestellt? Vor allem die von Ihnen interviewten „verängstigten“ Ex-Bewohnerinnen sprechen sich selbst, mir und allen anderen Ex-Bewohnern ihren freien Willen ab und bevormunden mich damit öffentlich in meiner Menschenwürde, deren endgültige gesellschaftliche Anerkennung mir grundsätzlich als Mensch und persönlich als Frau mit afroamerikanischen Wurzeln sehr am Herzen liegt.

Ihre Hauptaussage des Artikels, dass von Außen bei der Gemeinschaft alles ordentlich ist, intern aber böse Machenschaften am Werk seien, hinterlässt trotz fehlender Fakten bei dem Leser schlussendlich ein dubioses, ungutes Gefühl im Bezug auf die Gemeinschaft und spielt mit gesellschaftsgeschichtlich geprägten Ängsten vor Sekten, Gruppenzwang, Nötigung von Frauen und Kindesgefährdung. Ich hoffe schwer, dass Ihnen die Fehlinformation in den Aussagen von Ex-Bewohnern, auf die sie sich in Ihrem Artikel verlassen, einfach nicht in Gänze bewusst war. Denn es tut mir in der Seele weh, dass Menschen, wie Felix Krolle und der von Ihnen abgekürzte K.K., die sich mit ihrem Leben und ihren Taten zutiefst für mitmenschliche Werte wie Liebe, Kooperation und Wahrhaftigkeit hinstellen, von Ihnen als Sekten-Gurus und Geschäftsführer-Marionetten an den öffentlichen Pranger gestellt werden. Grade weil das Projekt „Go and Change“ nicht unter dem Schutz einer größeren, kirchlichen Institution steht, sondern ihr Einsatz für echte Werte und ihre Taten für sich sprechen, wäre es doch angemessen, dass eben diese Werte die Unterstützung Ihres doch hoffentlich ebenfalls um Wahrheit interessierten Journalismus erhält.

Die zwei Todesfälle der Kinder haben uns damals, zu der Zeit als ich in der Gemeinschaft lebte, tief getroffen und waren schwere Schicksalsschläge, die uns schlussendlich in der geteilten Trauer und der gleichzeitigen Wertschätzung für das Leben als Gemeinschaft tiefer miteinander verbunden haben. In ihrem Artikel erneut eine Kindeswohlgefährdung in den Raum zu stellen, obwohl Jugendamt und Staatsanwaltschaft hierzu bereits offiziell Stellungnahmen geliefert haben, empfinde ich als zutiefst zermürbend. Ich frage mich ernsthaft, wie Sie es als Redaktion rechtfertigen die Gemeinschaft zusätzlich zu diesen Schicksalsschlägen nun erneut mit Ihren Infragestellungen zu belasten, indem Sie Formulierungen wählen wie „das Bild der heilen Welt, das Go and Change zumindest nach Aussen abgibt, (bekommt) tiefe Kratzer“. Insgesamt wird ihre Redaktion damit keinesfalls ihrem Slogan gerecht: „MainPost verbindet“, sondern Sie unterstützen damit Zwietracht und Zweifel.

Ich fordere von Ihnen eine Aufklärung und nicht eine Verunsicherung ihrer Leserschaft und eine Richtigstellung der Tatsachen bezüglich „Go and Change“, mit dem Sie das Vertrauen ihrer Leser in Sie als Zeitung wieder herstellen. Hierzu sind Sie meiner Meinung nach verpflichtet, wenn Sie sich weiterhin als seriöse Zeitung bezeichnen wollen! Andernfalls wende ich mich an andere Medien und Zeitungen.

Bitte veröffentlichen Sie dieses Schreiben in seiner Vollständigkeit als Leserbrief. Obwohl ich durchaus Angst vor gesellschaftlichen Anfeindungen haben muss, nicht dem Bild einer hilflosen, opfer-verkörpernden Frau zu entsprechen, wie es andere Ex-Bewohnerinnen bevorzugen, sind sie dennoch befugt meinen vollständigen Namen zu verwenden.

Es schreibt

Rachel Edwards

Weitere Einblicke und Erfahrungen von mir können Sie zur Richtigstellung ihrer Darstellung verwenden und veröffentlichen:

Die Darstellung der von Ihnen interviewten Ex-Bewohner von „alles kontrollierenden Anführern“ lässt vollkommen die absolute Freiwilligkeit jedes dort lebenden Bewohners und der Gäste aussen vor. Jeder Mensch mit einem freien Willen und eigenverantwortlicher Lebensgestaltung ist zu jeder Zeit angehalten die Gemeinschaft zu verlassen, wenn er nicht laenger dort sein will. Jeder, der meint keinen freien Willen zu haben, wird sich unabhängig vom Ort überall zum Opfer machen. In der Gemeinschaft ist die Diskussion verschiedener Standpunkte jederzeit willkommen. Grade diese Offenheit, bei der nichts unter den Teppich gekehrt wird, sondern alles im transparenten Miteinander um Wahrheit ringend ausdiskutiert wird, hat mich zutiefst in der Wahrhaftigkeit berührt. Bei wesentlichen Entscheidungen in der Gruppe gehört es zum Entscheidungsprozess, dass jeder Bewohner einen eigenen Standpunkt bezieht.

Alle Bewohner, die ein ernsthaftes Interesse an den dort gelebten, gemeinschaftlichen Werten von Kooperation und Liebe haben sind in meiner Erfahrung durch das gemeinsame, sich unterstützende soziale Feld im Laufe der Jahre aufgeblüht, in sich selbstbewusster, sozialer und kompetenter geworden. Die konstruktive Ausrichtung und Gestaltung ist massgeblich der Gemeinschaftsleitung, Felix Krolle und dem von Ihnen abgekürzten K.K. zu verdanken, die ihr eigenes Ego zum Wohle aller zurückstellen. Die Aussage von Ex-Bewohnern ihre Persönlichkeit wäre instabiler geworden und ihr Ich löste sich auf spricht ausschliesslich für ihre eigene Ego-Zentriertheit und ihre fehlende Bereitschaft sich als eigenständiger, selbstverantwortlicher Mensch für ein höheres, gemeinsames Wohl zurückzustellen.

Die Kindererziehung in der Gemeinschaft ist liebevoll und konsequent. Ich habe noch nie Kinder so offenen Herzens und glücklich durch die Flure singen und tanzen gesehen wie bei „Go and Change“. Die Kinder teilen ihr Essen miteinander, achten gegenseitig auf sich, grüssen jeden Fremden offen und mit Neugierde und sind miteinander – im Vergleich zu vielen anderen Kindern, die ich kenne – ausgesprochen sozial. Das ist das Ergebnis von einer liebevollen Kindererziehung in der Gemeinschaft. Es gibt eine 24h Rundumbetreuung und auf jedes Kind wird individuell eingegangen.

Ich war selbst bei den meisten Vorgängen um Ralf B. und seiner Frau dabei. Wenn seine Frau, wie er meint so durch die Hölle gegangen ist, frage ich mich, wieso er es tatenlos mitverfolgt und nicht früher unterbrochen hat. Sowohl er als auch seine Frau waren absolut freiwillig dort.

In der alternativen Gemeinschaftsszene ist „Go and Change“ in den letzten Jahren mehr und mehr von diversen Gemeinschaften und Organisationen angefragt worden, sie mit ihrer Expertise zu unterstützen. Die Art, in der Sebastian Stark sich öffentlich mit diffamierenden Beschuldigungen seinem ehemals engen Freund Felix Krolle gegenüber positioniert, sagt wohl mehr über seinen eigenen Wert als Freund, sein gekränktes Ego und seinem Wunsch nach öffentlicher Aufmerksamkeit aus. Grade ein langjähriger Weggefährte müsste meiner Meinung nach trotz aller Differenzen den Anstand besitzen der ehemaligen Freundschaft Wertschätzung zollen und den beruflichen Erfolg des Anderen anzuerkennen, statt dessen Werdegang mit schwerwiegenden Anschuldigungen „kaputtmachen“ zu wollen.

28.05.2020 – 12:25 von Julian Vogel an die Mainpost

 

Herr Stahl und Frau Jeske,

Ich habe fast sechs Jahre mit Go&Change verbracht und bin vor ca. einem halben Jahr dort ausgezogen. Ich bin schockiert darüber, wie einseitige Recherche, tendenziöse Berichterstattung und schlichtweg falsche Vorwürfe ein Gemenge ergeben, dass vielen Lesern das Gefühl geben wird, Go&Change sei eine kriminelle Psycho-Sekte.

Der Journalismus, den sie in dem Artikel über Go&Change zu Tage gelegt haben ist offensichtlich nicht an Wahrheitsfindung und Aufklärung interessiert, sondern eher daran, den Leser Ihrer Zeitung in eine Richtung zu manipulieren, dass er schockiert wird und eine Art Gräuelbild von Go&Change erhält.
Ich frage sie, was sie dazu veranlasst hat, den Artikel in dieser Art zu schreiben und wie sie das mit Ihrem journalistischen Ethos vereinen können.

Sobald sie erkennbar ein Interesse an einem an Wahrheit ausgerichteten Journalismus erkennen lassen, bin ich bereit mit Ihnen über meine Erfahrungen in der Gemeinschaft zu sprechen und einen schriftlichen Bericht dazu zu verfassen.

Ich erwarte von Ihnen, dass sie nach weiterer Recherche öffentlich (in Ihrer Zeitung) eine Richtigstellung der Faktenlage liefern und sich außerdem öffentlich bei der Gemeinschaft für Ihren rufschädigenden Artikel entschuldigen.

Bitte veröffentlichen Sie diese Zeilen zum nächstmöglichen Zeitpunkt als Leserbrief in Ihrer Zeitung.

Mit freundlichen Grüßen

Julian Vogel, Diplom-Physiker

Ergänzung vom 02.06.2020:
1.) Abhängigkeiten und Freiheit
Ich wurde bei Go&Change nie zu irgendwas gezwungen oder hab miterlebt, dass dies jemandem anderem passiert ist. Jeder wusste zu jedem Zeitpunkt, worauf er sich einlässt und hätte auch jederzeit ansprechen können, wenn etwas nicht passt und wir hätten gemeinsam nach einer Lösung gesucht. Tatsächlich ist das genau die Art und Weise, mit der bei Go&Change mit Konflikten umgegangen wird.

Es war immer unser Menschenbild, dass wir alle liebevolle und weniger liebevolle Seiten in uns tragen, aber es durchaus Unterschiede gibt, was jemand hauptsächlich lebt.
In vielen Runden aber auch im Alltag, der Freizeit, beim Tanzen oder allen sonstigen Aktivitäten haben wir uns gespiegelt und uns selbst und die anderen kennengelernt. Davon war niemand (unabhängig von dem Platz in der Hierarchie) ausgeschlossen.

Natürlich ist es erstmal nicht leicht, sich selbst wirklich ehrlich anzuschauen. Es gibt Projektionen und Abwehr. Ich habe es selbst oft erlebt wie einem die ganze Welt plötzlich bedrohlich und die engsten Freunde als Feinde vorkommen, wenn man sich gerade etwas nicht eingestehen will.

Ich habe Go&Change als eine Gemeinschaft erlebt, wo man das einander verzeiht und wo gleichzeitig verlangt wird, seine Freunde auch als Freunde zu behandeln. Ansonsten hat man dauerhaft keinen Platz in der Gemeinschaft.

Ein solcher Umgang miteinander ist das genaue Gegenteil davon, Abhängigkeiten zu knüpfen. Er wertschätzt den Menschen in seiner Freiheit und Verantwortlichkeit und hat mir selbst geholfen, mich selbst mehr in meiner Menschlichkeit, Fehlerhaftigkeit, Schönheit und Verantwortlichkeit anzunehmen.

2.) Sexualität und die Rolle von Frauen und Männern in der Gemeinschaft.
Zwei Themen, die uns sehr viel beschäftigt haben. Im Laufe der Zeit ist immer klarer geworden, welche Dynamiken zwischen Frauen und Männern oft ablaufen und wir haben viel dafür getan, das Verhältnis der Geschlechter gesünder zu gestalten.

Viele (Männer wie Frauen, auch viele aus dem Leitungsteam) haben die Gemeinschaft auch genau aus diesem Grund verlassen. Weil sie das andere (oder dasselbe) Geschlecht nicht respektvoll behandelt haben und ein menschlicher und würdevoller Umgang der Geschlechter wichtige Werte der Gemeinschaft sind.

Um nochmal auf die konkreten Vorwürfe zurückzukommen: In all den Jahren des Zusammenlebens hab ich es nicht erlebt, dass K.K. irgendeine Frau schlecht behandelt, benutzt oder manipuliert hat. Er war im Gegenteil der, der am meisten von Allen solches Verhalten benannt und sich für ein liebevolles Miteinander eingesetzt hat.

3.) Der Tod der beiden Kinder.
Es ist wahrscheinlich schwer vorzustellen, wie es sich anfühlt, wenn man als Gemeinschaft sich seit Wochen über ein neues Baby freut und dieses kleine Wesen dann von einem Moment auf den anderen aufhört zu atmen. Wir haben wahrscheinlich alles an Emotionen durchgemacht, was es so gibt. Und dann passiert direkt noch ein Unglück und ein zweites Kind stirbt.
Wer ist schuld? Haben wir was falsch gemacht? Warum passiert uns das?- All diese Gedanken waren bei uns allen da. Wir haben lange über alles gesprochen und jede rationale Überlegung unsererseits kam zu dem Schluss, dass unsere Kinderbetreuung gut und sicher ist, wie sie ist. Und das ein Unglück, eine Unaufmerksamkeit passieren kann und tatsächlich andauernd und überall passiert, nur oft mit weniger tragischen Folgen.
Was dann nochmal zusätzlich wehtut sind, die subtilen mit offenen Unterstellungen, wir hätten die Kinder mit Absicht getötet und die totale Empathielosigkeit gegenüber denen, die einen tragischen Verlust erlitten haben, die sich in solchen Unterstellungen zeigt.

Go&Change habe ich als eine Gemeinschaft erfahren, in der sich auf Wahrheit und Liebe bezogen wird und das beinhaltet auch sich anzuschauen, was nicht Liebe ist. Es ist ein Ort der unzählige Menschen berührt und geheilt hat. Es ist keine perfekter Ort, wie überall sonst auch passieren Fehler, aber es ist ein Ort von Menschen, die gewillt sind bemerkte Fehler zu korrigieren und immer auf der Suche nach der liebevollsten Lösung für Alle sind.

Die in den Zeitungsartikeln vorgebrachten Vorwürfe haben nichts mit der von mir über sechs Jahre erlebten Realität zu tun und beruhen auf Projektionen der ehemaligen Mitbewohner, deren Aussagen maßgeblich den Artikel bestimmt haben.

27.05.2020 – 22:35 von Carlo Geldner an die Mainpost

Sehr geehrter Herr Stahl,
sehr geehrte Frau Jeske,

ich habe fassungslos Ihren Artikel über die Gemeinschaft Go and Change gelesen, die über 1,5 Jahre mein Zuhause gewesen ist. Der Artikel ist reinste Verleumdung und Diffamierung und es lässt sich kein Bemühen um eine objektive Klärung der Umstände erkennen. Sie vermitteln den Lesern ein absolut realitätsfernes, negatives Bild der Gemeinschaft, basierend auf Aussagen von gekränkten Menschen, die auf Diskreditierung, aber sicher nicht auf Wahrheitsfindung aus sind (dafür gäbe es, bei der Schwere der Vorwürfen, ja wohl andere Kanäle).Sicherlich, so eine vermeintliche „Inside-Story“ ist gefundenes Fressen für Sie und lässt sich gut verkaufen.
Als außenstehender Leser des Artikels würde ich natürlich erst mal schockiert sein, was von dieser „Sekte“ berichtet wird, mancher reagiert bestimmt mit einem „ich habs ja immer schon gewusst“. Der hinterlassenr Eindruck ist, durch Ihre einseitige, reißerische Berichterstattung klar.
Als ehemaliger Bewohner der Gemeinschaft Go & Change sehe ich die genannten Vorwürfe als komplett haltlos an. Ich habe durchweg positive Erfahrungen in der Gemeinschaft gemacht und habe auch heute zu ihr ein gutes Verhältnis und stehe voll hinter dem Projekt, das von ehrlich und hart arbeitender Menschen aufgebaut wurde.
Ich bitte alle Menschen, die diesen Diskurs verfolgen, bevor Sie sich die Münder zerreissen und ihr Bild alleine von dem Zeitungsartikel abhängig machen, offen zu sein für eine transparente Klärung aller Umstände. Aktuelle Debatten zeigen auf, wie schnell sich Falschinformationen verbreiten, die nicht auf Fakten basieren!
Von Ihnen als Autoren des Artikels fordere ich aufrichtige Bemühungen und Handlungen um Richtigstellung des Artikels und erkläre mich dann auch bereit, gerne ausführlich von meinen Erfahrungen im Kloster zu berichten.

Liebe Grüße,
Carlo Geldner (25)

27.05.2020 – 18:57 von Armin Bufe an die Mainpost

 

Guten Tag,
Frau Stahl, Herr Jeske,

ihr diffamierender und einseitiger Bericht über die Gruppe Go&Change hat mein Vertrauen in seriöse Pressearbeit auf’s tiefste erschüttert.
Ich bin persönlich getroffen und wütent über das Verhalten einiger ihrer Interviewpartner, da ich mit ihnen befreundet war. Umso mehrmehr enttäuscht es mich das sie sich als Journalisten von ihrem durch Neid, Missgunst und Profilierung geleiteten Rachefeldzug instrumentalisieren lassen.
Ich war selbst anderthalb Jahre Teil der Gemeinschaft.

Gerade bei den von ihnen in Kritik genommenen Gründern der Gemeinschaft K.K. und Felix Krolle habe ich immer wieder erlebt, wie sie sich weit über den Durchschnitt, und mit viel Zeitaufwand die Mühe gemacht haben, ihre Mitmenschen mit Tat und Rat zu unterstützen. Go&Change arbeitet eng mit etablierten Gemeinschaften wie die Erlöserschwestern in Würzburg zusammen, oder unterstützt das ZEGG bei Berlin, welches in den 90ern eine ähnliche Diffamierungskampagne überstanden hat.

Ihre tendenziöse und lückenhafte Berichterstattung greift die Lebensgrundlage der im Kloster ansässigen Familien an und beleidigt ihre Arbeit.

Deshalb fordere ich sie dazu auf Verantwortung für die Auswirkungen ihres Artikels zu übernehmen, dass Angebot der Gemeinschaft zu einem Dialog anzunehmen und sich aktiv für eine Aufklärung einzusetzen.

Mit freundlichen Grüßen

Armin Bufe

Bitte veröffentlichen Sie den obigen Absatz als öffentlichen Leserbrief.

Wenn ich sehe das sie ein Dialog mit der Gruppe suchen und an einer richtigstellung des Artikels arbeiten erkläre ich mich bereit über meine Zeit bei Go&Change zu berichten.

27.05.2020 – 18:56 von Fritjof an die Mainpost

 

Herr Stahl und Frau Jeske,

Liebe Mainpost-Redaktion, liebe Frau Jeske, lieber Herr Stahl,

soeben habe ich ihren Artikel vom 22.05.20 über “Go and Change” gelesen und möchte Ihnen meine Perspektive als ehemaliger Bewohner (Sommer 2019 bis Februar 2020) gerne mitteilen, da ich die Anschuldigungen als vollig haltlos einschätze. Vorab möchte ich deutlich sagen, dass ich die Gemeinschaft und die Menschen, welche dort leben, den Ort aufgebaut haben und zu dem gemacht haben was er heute ist, liebe.

Ich habe mich in dem halben Jahr in dem ich dort war in vielen Bereichen entwickelt und fühle mich nunmehr stärker und kraftvoller, in dieser Zeit, in dieser Welt, in dieser Gesellschaft, in der wir vor so großen Herausforderungen stehen, erwachsen, besonnen, ruhig und entschieden zu agieren. Die so eklatant von meinen Erfahrungen abweichenden Perspektiven schockieren und machen mich fassungslos.

Ich würde mir wünschen, dass falls das Folgende in einem weiteren Artikel zitiert oder inhaltswiedergebend verwendet wird ich vorab, um Autorisierung gefragt werde. Ebenso bitte ich Sie das Geschriebene nur unter Nennung meines Vornamens zu veröffentlichen und meinen Nachnamen als anonym zu behandeln.

Ich kenne die Gemeinschaft “Go and Change” schon aus der Zeit in Halle, war damals jedoch eher meinen Bruder besuchen, der kurz nach der Gründung zu der Gemeinschaft dazustieß, als wirklich an der Gemeinschaft interessiert. Dennoch lernte ich sie kennen und bemerkte, dass es mich berührte, wie sie miteinander umgingen und dass sie etwas in der Welt verändern wollten. Nachdem ich studienbedingt länger im Ausland war kam ich gerade rechtzeitig zur Eröffnungswoche in Lülsfeld wieder. Ich genoss die Zeit in Gemeinschaft: Die Gruppe war gerade erst im Kloster eingezogen mit damals unter 20 Bewohnern, wenn ich mich recht erinnere, und schon ein riesiges Fest verstaltend – geschätzt waren die Woche 100 Leute dort. In einer kleinen Ansprache berührte mich ein Bild: Aus meiner Erinnerung ungefähr so: Wir möchten hier einen Ort aufbauen an dem ein großes Licht scheint und jeder kann mit seiner Kerze, mit seinem Licht kommen, auftanken, sich inspirieren lassen, wachsen und die Werte von Liebe, Frieden, Mitmenschlichkeit, Verbundenheit und Gemeinschaft in der Welt mehren. Seit dieser Zeit war ich häufiger zu Besuch. Bevor ich einzog hatte ich viele Gespräche mit Menschen aus der Gemeinschaft. Darin wurde mir auch geraten doch mal eine längere Zeit am Stück dort zu sein, bevor ich mich entscheide einzuziehen, um zu schauen und zu überprüfen ob es tatsächlich das ist was ich mir vorgestellt habe und ob es passt zwischen mir und der Gemeinschaft. Im September 2018 war ich einen Monat dort, und nach wie vor berührt und begeistert. Ich wollte mein Studium in Göttingen noch beenden und zog dann nach Lülsfeld zu “Go and Change”. Bereits in Göttingen wohnte ich in einer WG mit sechs Freunden, zu welchen ich vor, während und nach der Zeit von “Go and Change” engen Kontakt hatte, einige besuchten mich. Gleiches gilt für meine Familie: Meine Mutter, mein Vater, selbst meine Cousine besuchten uns im Kloster. Sie waren alle Willkommen in meinem neuen Zuhause. Wir sprachen offen mit allen Seiten darüber wie viel Gemeinschaft stimmig war – entschieden gemeinsam. Keiner musste irgendetwas, ich bekam selbstverständlich Zeit für meine Gäste und wir machten Ausflüge in die Gegend und verbrachten Zeit mit der Gemeinschaft beim Essen oder im Wohnzimmer, je nachdem – also ganz normal, wie ich finde. Die Anschuldigungen an dieser Stelle in Ihrem Artikel (“Besuch von Angehörigen sei meist nicht gerne gesehen.”) habe ich so nicht erlebt, bzw. genau das Gegenteil – weder auf mich bezogen, noch habe ich ablehnendes Verhalten von anderen gegenüber Angehörigen beobachten können. Während der Zeit verbrachte ich viel Zeit in der Gemeinschaft und mit den Menschen dort. Wie vor dem Einzug transparent gemacht und von mir gewünscht arbeiteten wir zusammen, aßen zusammen, wohnten zusammen, verbrachten Freizeit zusammen, meditierten zusammen, tanzten zusammen, verbrachten Zeit im Wohnzimmer zusammen, bei offenen Abenden oder gemeinsamen Gesprächsrunden. Darüber hinaus gab es regelmäßig “individuell freie Tage”, an denen jeder ohne Struktur machen konnte wie es ihm oder ihr gefiel. Von “Psychodruck” kann hier wirklich keine Rede sein.

Durchaus ist es wirklich ein anderes Leben als in dieser Gesellschaft heute gewöhnlich, und daran muss man sich gewöhnen und wirkt für Außenstehende vielleicht anfänglich irritierend oder befremdlich. Ich war mir jedoch zu jedem Zeitpunkt bewusst über die Ausrichtung und den Fokus der Gemeinschaft eben auf das Gemeinsame, auf das wirklich als Menschen mit Licht und Schatten zusammenkommen, und auch auf das gemeinsame anschauen und tranformieren dieser Schatten, welche mich daran hindern das zu leben, was ich leben möchte. Weiter möchte ich sagen, dass die Mitglieder der Gemeinschaft einen aktiven Wunsch danach hatten, dass jeder vom erstmaligen Besucher bis hin zu den Bewohnern ein genaues und präzises Bild davon hatten, wo wir als Gemeinschaft hinwollen und durchaus gingen viele Gespräche, ob in kleinen offenen Gruppen oder in der ganzen Runde um dieses Thema. Dabei waren Werte von Transparenz, Offenheit, Beteiligung, Selbstverantwortung für uns – als Gemeinschaft und jeden Einzelnen – willkommen und gewünscht, eben unsere Ausrichtung, welche wir uns selber gegeben haben und an welcher wir uns orientieren wollen. Diese Entscheidung jedes Einzelnen zu uns zu kommen, war in höchstem Maße auf einer transparenten und sehr klaren und bewussten Grundlage getroffen worden und war darüber hinaus jederzeit und freiwillig korrigierbar und revidierbar. Niemand wurde dazu auf irgend eine Art und Weise gezwungen an Gruppen, konkreten Arbeiten, gemeinsamen Essen, teilzunehmen. Wie Sie in Ihrem Artikel schreiben “Die Tore sind geöffnet”, sowohl zum willkommenen Eintritt, als auch zum freiwilligen gehen – ob auf Zeit oder gänzlich. Es war mir bewusst, dass es ein intensives Leben mit vielen Neuen und ungewohnten Einflüssen von vielen Menschen und viel Nähe sein würde, bevor ich einzog und während ich dort wohnte. Ausdrücklich möchte ich sagen, dass ich keine Form von “Psychodruck” bei “Go and Change” erlebt habe, weder was meine eigene Person betrifft, noch auf andere Personen bezogen. Im Gegenteil: Menschen wurden, wenn sie es wollten, dabei unterstütz erwachsen und sehr differenziert und über viele Dimensionen bewusst Entscheidungen zu treffen. Gerade in diesem Bereich habe ich bei Go and Change sehr viel gelernt, über mich, wie ich Entscheidungen – innerhalb und außerhalb von Go and Change  – treffe. Der Austausch über diese Themen mit den anderen, das mitbekommen und begleiten von Entscheidungsprozessen anderer gab mir die Möglichkeit viel bei mir wiederzuerkennen und selber aus den Entscheidungen und den daraus folgenden Konsequenzen anderer zu lernen. Neben der ca. 10-köpfigen Klosterleitung, welche sich um die Organisation der Arbeitsbereiche einerseits und als kompetente Ansprechpartner für persönliche Themen andererseits erwiesen haben, ist die Arbeit von K.K. und Felix hier ausdrücklich hervorzuheben. Deren Hingabe und unbedingtes Anliegen die Gemeinschaft zu einem wunderbaren Ort zu machen war für mich immer wieder Inspirationsquelle und berührte mich an vielen Stellen. So konnte ich mit deren Hilfe lernen mich an Stellen anzunehmen, wie ich bin und somit einen weiteren Schritt zu gehen, hin zu einem Erwachsenen und Selbstbewussten, kraftvollem Selbst, welcher sich bewusst über seine Rolle in der Gemeinschaft und Gesellschaft ist. Manchmal forderte es mich heraus und schließlich bin ich auch deswegen gegangen, mich so anzunehmen wie ich bin. Die Schuld daran jedoch anderen zu geben liegt mir fern und tut in meinen Augen dieser Welt nicht gut.

Noch einige Worte zur Kinderbetreuung: Hingabe, Klarheit, unbedingtes Bemühen, über die eigenen Befindlichkeiten hinausgehen um das Wohl der Kinder zu mehren, Liebe, Brüder- und Schwesterlichkeit, Elternliebe, Entfaltung, Struktur, Inspiration, Kreativität und sehr sehr viel Aufmerksamkeit. Dies sind Wort die versuchen das zu beschreiben, was ich erlebt habe, wenn es um die Kinder in der Gemeinschaft, ob der Bewohner oder der Gäste geht. In vielen Gesprächen haben wir uns über die Kinder ausgetauscht, wo sie stehen, wie sie jeder Einzelne wahrnimmt, was sie in der konkreten Situation unterstützen könnte. Sowohl mit den Eltern, mit der Kinderbetreuung, mit der Leitung, aber auch mit allen anderen Bewohnern. Ich bin der Meinung, dass die Kinder in der Gemeinschaft es wirklich, wirklich gut haben und bin sicher und wünsche es ihnen, da sie mir am Herzen liegen, dass sie weiter die Zeit genießen, in Freude tanzend durch die Flure laufen, in dieser stabilen und geschützten Umgebung Kind sein dürfen mit allem was dazu gehört und somit eines Tages zu wunderbaren Erwachsenen werden. So kann ich das Lob des Jugendamtes nur teilen.
Als die beiden Kinder gestorben sind, wohnte ich noch nicht im Kloster, war aber beidesmal dort. Diese Schicksalsschläge haben die Gemeinschaft wirklich erschüttert. Über dieses Thema wurde damals in der Presse berichtet und hat für mich hier unter dieser Überschrift nichts zu suchen.

Noch kurz zum Kontakt mit der Region: Ich habe erlebt wie wir die Erlöserschwestern besucht haben und sie uns besucht haben – zum Beispiel auch als wir unsere Kinder zu Grabe tragen mussten, aber auch bei gemeinsamen Taize Singen. Es gibt regelmäßig Begegnungscafes für alle Interessierten der Region, wo einige von uns für Frage und Antwort bei Kaffee und Kuchen zur Verfügung stehen. Die Beteiligung von uns in der Feuerwehr, im Fußballverein oder der lokalen Politik wurde bereits angesprochen und kann ich nur bestätigen.

Nun noch zu der Frage warum ich persönlich ausgezogen bin: Wie ich schon angedeutet hab, fiel es mir schwer einige Teile von mir so anzunehmen wie sie sind. Ich bekam viele Unterstützungsangebote, jedoch wollte ich diese nicht annehmen. Schlussendlich zog ich nach einem gemeinsamen Gespräch, in welchem ich aufgefordert wurde zu gehen, einvernehmlich aus. Trotz dessen war ich einige Tage später bereits wieder für einige Tage im Kloster und klärte noch einige Dinge, wobei mich Felix für mehrere Stunden unterstützte. Seitdem verbrachte ich regelmäßig Zeit im Kloster, habe Kontakt zu Einzelpersonen, und erfahre die Gemeinschaft weiterhin als offen, liebevoll, vergebend. Die Tore der Gemeinschaft sind weiter offen.

Soweit meine Perspektive auf die Zeit bei Go and Change und mein Beitrag an einer Transparenz und Offenheit über Go and Change. Wie Sie in ihren journalistischen Grundlagen bekennen, haben Sie sich einer positiven Fehlerkultur verschrieben: Daraus folgt für mich in diesem konkreten Fall eine ausführliche Richtigstellung unter Einbeziehung der zur Verfügung gestellten Informationen über Sebastian Stark (welcher in meinen Augen als Quelle nicht wirklich aussagekräftig ist, da er mit Felix und K.K. vor 10 Jahren Kontakt hatte und seitdem “Go and Change” in Lülsfeld ist nur wenige male zu Besuch war – Ich habe ihn nie gesehen.), der Perspektive von Psychologen und anderer gemeinschaftserfahrener Personen z.B. ZEGG, welche seit mehr als 20 Jahren solche Prozesse durchmachen (müssen).

Liebe Grüße,
Fritjof 25

27.05.2020 – 18:04 von Alys an die Mainpost

Sehr geehrter Herr Stahl, sehr geehrte Frau Jeske,

Ihren kürzlich veröffentlichten Artikel über die Go&Change Gemeinschaft in Lülsfeld finde ich infam!

Derart üble Nachrede und Vorwürfe bestimmter Personen nach ausschließlich einseitig recherchierter, unkritischer und unhinterfragter Überprüfung abzudrucken, macht mich wütend.

Ehrlicher Journalismus ist jederzeit und immer an einer authentischen Darstellung ÜBERPRÜFTER Verhältnisse und Fakten interessiert und trägt in diesem Rahmen zu gesellschaftlicher Aufklärungsarbeit bei.

Ich kann keinerlei Bemühungen Ihrerseits erkennen, die schwerwiegenden Anschuldigungen gegen Go&Change und die Personen, die diese vorbringen, kritisch zu hinterfragen, um zu einer adäquaten Wahrheitsfindung beizutragen.

Das entspricht nicht den Werten eines aufrichtigen Journalismus!

Ich kenne die Gemeinschaft und ihre Mitglieder gut, da ich erst kürzlich mehrere Monate dort gelebt habe und 2019 schon als Gast zu Besuch war.

Ich bin jederzeit bereit, öffentlich Stellung zu beziehen und über meine Erfahrungen dort zu berichten, gerne auch persönlich.

Nachdem Sie es allerdings gewagt haben, so einen „Schund“ abzudrucken, stelle ich berechtigt in Frage, dass ihre Zeitung überhaupt an wahrheitsgemäßer Aufklärung und Wiedergutmachung interessiert ist und bin gespannt von Ihnen eine Stellungnahme über ihr weiteres Vorgehen zu hören, um diese Zweifel auszuräumen.

Ich werde – wie hoffentlich einige Freunde und ehemaligen Bewohner der Gemeinschaft – einen Erlebnisbericht über meine Zeit bei Go&Change verfassen. Da mein Vertrauen in Ihre Berichterstattung aufs Tiefste erschüttert ist, ziehe ich eine Veröffentlichung über vertrauenswürdigere Medien in Betracht.

In Erwartung Ihrer baldigen Antwort,
Alys, 34

27.05.2020 – 10:30 von Robert Grigull an die Mainpost

 

 

Robert Grigull

Ich bin auch ein ehemaliger Bewohner des Klosters und kann nicht nachvollziehen was Sie in Ihrem Artikel schreiben. Deshalb möchte ich Ihnen kurz meine Erlebnisse schildern.
Ich war Mitte 2018 auf Anraten eines Freundes das erste Mal als Gast bei Go&Change. Ich kann mich erinnern, wie ich sehr skeptisch angereist bin. Das Kennenlernwochenende hat für mich in einer großer Runde begonnen, bei der sich jeder vorgestellt hat. In den nächsten Tagen habe ich sehr viele kritische Fragen gestellt. Meine Fragen wurden ernst genommen und ich habe gute Antworten erhalten, die mir an vielen Stellen neue Perspektiven eröffnet haben.
Am Ende meines ersten Wochenendes war ich sehr berührt von der Nähe, Menschlichkeit und Liebe, die ich erlebt hatte. In den darauffolgenden Monaten bin ich 1-2-mal pro Monat über das Wochenende zu Go&Change gefahren. Meine Eindrücke bezüglich Nähe, Menschlichkeit und Liebe konnte ich immer wieder bestätigt sehen. Deshalb bin ich Anfang 2019 eingezogen.
Ich habe die Gemeinschaft dann Mitte 2019 wieder verlassen, da ich gemerkt habe, dass ich gerne auf andere Art und Weise weitergehen möchte. Mein Ausstieg verlief unproblematisch.
Ich habe in dieser kurzen Zeit enorm viel gelernt und bin allen Personen bei Go&Change wahnsinnig dankbar für ihre Unterstützung. Ich bin berührt davon, dass es einen Ort gibt an dem Menschen so für ein besseres Miteinander kämpfen.
In Ihrem Artikel wird das Zusammenlebens bei Go&Change in einer Weise dargestellt, die ich nicht erlebt habe und auch nicht nachvollziehen kann. Sie bringen in Ihrem Artikel absurde Anschuldigungen. Ich habe keinen „Psychoterror“, keine „Gehirnwäsche“, keine „sexualisierte Gewalt“, kein „gewaltsames Aufbrechen der Persönlichkeit“ und keine „Folter“ erlebt oder beobachtet. Ich habe viele Menschen gesehen, die glücklicher, liebvoller, selbstsicherer und gesünder geworden sind.
Ich bin außerdem erschüttert wie negativ Sie über die Kinderbetreuung von Go&Change berichten. Die Kinderbetreuung von Go&Change habe ich als durchweg liebevoll erlebt. Alle Kinder waren über den ganzen Tag betreut. Tagsüber haben sich mindestens zwei Personen um die Gruppe der Kinder gekümmert. Wenn ein Kind nicht in der Gruppe war, lag dies daran, dass es Zeit mit seinen Eltern verbrachte. Auch nachts gab es eine Person, die immer ein Babyphone dabei hatte und darauf gelauscht hat, ob ein Kind wach geworden ist und schreit. Wenn dies der Fall war, ist die Person sofort zu dem Kind und hat es beruhigt. Ich kann mich der im Artikel genannten Einschätzung des Jugendamtes anschließen und die Kinderbetreuung bei Go&Change loben. Sie ist vorbildlich.
Sie beschreiben in Ihrem Artikel dass die Frau von Ralf in einer „speziellen Gruppe für „narzisstische Frauen““ gewesen ist. Die Gruppe hatte einen anderen Namen und ich war auch Teil dieser Gruppe. Ich habe somit dasselbe erlebt wie Ralfs Frau. Die Gruppe bestand aus Menschen, die gerade von der Gemeinschaft besonders unterstützt wurde. Wir waren größtenteils von unseren normalen Pflichten befreit, damit wir uns mit uns selbst beschäftigen konnten. Wir haben u.a. gemeinsam Sport gemacht, meditiert, Bücher besprochen und unser Verhalten reflektiert. Es war für mich eine sehr intensive Zeit. Wenn ich heute zurückdenke, ist es eines der liebevollsten Geschenke das ich in meinem Leben erhalten habe.
Als ich mich entschieden habe Go&Change zu verlassen, gab es von der Gemeinschaft das Angebot mich zu unterstützen, wenn ich Hilfe benötige. Auch alle weiteren Kontakte, die ich seitdem mit Go&Change hatte waren durchweg positiv.
Es macht mich wütend, wenn ich lese wie verzerrt Go&Change dargestellt wird, deshalb fordere ich Sie auf, meine Erlebnisse in Ihren Artikel einzuarbeiten. Bei weiteren Fragen können Sie mich gerne per E-Mail kontaktieren.

Mit freundlichen Grüßen
Robert Grigull (M.Sc. Psychologie)

26.05.2020 – 23:53 von Arndt Endriß an die Mainpost

 

Sehr geehrter Herr Stahl, sehr geehrte Frau Jeske,

ich bin ein ehemaliges Gemeinschaftsmitglied von Go&Change und lebte fast 3 Jahre im Lülsfelder Kloster. Ich habe Ihren Artikel „Schattenwelt“ in der vergangenen Samstagsausgabe der Main-Post gelesen und bin entsetzt, was für ein düsteres Bild darin von der Gemeinschaft gezeichnet wird. Genauso entsetzt bin ich über den Aufwand, den ein paar ehemalige Mitglieder scheinbar betrieben haben, um Go&Change in ein schlechtes Licht zu rücken.
Die Erfahrungen, die ich gemacht habe, sind jedenfalls durchweg positiv. Ich werde das soziale und fürsorgliche Miteinander bei Go&Change immer in guter Erinnerung behalten und kann nur jedem empfehlen, sich mal näher mit der Gemeinschaftskultur zu befassen.

Daher frage ich mich, wie Sie beiden als Autoren es verantworten können, eine Gruppe Menschen in aller Öffentlichkeit derart an den Pranger zu stellen, ohne sich zuvor ein umfassendes Bild zu machen? Go&Change hat einen großen Freundes- und Bekanntenkreis. Es hätte genügend Möglichkeiten für Sie gegeben, sich unterschiedliche Meinungen von Leuten einzuholen, die die Gemeinschaften von innen kennen, bevor Sie diesen Artikel schreiben.

Ich hoffe, ich kann Ihnen hiermit einen Anstoß geben, sich auf den Pressekodex zu besinnen und gemäß Ziffer 3 nun wenigstens für Richtigstellung zu sorgen, ja, ich fordere Sie sogar dazu auf! Gerne bin ich bereit, Sie bei der Aufarbeitung zu unterstützten und Ihnen in einem persönlichen Gespräch ausführlich über meine Zeit bei Go&Change zu berichten. Dazu benötige ich aber Ihre Garantie, dass Sie an einer wahrheits- und sachgemäßen Aufarbeitung interessiert sind und nicht die „Sensation“ das Maß ist.

Ich setzte Go&Change auf cc, so dass man dort über meine Kontaktaufnahme mit der Main-Post informiert ist.

Mit freundlichen Grüßen,
Arndt Endriß

26.05.2020 – 15:08 von Jeremias Dott an die Mainpost

Sehr geehrter Herr Stahl, sehr geehrte Frau Jeske, sehr geehrte Redaktion der Mainpost,

Ich möchte mich gerne zu Ihrem Artikel über die Gemeinschaft „Go and Change“ in Lülsfeld äußern.

Ich kenne ich die Gemeinschaft seit etwa 3 Jahren und habe dort in regelmäßigen Abständen Zeit verbracht, die Menschen, Strukturen und die Arbeit vor Ort intensiv kennengelernt und befand mich von Juli letzten Jahres bis vor einigen Wochen selbst in Annäherung an die Gemeinschaft. Letztendlich bin ich in das Kloster aber nie eingezogen, habe aber dort auch längere Zeitabschnitte verbracht.
Ich habe mich dabei als Arzt stets kritisch mit den Überzeugungen und Vorgehensweisen bei Go and Change auseinandergesetzt.
Ich bin über die Darstellungen die einige der ehemaligen Gemeinschaftsmitglieder oder Besucher des Klosters Ihnen unterbreitet haben entsetzt und möchte Ihnen gerne meine Wahrnehmungen schildern.

Das Kloster ist kein Ort an dem Menschen misshandelt werden oder gegen Ihren Willen zu etwas gezwungen werden. Jedem Besucher oder auch Bewohner steht es frei zu gehen wie und wann er es möchte. Niemand wird zu sexuellen Handlungen genötigt. Es ist ein Ort für Menschen die sich entwickeln möchten, sich selbst tiefer erkennen wollen und auf der Suche nach alternativen Lebensmodellen sind.
Es herrscht eine familiäre Atmosphäre und jeder der sich dort mehr einlässt hat zugestimmt, dass über alles gesprochen werden kann, dass man sich gegenseitig spiegelt und achtet, dass man mitarbeitet an der gemeinsamen Projektidee ein befreites und liebevolles Miteinander zu gestalten.

Es macht mich fassungslos und wütend, wie in Ihrem Artikel die Arbeit der Gemeinschaft und insbesondere einzelne Bewohner diffamiert und öffentlich solch heftigen Anschuldigungen ausgesetzt werden.

Ich kann sagen das ich Go and Change sehr dankbar für das bin, was ich dort erleben durfte. Es hat mein Leben verändert. Mir wurde geholfen liebevoller zu werden, mich selbst mehr sehen und annehmen zu können, mich an den Stellen zu verändern, wo ich ein anderer sein möchte und zu einem ehrlicheren und freudvollerem Kontakt mit anderen Menschen verholfen.

Wer sich entschließt liebevoller zu werden muss auch dahin schauen wo er es noch nicht ist.
Es ist ein Ort an dem kein Blatt vor den Mund genommen wird und so kommt es dazu, dass auch unangenehme Seiten von einen Selbst zum Thema werden.
Deswegen wundert es mich nicht, dass es Menschen gibt die nicht gut auf Go and Change zu sprechen sind, da sie mit unschönen Seiten Ihrer Selbst dort konfrontiert waren. Es ist offensichtlich, dass es ganz bestimmte Leute waren, von denen die Anschuldigungen in Ihrem Artikel stammen.
Dass diese nun aber den Schritt gehen sich bei Ihnen so auszulassen übertrifft meine kühnsten Erwartungen und ist ein Racheakt von gekränkten Einzelpersonen der übelsten Sorte.

Ich fordere Sie hiermit auf, für eine Aufklärung der durch Sie öffentlich gemachten Vorwürfe zu sorgen. Für Rückfragen oder auch ein persönliches Gespräch und ausführlichere Schilderung meiner Erlebnisse stehe ich gerne zur Verfügung, sofern ich den Eindruck habe das es um eine ehrliche Aufarbeitung der Sachlage geht und nicht darum um eine öffentliche Hetzte weiter auszubauen.
Jegliche Veröffentlichung von Aussagen von mir ist anonymisiert möglich, verlangt aber zuvor mein schriftliches Einverständnis.

Mit freundlichen Grüßen

Jeremias Dott, 31, Arzt

Stellungnahmen von Gästen (Verwandte von Gemeinschaftsmitgliedern)

16.06.2020 – 14:58 von Teo Geldner an die Mainpost

Sehr geehrtes Redaktionsteam der Mainpost,

liebe Gemeinschaft Go&Change,

mein Bruder Carlo ist Ende 2018 zu Go&Change gezogen, den Umzug haben wir gemeinsam mit meinem Vater und meiner Schwester gemacht. Es folgten 2019 noch weitere Besuche, alleine und einmal auch mit der ganzen Familie. Ich war stets nur 3, 4 Tage in Lülsfeld aber bereits diese kurzen Aufenthalte haben mich nachhaltig geprägt und ich denke, dass ich auch einen guten Einblick in die Gemeinschaft bekommen konnte, der eine differenzierte Einschätzung des Lebens im Kloster erlaubt.

Was ich bereits während dieser Aufenthalte über Bewusstseins- und Konfliktarbeit, Gemeinschaftsleben und vor allem über mich persönlich gelernt habe, ist unglaublich. In vielen Gesprächen mit Bewohnern und anderen Gästen, durch die Teilnahme am Gemeinschaftsleben und durch viel Beobachten konnte ich die Praktiken der transparenten Kommunikation, des Spiegelns und der Prozesse kennen lernen. Dafür bin ich sehr dankbar denn diese Praktiken helfen mir sehr, ehrlich Liebe zu leben. Aber natürlich geht es auch ans Eingemachte, wenn man sie konsequent anwendet. Bei meinen Besuchen in der Gemeinschaft wurde dies aber immer klar gemacht. Ebenfalls, dass jedes Gespräch, jeder Prozess, jede Konfrontation freiwillig ist und nicht verlangt wird, dass man sich mehr öffnet als man das selbst möchte. Diese Regel, wahrscheinlich sogar die wichtigste, war stets omnipräsent.

Ich bin während meiner Besuche für mein Empfinden recht tief eingetaucht in das Gemeinschaftsleben und wurde dabei herzlich willkommen geheißen. Mir wurde aber auch das Gefühl vermittelt, nichts zu überstürzen. Andere Gäste, die ich erlebt habe, und Teile meiner Familie waren da zurückhaltender, haben sich erstmal alles mit etwas Distanz angeschaut. Auch hier wurde allen eine angemessene und liebevolle Gastfreundschaft mit viel Interesse an jeder einzelnen Person zuteil. Wie ich es erlebt habe, wurde immer in zärtlicher Zurückhaltung klar gemacht, dass für jede Art des gewünschten Kontaktes der entsprechende Raum besteht.

Wer tief einsteigen möchte in Bewusstseinsarbeit, der ist im Kloster am richtigen Ort, das habe ich schnell durch meinen Bruder und meine Erlebnisse dort gelernt. Dies bedeutet aber konsequenterweise auch, dass man dabei mit Dingen seines selbst konfrontiert wird, die eventuell nicht einfach zu verarbeiten sind. Es kommen sehr viele Gäste zu G&C und inzwischen gibt es auch viele ehemalige Bewohner, die gebeten wurden, auszuziehen. Da ist es für mich nicht verwunderlich, dass es darunter einige Personen gibt, die im Unguten gegangen sind und sich wünschen, sie hätten die Türen, die sie geöffnet haben, verschlossen gelassen. Dass einige hierfür die Gemeinschaft verantwortlich machen, kann ich gut nachvollziehen. Es ist angenehm und einfach, einen Sündenbock statt sich selbst in die Verantwortung zu nehmen. In Ordnung ist das aber nicht. Konflikte, und seien sie noch so groß, lassen sich über viele Wege angehen. Der Weg über die Medien ist aber wohl einer der kontraproduktivsten, der nichts löst und nur Verlierer hinterlässt. Dass dies nun alles öffentlich ausgetragen wird, tut mir sehr leid. Denn egal wie die Geschichte ausgeht, so offen und Vertrauen vorschießend wie bisher wird die Gemeinschaft wohl nicht mehr sein können. Das ist ein großer Verlust für die liebevolle Kulturarbeit, die dort entsteht.

Sollte Interesse von Seiten der Gemeinschaft oder auch von der Mainpost zu detaillierteren Ausführungen oder einem Gespräch bestehen, bin ich hierzu gerne bereit. Für eine Zitation aus diesem kurzen Bericht bitte ich um kurze Kontaktaufnahme zur Autorisierung, in Gänze kann er gerne veröffentlicht werden.

Besten Dank und alles Liebe

Teo Geldner, Doktorand der Volkswirtschaftslehre

11.06.2020 – 16:41 von Renate Koch an Go&Change

Mein Erleben als Mutter eines ehemaligen Gruppenmitglieds zu “Go&Change“

Meine Tochter Judith war bereits in Halle Teilnehmerin in der Gruppe.

Nach dem Einzug ins ehemalige Kloster in Lülsfeld machte ich meinen ersten mehrtägigen Besuch dort. Ich war so früh mit meinem Besuch, dass die Kisten vom Umzug noch nicht alle ausgepackt waren. Es war sicherlich für mich eine erste Orientierung bzw. Einschätzung zur Gruppe. Ich wollte selbst erleben, Eindrücke sammeln.

Obwohl alle Mitglieder noch umzugsbedingt vieles zu organisieren hatten, waren alle Begegnung freundlich und gelassen. Es ergaben sich immer wieder kurze Gespräche mit verschiedenen Mitgliedern und gegenseitig wurden Fragen gestellt und beantwortet. Ich nahm am ganzen Gruppengeschehen teil. Auch an den abendlichen Versammlungen und der internen Spieglungsarbeit.

Im Laufe der Jahre besuchte ich meine Tochter immer wieder für einige Tage. Ich konnte Weiterentwicklung sehen im Gruppenprozess, mit den Projekten vor Ort und außerhalb.

Bei „go & change“ sind Menschen, die sich weiter entwickeln wollen, an sich arbeiten wollen und gleichzeitig in einer Gruppe leben wollen. Ob und wie lange diese Gruppe für jeden Einzelnen stimmig ist oder bleibt, liegt im Ermessen des Einzelnen im Kontakt und in Abwägung mit der Gruppe. Zu keinem Zeitpunkt habe ich Zwang oder Druck innerhalb der Gruppe erkennen können. Im Gegenteil sogar: Es stehen Varianten zur Verfügung in welcher Weise Kontakt zur Gruppe gelebt werden kann. Es ist keine falsche „heile Welt“, die dort vorgelebt wird, dafür aber größtmögliche Offenheit von jedem Einzelnen und der Versuch sich in der Liebesfähigkeit weiter zu entwickeln.

Meine besondere Aufmerksamkeit galt den Kindern dort, denn sie sind immer unverstellt und zeigen auch eventuell für den Besucher zunächst Verborgenes. Mir sind Kinder begegnet, die liebevoll und voller Vertrauen sind. Ich hatte den Eindruck, sie haben alles, was sie brauchen und zeigen im sehr großen Maße soziale Kompetenzen. Mit diesem Ausmaß an Zufriedenheit und Natürlichkeit habe ich bisher keine Kindergruppe erlebt. Für mich war es eine Freude ihnen zuzuschauen.

Herzliche Grüße

Renate Koch

06.06.2020 – von Rüdiger Tamm an Go&Change

Liebe Go&Change Gemeinde,

Von meinem Sohn Lennard habe ich erfahren, dass die Lebensgemeinschaft in einem Artikel der Main Post mit schweren Vorwürfen belastet wurde. Die Main Post hat in diesem besagten Artikel ehemaligen Mitgliedern von Go&Change ein Forum verschafft durch die diese ihre unilaterale Kritik über Go&Change in die Öffentlichkeit tragen konnten. Es ist von „Psychoterror“, „Gehirnwäsche“ und „sexualisierter Gewalt als Therapie“ etc. die Rede, die zu den Praktiken von Go&Change im Umgang mit den eigenen Mitgliedern zur Tagesordnung gehören soll.
Da ich selbst dort nur einmal kurz zu Besuch vor Ort war kann und will ich zu diesen schweren Vorwürfen nichts sagen – ausser dass ich mir nicht vorstellen kann, dass mein Sohn Lennard all diese Dinge mitbekommen haben sollte ohne dass er sich dagegen gestellt hätte, bzw. ja dass er sogar daran mit beteiligt gewesen sein sollte. Ich kann es mir wie gesagt nicht vorstellen.

Ich möchte vielmehr darüber berichten, dass seit Lennard bei Go&Change ist, offenbar eine stetige Veränderung zu einer aktiveren, positiveren Lebenseinstellung bei Ihm stattfindet. Das Zusammenleben und der „Input“ bei Go&Change scheint Ihn auszufüllen und mehr und mehr dazu zu befähigen für sich selbst und andere Verantwortung zu übernehmen. Das funktioniert für Ihn bei Go&Change offenbar besser als dies in einem „normalen“ gesellschaftlichen Umfeld möglich wäre. Das Zusammensein in dieser Gruppe hilft ihm definitiv bei seiner Persönlichkeitsentwicklung.

Go&Change ist etwas Besonderes, weil ein alternativer Lebensentwurf und ein alternatives Zusammenleben versucht und praktiziert wird. Durch die gewollte Abweichung von der Norm entstehen aber auch automatisch Angriffsflächen, die es der Außenwelt einfach machen das Projekt zu destabilisieren.

Es wäre aus meiner Sicht daher schade, wenn die positive Arbeit von Go&Change durch am Ende überzogene und haltlose Vorwürfe ins Stocken geraten würde.
Der Main Post, die diesen Stein ins Rollen gebracht hat, obliegt daher eine besondere Verantwortung wenn sie sich nicht auf das Niveau einer populistischen Berichterstattung reduzieren lassen will.

Mit freundlichen Grüßen
Rüdiger Tamm

06.06.2020 – von Adelheid Johannsen an Go&Change

„Es eifre jeder seiner unbestochnen
Von Vorurteilen freien Liebe nach!“

Wie sähe unsere krisengeschüttelte Welt heute aus, hätten sich nur 20 Prozent der Menschen an dieses Lessing’sche Wort gehalten!

Und immer wieder gab es in der Geschichte Einzelpersonen oder Gemeinschaften, die dafür einstanden und durch ihr Wirken dafür gesorgt haben, dass dieser Menschheitstraum von einem vorurteilsfreien Miteinander nicht in Vergessenheit geriet.

Als Eltern unseres Sohnes, der in der Gemeinschaft lebt und glücklich ist, kennen wir goandchange seit ihrem Einzug in das ehemalige Kloster der Schwestern des Erlösers in Lülsfeld im Jahre 2017.

Der Gemeinschaft geht es um nichts weniger, als diesen Gedanken der vorurteilsfreien, der bedingungslosen Liebe – einer Zuwendung zum Mitmenschen, die keine Bedingungen kennt – zu leben und sie lebbar zu machen. Sie wissen um die Hindernisse, die einer vorurteilsfreien Zuwendung zum Mitmenschen im Wege stehen können und so gehört zur gemeinschaftlichen Arbeit die innere Arbeit, die Arbeit an dem, was innerlich nicht verarbeitet wurde und deshalb den Blick auf den Mitmenschen u.U. verstellt und das Leben in Gemeinschaft u.U. erschwert.

Dabei stehen die Übernahme von Verantwortung für sich selbst und für die Gruppe obenan. Es gilt, sich bewusst zu machen, wann die Bequemlichkeit den Weg in die Opferhaltung – eine heute so probate Denkfigur: die anderen sind schuld und müssen sich ändern; nicht ich. – oder in das einfache Richtig-Falsch-Denken weist.

Und was bewusst wird, kann man ändern. Man muss aber nicht und kann selbst entscheiden, wie weit man gehen möchte.

Bei jedem Menschen und natürlich auch bei Gemeinschaften besteht das Risiko, dass Muster gesehen werden, wo keine sind oder dass es blinde Flecken gibt. Insbesondere dann, wenn der Wunsch nach Veränderung intensiv ist. Wir finden es von goandchange überzeugend, dass die Mitglieder im Austausch mit anderen Lebensgemeinschaften stehen, sich gegenseitig besuchen und Mitglieder zeitweise austauschen und so diesem Risiko einen praktikablen Weg gegenüberstellen.

Vor unserer ersten Teilnahme an einem Wochenende wurden wir auf unsere Eigenverantwortung hingewiesen: nur in dem Ausmaß, in dem wir mitmachen, können wir lernen. Und wenn etwas nicht mit unseren Werten und unserer Kapazität vereinbar ist, können wir Bedenken anmelden oder aus dem Prozess aussteigen.

Wenn ich mich recht erinnere, haben wir das durch Unterschrift bestätigt.

Diese Gemeinschaft leistet nichts weniger als einen kulturellen Beitrag zu alternativen Lebensformen, wie sie Zukunft haben könnten: ein Leben in Gemeinschaft, das sich am liebevollen Miteinander, am Interesse für den anderen, am Einstehen für eine gemeinsame Sache orientiert und nicht am Konsum auf allen Ebenen.

Kind sein möchte man in dieser Gemeinschaft: wohl überlegte und diskutierte Strukturen schaffen einen Rahmen, an dem die Kinder Orientierung finden. Immer gibt es liebevolle Zuwendung, nicht nur, wenn das kindliche Herz trauert. Und immer bleibt eine liebevolle Verbindung bestehen, wenn kindliches Verhalten auch mal der Korrektur bedarf.

Wer sich in die Gemeinschaft begibt, wird eines erleben: eine große Offenheit und Anteilnahme, Freundlichkeit und Höflichkeit. Jeder kann sich eingeladen fühlen und dann ermessen, ob das Leben in großer Gemeinschaft für ihn/ für sie in Frage kommt.

Adelheid Johannsen (Lehrerin)
Dr. Joachim Born (Chemiker)

06.06.2020 – von Dr. Joachim Born an Go&Change

Wir sind seit 2016 über unseren Sohn in Verbindung und Austausch mit G&C. Erst in Halle, dann bei der Klosterbesichtung im Dez 2016 , beim Einzug 2017 und seitdem zahlreiche Male u.a. beim Aktiven-Treffen des Integralen Forums- einer Art Dachorganisation im Geiste.
Wir schätzen die offene warmherzige Atmosphäre und die tiefgehenden Gespräche, die wir jedes Mal wieder mit Bewohnern und Gästen dort haben.
Möglicherweise werden wir mit unserer Schilderung Kritiker nicht umstimmen können. Uns ist wichtig, den Menschen von G&C unsere Bewunderung für ihre Ziele und ihre Arbeit auszusprechen. Wir möchten uns hier darauf konzentrieren, wie die Menschen in G&C mit ihren Kindern umgehen.
Z.B. bei den Mahlzeiten: Je nach Fähigkeiten und Alter wurden die Kinder gefüttert oder konnten sich selbst bedienen. Die jeweiligen Betreuer oder die Eltern gingen angemessen mit Bewegungsdrang und manchmal fehlender Feinmotorik um. Geduld, Verständnis und gleichzeitig klare Grenzen, aber kein Zwang, z.B. zum „Teller-Leeressen“, aber auch schon mal der Hinweis, dass Essen wertvoll ist und man sich beim nächsten Mal besser nicht so viel auflädt.

Wir sahen zu und sahen gleichzeitig den Film ablaufen, wie wir vor knapp 30 Jahren, beide berufstätig, den Umgang mit unseren Kindern zu bewältigen suchten. Hier werden die jungen Paare in die Betreuung eingebunden, so dass sie lernen, was auf sie zukommt, wenn sie selbst Kinder haben. Sie lernen die verschiedenen Lautäußerungen eines Kleinkinds zu unterscheiden. Vom unbedeutenden Quengeln bis zum verzweifelten Brüllen, das manchmal selbst die Mama nur schwer stillen kann. Allen Kindern tat es erkennbar gut, dass sie jeden Erwachsenen jederzeit kontaktieren konnten. Jeder hatte Zeit ihnen zuzuhören. Niemand ging an einem Kind vorbei, ohne Blickkontakt, ohne ein Wort oder ohne eine Berührung. Die Kinder sind „von guten Mächten wunderbar geborgen“.

Weihnachten bekamen zuerst die Kinder ihre Bescherung und konnten ihre Geschenke gleich ausprobieren und in dem großen Raum rumtoben, ohne etwas zu gefährden. Als es dann aber hieß: „So. Die Kinder setzen sich, damit auch die Erwachsenen ihre Geschenke bekommen“, kehrte gleich Ruhe ein und die Kleinen beobachteten aufmerksam, was nun geschah.

Die Kinder sind rund um die Uhr betreut, dabei werden Angebote auf ihre jeweilige Altersstufe abgestimmt. Als wir einmal unsere Mitwirkung bei der Betreuung anboten, hieß es: „ Danke. Aber nein. Die Kinder sind nicht an euch gewöhnt und wir lassen Betreuer erst nach einiger Praxis mitmachen.“

Die Väter und Männer sind in die Kinderbetreuung stark einbezogen und akzeptieren
eher auch mal wagemutiges Verhalten: „Willst du über die Pfütze springen? Auf, los.“
Es gibt hier eine gute Ergänzung von sorgenden, behütenden und verspielten, aktiven Betreuer/innen. Außerhalb dieser Klostermauern ist das noch viel zu selten der Fall.

Gleichzeitig sind die Kinder im Spielzimmer ruhiger als wir es aus anderen Betreuungen kennen; wir denken, weil die Betreuer/innen entspannter sind und die Kinder nicht durch zu viele Angebote dabei stören, selbst in ihre Mitte zu finden. Schnell hintereinander abgefeuerte Angebote: „Willst du noch was essen, was trinken, ist dir auch warm genug, möchtest du auf den Schoß?“ haben wir bei G&C nicht gehört. Und wenn die Kids ruhig und intensiv miteinander spielen, werden sie in Ruhe gelassen.

Die Kinder übernachten zusammen im selben Raum und jeweils ein Betreuer/in ist dabei. Was für eine Entlastung für die Eltern! Wie oft mussten wir nach unterbrochenem Nachtschlaf am nächsten Tag wieder konzentriert arbeiten. Und natürlich konnten die Kinder auch bei ihren Eltern schlafen.
Wir haben uns mit einigen Kinder unterhalten, waren erstaunt über die sprachlichen Fähigkeiten und das Selbstbewusstsein bei gleichzeitiger Offenheit und Vertrauen uns Neuen/Fremden gegenüber. Wir führen das auf die entspannte, liebevolle Umgebung zurück, die den Kindern gleichzeitig Orientierung gibt.

Dr. Joachim Born (Chemiker)
Adelheid Johannsen (Lehrerin)

04.06.2020 – von Ian Dixon an seine Tochter und die Gemeinschaft

I was a little apprehensive before I came. We had fallen out and you are living in a ‘commune’ and that to most of us Is strange, maybe scary … and certainly raises a number of fears in the mind!
So I record my experience…
a/ something has changed for the better between us and that is really beautiful. After all these years … I feel a different connection with you. I really enjoyed my stay and would love to come back. What really touched me is that you remember (and we celebrated together ) a few of the most beautiful moments of your childhood. If I have treasures in my life (apart from living in the gifts of now) it is those happy moments.. and I am so very grateful and touched that you now still remember them <3
B/ David … it may be dangerous to say this to a rebellious daughter 😀 … I really liked him <3 and I deeply wish you happiness together.
C/ your friends. Although brief, I enjoyed their company, felt at home and at ease with them.
D/ the group philosophy and healing therapies. I am intrigued. To me they have shifted something in you that was an unhappy burden, changed the way you ‘appear’ and feel … for the better. I like the honesty and the feeling of friendliness and love I feel in the people around you. I would like to know more of the theory and the therapy. Maybe I try it myself? 😀 :*
I say with real joy … I would love to have you and David visit .. your friends are also welcome, especially if they are willing to play with their therapies with a loving intention. That is the way in which I can be a better father for the boys. And a better contributor in this world … and I want that. Please share this message with them
Hugs and love
Dad <3

Ian Dixon, retired finance director

01.06.2020 – 13:08 von Wiebke Köhn an die Mainpost

Leserbrief zu Go&Change

Sehr geehrter Herr Stahl und sehr geehrte Frau Jeske,

ich habe Ihren Artikel gelesen und möchte Ihrem Wunsch nach sorgfältiger Recherche mit einem Bericht nachkommen.

Ich bin als Mutter zu Go&Change gekommen, gemeinsam mit meinem Mann. Mein Sohn war von den Zielen und der Lebensweise dieser Gemeinschaft stark angezogen. Er hat dort immer wieder wochenweise gewohnt bis er sich entschieden hat, dort einzuziehen. Heute wohnt er dort nicht mehr. Ich war sehr beeindruckt von der Offenheit und Freundlichkeit, mit der ich dort begrüßt und aufgenommen wurde. Schnell lernte ich, wie verkrustet meine Vorstellungen von dem waren, was für mich an Privatheit und Rückzug wirklich k nötig ist. Gemeinsam zu kochen, zu arbeiten, zu essen, zu singen, alles in festen Abläufen und Regeln, gab mir ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, das ich sonst nur in meiner Kernfamilie kannte. Inmitten von Menschen zu leben, die sich fest vorgenommen haben, liebevoll und offen miteinander zu sein, hat mir viel Respekt eingeflößt, gerade weil damit auch alle Konflikte gemeint waren. Solche Konfliktkompetenz hatte ich noch nicht erlebt. Dass man angeschrien wird, schlecht über einen gesprochen wird oder der Kontakt eingestellt wird, das kannte ich. Aber dass darüber gesprochen wird, dass ich mich verantworte für mein Verhalten und dass ich mich nicht einfach davonmachen kann oder laut werden kann, verschließt gewohnte Notausgänge. Ich habe erlebt, wie jemand klar in der Sache ist und sich von mir als Menschen aber nicht abwendet. Im Moment der Berührtheit (der Konfrontation) fühlt sich das manchmal anders an. Im Nachhinein konnte ich mich jedes Mal wieder der Nähe vergewissern.

Von den alten Pfaden weg zu kommen und neue zu gehen, muss man wollen. Ich finde das sehr interessant. Mich macht es neugierig und: Ich habe Vertrauen gehabt zu denen, die mich konfrontierten. Ich bin fest überzeugt, dass K.K., Felix und die anderen Dinge sehen, verstehen und in Worte fassen können, die im Moment sichtbar werden und die ich nicht sehen kann. Das hat mich berührt (auch schmerzlich) und ich habe es auch Monate später noch als wachstumsförderlich empfunden. Für mich sind das Wachstumsschmerzen, die ich halte und trage und denen ich vertraue.

Ich halte ihre Recherche für halbherzig und den Artikel für tendenziös geschrieben. Sie werten Zeugenaussagen aus von Menschen, denen das Verbleiben in der Gemeinschaft nicht mehr möglich war. Sie sind möglicherweise sehr enttäuscht oder verletzt und wütend. Das ist zutiefst menschlich. Das geht uns allen so. Aus dieser Position projiziert man gerne zur Verarbeitung der Erfahrung und zur Entlastung seine als negativ empfundenen Erfahrungen auf die Gemeinschaft. So entstehen Vorwürfe. Ich erwarte von Ihnen als Journalisten, dass Sie Aussagen aus dieser Verfassung heraus nicht als bare Münze nehmen oder zum Anlass einen Artikel zu schreiben.

Go&Change ist zutiefst von guten Absichten getragen, das ist meine wiederholte Erfahrung. Sie arbeiten mit Konfrontation. Stimmt. Wer das nicht mag oder will, kann sich davon fernhalten. Er wird nicht aufgefordert zu bleiben. Es ist meine Verantwortung, ob ich mich bei Go&Change einchecke, ob ich in den Sofarunden sitze, ob ich mit tanze, mit meditiere, mit singe oder mit wem ich anbändele. Und klar, wenn ich da erstmal sitze, ist es schwieriger wieder aufzustehen, als wenn ich gar nicht da gewesen wäre. Ein Vergleich: Ein Kinoplakat lockt mich ins Kino. Meine Clique ist dabei. Drinnen merke ich, der Film ist nichts für mich. Was jetzt? Traue ich mich das zu sagen und alleine aufzustehen? Was mich jetzt hindern würde, ist MEINE Sache. Meine Gedanken, Ängste, Wünsche. Und dafür bin nur ich verantwortlich. Dieses Prinzip der Selbstverantwortung wird bei Go&Change ausdrücklich gelebt. Das ist ungewohnt und manchmal irritierend. Aber nicht böswillig, übergriffig oder gewalttätig.

Es ist eine andere Kultur als das „fränkische Idyll“ vermutlich lebt. Das ist sicherlich ein Kontrast. Aber es ist deshalb nicht bedrohlich. Eher irritierend anders vielleicht.

Ich möchte Sie ausdrücklich bitten, eine Gegendarstellung zu veröffentlichen, die den abwertenden, tendenziösen und anklägerischen Ton zurücknimmt und die zitierten Vorwürfe durch Gegendarstellungen entkräftet.

Die Respektlosigkeit anderen Menschen und ihren Lebensgewohnheiten gegenüber schafft gar nichts mehr als Meinungsmache und Polarisierung. Ein Dialog der Verständigung wäre höchst christlich. Schaffen Sie in Ihrer Rolle einen Raum für Verständnis und Diversität. Es gibt bei Go&Change niemanden, der dem nicht offen gegenüberstehen würde. Gegen Abwertungen und Anklagen müssen sie sich nicht rechtfertigen.

Mit freundlichen Grüßen,

Wiebke Köhn (53)

01.06.2020 – 10:50 von Herrn W.G. an Go&Change

Im Sommer letzten Jahres haben meine Frau und ich auf einer Reise einen kleinen Umweg gemacht und ´Go and Change` spontan besucht.
Wir kennen ´Go and Change` durch unseren Sohn, der häufiger dort ist und wir waren beeindruckt, in welch selbstkritischer Art er daraus entwicklungsorientiert handelt und Lebensfreude ausstrahlt.
Wir sind freundlich empfangen worden und trotz eines gleichzeitig beginnenden Seminars durchs Kloster geführt worden.
Wir durften alles ansehen, was uns interessierte, bekammen auf alle Fragen nachvollziehbare Antworten und erlebten in jeder Begegnung Offenheit und Freundlichkeit.
Für Menschen, die mit solchem Gemeinschaftsleben nicht vertraut sind,
mag die Atmosphäre aus Ungewohnheit befremdlich erscheinen, aber ein Anstoss ist es allemal.
Insgesamt hatte ich den Eindruck: hier hat der Sinn eines Klosters eine adäquate Übersetzung in die heutige Zeit gefunden und ernsthaftes Streben sowie Dankbarkeit und Fröhlichkeit werden unter einfachen Bedingungen lebendig.

Ich möchte geradezu jeden bitten, die Arbeit bei ´Go and Change` zu unterstützen oder sich zumindest einen vorurteilsfreien Eindruck davon zu verschaffen.
Unsere Gesellschaft braucht solche Impulse.

Herr W.G.

Stellungnahmen von regelmäßige Gästen

12.06.2020 – 22:58 von Moritz Plagemann an Go&Change

Stellungnahme Moritz Plagemann

Sehr geehrte Frau Jeske, sehr geehrter Herr Stahl,
mit Erschrecken und Wut habe ich Ihren Artikel vom 22. Mai 2020 über die Gemeinschaft „Go&Change“ gelesen. Da ich die Gemeinschaft anders als in ihrem Artikel beschrieben erlebt habe, möchte ich ihnen hier kurz davon berichten.
Ich kenne die Gemeinschaft „Go&Change“ nun seit über einem Jahr seit ich das erste Mal dort war. Ich war regelmäßig für Wochenenden zu besuch, über Semesterferien auch mal eine ganze Woche und zum Schluss im Frühjahr 2020 für einen ganzen Monat. Während dieser Zeit habe ich die Gemeinschaft gut kennengelernt.

Ich möchte an dieser Stelle jedoch weniger auf die haltlosen und herabwürdigenden Vorwürfe ihres Artikels eingehen, sondern lediglich meine eigenen Erfahrungen schildern. Nur eine Sache möchte ich anmerken. Seit dem Bestehen von „Go&Change“ mussten immer wieder Menschen, wie auch ich, die Gemeinschaft verlassen. Einige davon sind in dem Artikel zu Wort gekommen, viele nicht. Setzt man alleine einmal zahlenmäßig ins Verhältnis wie viele Menschen die gehen mussten nach wie vor durchweg positiv über den Ort berichten zu den wenigen, die teilweise sogar ohne mit ihrem Namen für sich einzustehen, schwere Vorwürfe erheben, zeigt sich ein sehr viel klareres Bild was und wie die Menschen dort leben.
Die Zeit die Ich bei „Go&Change“ verbracht habe war und ist für mich tief prägend. Ich habe verschiedenste Seiten in mir kennengelernt, manche waren schön andere weniger schön. Mit alldem wurde ich dort konfrontiert und die Auseinandersetzung war eben wie diese schmerzhaft, unangenehm aber auch schön. Auch wenn während der Auseinandersetzung und vor allem dann, wenn man zum ersten Mal mit unangenehmen Seiten konfrontiert wird, der Widerstand groß ist, so kann ich jetzt aus der Distanz sagen, dass ich froh bin dort gewesen zu sein und dass ich bis heute viel aus der Zeit dort lerne, was mein Leben bereichert und schöner macht. Dabei wurde ich nie persönlich herabgestuft oder degradiert, noch habe ich das bei irgendjemand anderem dort erlebt.
.
Jeder der dort ist kommt, geht oder bleibt als freier Mensch. Auch die Auffassung, dass ein Mensch „defizitär“ nur als sein Schatten betrachtet wird entspricht in keinster Weise der Auffassung die dort gelebt wird. An kaum einem anderen Ort habe ich bisher erlebt wie sehr das positive in jedem Menschen gesehen wird.
Nachdem ich die Gemeinschaft verlassen musste, habe ich nach 1 ½ Monaten wieder einen ersten Kontakt aufgenommen. Dies geschah aus völliger Freiheit. Es wäre absurd zu denken, dass ich irgendeinem Druck ausgesetzt war oder irgendetwas hätte fürchten müssen, hätte ich dies nicht getan. Auch stand ich als ich ging nicht „vor dem nichts“, hatte „keine Freunde“ oder mir wurde auf irgendeine Weise suggeriert das „es mir schlecht ergehen würde“.
Es macht mich wütend, dass manche Ehemalige behaupten sie hätten irgendetwas zu befürchten und sich mit ihren absurden Anschuldigungen in der Anonymität verstecken.

Vieles was in den Artikel geschrieben wird, wie vor allem das plakative dahinstellen von einzelnen Begriffen wie „Psychoterror“, „Schwurmenschen“ oder „Hierarchie“ spielt bewusst mit den negativen Assoziationen beim Leser. Auch ich hatte vor meinem ersten Besuch viele Fragen und war skeptisch. Letztendlich war ich jedoch offen mich auf die Menschen einzulassen und mir selbst eine Meinung zu bilden. So wird diese Stellungname sich auch nur einreihen in viele andere, eine ganz persönliche Antwort wird jedoch nur der Finden, der bereit ist in einer Offenheit auf die Menschen zu zugehen, sich auf neue Sichtweisen einzulassen und sie am eigenen Erleben zu überprüfen.
„Go&Change“ ist ein Ort an dem vieles anders gemacht wird, vieles neu Gedacht wird und wo immer Menschen dies tun werden andere die von außen kommen mit dem eigenen Denken, den eigenen Konzepten und Wertvorstellungen konfrontiert. Nun kann man das Neue pauschal ablehnen oder versuchen sich unabhängig von den eigenen Vorstellungen drauf einzulassen oder zumindest, wenn man dazu nicht bereit ist, gleichberechtigt alle zu Wort kommen lassen die Erfahrungen dort gemacht haben. Ihr Artikel tut genau das nicht und widerspricht somit in meinen Augen den Grundsätzen einer ausgeglichenen Berichterstattung oder anders gesagt- qualitativem Journalismus.

Ich bin sehr dankbar für die Erfahrung und Erlebnisse die ich dort gemacht habe, für die Ehrlichkeit, Menschlichkeit und letztlich Liebe die ich dort erfahren habe.

Gerne dürfen sie diese Stellungname in ihre weitere Berichterstattung miteinbeziehen.
Für Rückfragen stehe ich gerne zu Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Moritz Plagemann
stud. med.

11.06.2020 – 01:24 von Nikolas Mews an Go&Change

Ich habe Go & Change im Januar 2019 kennen gelernt. Ich lebte zu diesem Zeitpunkt in einem Lebensgemeinschaftsprojekt in der Oberpfalz und hatte über ein Netzwerk von Lebensgemeinschaften einige Mitglieder von Go & Change bei einem Besuch ihrerseits in unserem Projekt kennen gelernt.

Bei diesem Besuch in der Oberpfalz habe ich die Gruppe von damals acht Menschen bereits als sehr offen, interessiert und auch sehr transparent wahrgenommen. Ihre Form des Zusammenlebens und ihre Sichtweisen im Hinblick auf eine neue Kultur unter den Menschen haben damals bei uns in der Lebensgemeinschaft für einige Kontroversen gesorgt. Ich glaube, dass ein solcher im Hintergrund schwelender Weltanschauungsdiskurs bzw. die für einzelne Menschen daraus resultierenden Konsequenzen die treibenden Kräfte für die jetzt erhobenen Vorwürfe darstellen.

Gemeinsam mit meiner Frau und meiner damals 3 Jahre alten Tochter haben wir dann im Mai 2019 Go & Change besucht. Nach den Erfahrungen unseres 4-tägigen Besuches kann ich keinen einzigen der in Rede stehenden Vorwürfe bestätigen. Ich habe an mehreren Gemeinschaftsaktivitäten teilgenommen und dabei nicht einmal ansatzweise Strukturen, wie sie in dem Artikel beschrieben werden, erkennen können. Die Teilnahmen waren immer freiwillig und ich wurde nie zu irgendeinem Verhalten gedrängt oder gar gezwungen.

Unsere Tochter ist direkt zu Beginn unseres Aufenthaltes eingeladen worden, mit der Kindergruppe der Gemeinschaft mitzulaufen und hat dies immer wieder gerne und auch immer nur so lange sie wollte getan. Die Kinderbetreuung habe ich als außerordentlich gut strukturiert und verantwortungsvoll wahrgenommen. Den Ansatz, die ganze Gemeinschaft an der Kinderbetreuung teilhaben zu lassen und damit nicht nur die Eltern zu entlasten sondern auch allen Beteiligten – Erwachsenen wie Kindern – ein viel größeres soziales Netz mit wundervollen Lern- und Beziehungsmöglichkeiten zu schaffen, halte ich für ein zukunftsweisendes Modell, welches hoffentlich viele Nachahmer findet!
Ich habe in Lülsfeld in den 4 Tagen viele Gespräche mit einzelnen oder mehreren Mitgliedern von Go & Change zugleich geführt und dabei ein Gruppe sehr offener, reflektierter und interessierter Menschen kennengelernt, die sich sehr bewusst waren, was sie dort tun und warum sie es dort tun. Dies beinhaltet explizit die Freiwilligkeit allen Tuns und Lassens am Platz. Gleichzeitig habe ich auf alle Fragen vor allem hinsichtlich der gemeinsamen Kultur und Aktivitäten sehr detaillierte und transparente Antworten bekommen.

Ich nehme Go & Change als eine Gruppe von Menschen wahr, die wie viele andere Menschen in dieser Zeit erkannt haben, dass unsere alten Weltanschauungsmodelle keine zukunftsfähigen Lösungen mehr bereit halten. Go & Change ist hier bei weitem nicht das einzige Projekt, welches sich auf den Weg macht, neue Lösungsansätze für die dringlichsten Probleme des Planeten zu finden. Die Menschen, welche sich in solchen Projekten zusammenfinden, eint nach meiner Erfahrung gleichsam der unbändige Wille, solche neuen Lösungen für die Menschheit zu finden, wie aber naturgemäß auch der Mangel an bereits fertigen Strategien oder Antworten. Ich rechne mich selbst übrigens auch zu dieser Gruppe Menschen.

Bei Go & Change haben sich Menschen zusammengefunden, die genau solch einen neuen Lösungsansatz in ihrem Alltag leben. Einen selbst entwickelten Lösungsansatz, den sie persönlich als ihren Weg gewählt haben und der jedem, der an den Platz kommt gerne und mit bemerkenswerter Klarheit und Tiefe dargelegt wird. Ich empfinde große Dankbarkeit und habe großen Respekt vor dem Mut jedes einzelnen dieser Menschen, der sein bisheriges Leben komplett in Frage stellt, um sich für die bloße Möglichkeit, einen Beitrag zu einer nachhaltigeren und liebevolleren Art des Zusammenlebens zu leisten, auf den Weg in unbekanntes Terrain begibt.

Dass es noch unzählige andere Ideen und Lösungswege gibt, über deren Tragfähigkeit, Existenzberechtigung oder evtl. sogar Gefährlichkeit man sich trefflich streiten kann, ist mir klar. Dass solch ein Weg in neue, unbekannte Gefilde nicht reibungsfrei von Statten geht, leuchtet mir auch ein. Dass Menschen, die sich voller Hoffnung und Sehnsucht nach einer besseren Welt einer Gruppe angeschlossen haben, sehr schmerzvolle Trennungserfahrungen machen können, wenn sich herausstellt, dass das jeweilige Lebenskonzept doch nicht mit dem eigenen übereinstimmt, ebenfalls. Dass neue Lösungsvorschläge oft das bisherige Weltbild samt damit verbundener ideeller Existenzberechtigung in Frage stellen und damit große Angst auslösen, erst recht. Ich will damit nicht behaupten, dass sich die in Rede stehenden Vorwürfe ausschließlich auf die vorgenannten Ursachen gründen. Ich habe jedoch den Eindruck, dass solche Prozesse hier eine entscheidende Rolle spielen und wünsche mir sowohl von den „Anklägern“ als auch von den Berichterstattern, dass sie noch einmal die tieferen Motive für ihre Handlungen hinterfragen.

So wie ich die Idee der Kultur des Zusammenlebens von Go & Change verstanden und erlebt habe, bilden u.a. radikale Transparenz und Verantwortung gegenüber dem eigenen Handeln gleichsam ethische Grundpfeiler wie auch Handlungsmaxime. So unglaublich diese Aussage in einer Welt voller Misstrauen und Manipulationen auf allen Ebenen menschlichen Zusammenlebens auch klingen mag – ich habe den Eindruck gewonnen, dass sie es im Kloster damit sehr ernst meinen und die Ideale von Go & Change das Abstreiten von berechtigten Vorwürfen schlicht nicht zulassen.

Ich fühle mich mit den Menschen bei Go & Change sehr verbunden auch wenn ich nicht dort wohne. Ich teile ihre Ideale und Werte und bin sehr dankbar für ihren Mut, ihren Glauben an sich selbst und die Bereitschaft als Pioniere für eine andere Welt voranzuschreiten.

Nikolas Mews

05.06.2020 – 16:27 von Luc an Go&Change

Sehr geehrte Frau Christine Jeske, sehr geehrter Herr Benjamin Stahl und sehr geehrte Redaktion der Mainpost,
Im Folgenden sende ich Ihnen einen Leserbrief in Bezugnahme auf Ihren Artikel mit dem polarisierenden Titel „Psychodruck und sexualisierte Gewalt in ehemaligem Kloster?“ vom 22. Mai 2020.

Mein Name ist Lucas Ziemer, ich bin frisch approbierter Arzt und im Hinblick auf die Vision eines heileren (im Sinne von gesunden) Leben für alle auch sehr interessiert an gelebten Utopien zur Gesellschaftstransformation, sowie der Verbindung seelischer/psychischer Gesundheit mit der körperlich-physischen.

In diesem Zuge habe ich auch die Gemeinschaft Go and Change kennen lernen dürfen. Auch wenn ich bisher nur zweimal für jeweils einige Tage im Kloster zu Besuch war, so sehe ich mich durch Ihren Artikel und die Aussagen der Aussteiger*innen doch dazu angehalten, meine eigene und durchaus andere Perspektive zu diesem Ort mitzuteilen.

In erster Linie habe ich diesen Ort jedes Mal als sehr offen und die Menschen, die dort leben als stark an einem interessiert erlebt. Gleichzeitig war jeder Aufenthalt auch sehr bewegend, berührend, aufrüttelnd und damit auch herausfordernd. Man könnte wohl sagen, dass das Leben und die eigene persönliche Entwicklung in der Klostergemeinschaft in wesentlich höherer Intensität und auch Geschwindigkeit abläuft, als wir es in unserem „normalen“ Alltag gewohnt sind. Immer wieder gab es auch für mich Dinge, die mich im Zusammenleben irritiert haben. Bisher habe ich jedoch jedes Mal (wenn auch manchmal erst ein paar Tage danach) im Nachhinein verstehen können, warum Dinge so waren, wie sie waren. In der Regel war der Grund für meine Irritation oder auch meine Ablehnung jedes Mal entweder, dass es nicht mit meinem bisherigen Selbst-, oder Weltbild übereinstimmte, jedoch aber nie (nach eigener Reflektion) damit konkurrierte, was sich im Moment, oder später richtig, gut, oder gesund anfühlte. Mehrfach habe ich auch in meinem Umfeld erlebt, wie Entscheidungen, die in der Gemeinschaft getroffen wurden, oder Kritik (in Form von so genannten Spiegeln), die geäußert wurde, in Frage gestellt wurden. Nie jedoch wurde dabei irgendwer zu irgendetwas gezwungen. Jederzeit wurden die betroffenen Personen in ihrer Möglichkeit der Selbstverantwortung anerkannt. Immer war es möglich zu gehen oder „nein“ zu sagen. Und all das war stetig mit der Konsequenz verknüpft, sich zu entscheiden, zu vertrauen, oder tun zu können, was man stattdessen für richtig hält.

Auch habe ich in meinem Freundeskreis miterlebt, dass Besuch von Angehörigen (auf den Sie auch Bezug nehmen) oft als etwas sehr aufregendes und gleichzeitig freudig erwartetes Ereignis wahrgenommen wird. Dieser Punkt scheint mir nicht verwunderlich, denn viele von uns sind wohl aufgeregt, wenn wir nicht wissen, wie unsere Familie auf Dinge reagiert, die uns berühren und bewegen und vielleicht unser Leben geprägt haben. Von gegenteiligen Schilderungen, wie in Ihrem Artikel ist mir nichts bekannt.

Auf einen weiteren konkreten Punkt ihres Artikels möchte ich eingehen: Umgang mit Kindern. Bei meinem ersten Besuch waren die beiden angesprochenen Todesfälle noch sehr präsent im Zusammenleben. Gemeinschaftlich wurde stark daran gearbeitet, den Verlust aufzuarbeiten und der Trauer Raum zu geben. Auch unabhängig davon war ich stets davon beeindruckt, wie liebevoll der Umgang mit den Kindern, welche in der Gemeinschaft aufwachsen, ist, wie erfahren die Menschen sind, die sich um die Kinder kümmern und auch, wie glücklich, offen und liebevoll im gemeinsamen Umgang die Kinder selbst sind.

Auch das angesprochene Thema der Hierarchie(n) finde ich ein sehr spannendes, da ich selbst in einem stark hierarchie-kritischem Kontext sozialisiert bin. Es ist korrekt, dass an vielen Stellen im Zusammenleben bei Go and Change sehr klare (wenn auch sich dynamisch entwickelnde) Hierarchien existieren. Diese sind gebunden an Kompetenzen, welche Menschen durch ihre Fähigkeiten zeigen. Damit ist diese Hierarchie lediglich eine Anerkennung und Abbildung der Realität. Dies scheint mir wesentlich sinnvoller und ehrlicher, als z.B. die Art von Hierarchie, wie wir sie in unserer staatlichen Ordnung wiederfinden, in welcher „Kompetenzen“ häufig weniger ein Abbild der Realität (durch Wissen oder Fähigkeiten) sind, sondern z.B. in Form von Ämtern in erster Linie vergeben werden.

Gegen Ende zitieren Sie Herrn Lohmayer wie folgt: „Je mehr ich von einer Person weiß […] umso mehr Macht gewinne ich über sie, desto steuerbarer wird sie und desto verletzlicher wird sie letztendlich.“. In Freundschaften und Beziehungen in unseren Familien durften jedoch hoffentlich viele von uns die Erfahrung machen, dass jener Satz auch so formuliert sein könnte: Je mehr Menschen gegenseitig voneinander wissen und je mehr sie an gemeinsamen Erfahrungen teilen, desto näher stehen sie sich, desto mehr können sie sich vertrauen und desto besser können sie sich gegenseitig unterstützen.

Ich befürworte sehr, dass alle Vorwürfe bis zu Ende geprüft werden können und die Fragen, die nun in größerer Dimension offen stehen, beantwortet werden. Dabei werden wir (und damit auch Sie) nicht drumherum kommen, auch die gesamten Perspektiven auf bestimmte verwendete Begriffe zu hinterfragen. Denn was ist denn z.B. „unser Ich“, welches laut einer Ehemaligen gefährdet sei, sich aufzulösen. Häufig sprechen wir davon z.B. als unser psychisches Selbsterleben. Dieses wird maßgeblich über unser gesamtes Leben und sehr prägend in unserer frühen Kindheit durch die Art, wie unsere Gegenüber uns erleben und mit uns interagieren (also spiegeln), geformt. Gleichzeitig können wir davon ausgehen (und dies auch belegen), dass in diesen Eltern-Kind-Beziehungen oder auch Partnerschaften häufig auch psychische Abhängigkeiten und andere ungesunde Dynamiken wirken. Diese werden damit auch weitergegeben. Ist es dann nicht sogar sehr liebevoll, mein Gegenüber darin unterstützen zu wollen, sich von diesen Dingen zu lösen, auch wenn dies eine unangenehme Konfrontation damit im ersten Moment bedeutet?

Wir werden also merken, dass sich Fragen stellen, die uns vielleicht sogar als gesellschaftliches Kollektiv an bisherige Grenzen dessen bringen, was wir als „eindeutiges“ Verständnis empfinden.

Ich danke Ihnen für das Lesen dieser Zeilen und freue mich über eine Bestätigung dessen. Gern können Sie in anonymisierter Form und nach persönlicher Rücksprache mit mir, aus diesem Brief zitieren.

Mit freundlichen Grüßen,

Luc

04.06.2020 – 13:05 von Henry Sonnet an Go&Change

Reaktion auf den in der Main-Post erschienenen Artikel „Psychodruck und sexualisierte Gewalt in ehemaligem Kloster?“ von Benjamin Stahl und Christine Jeske

Sehr geehrte Frau Jeske, sehr geehrter Herr Stahl,

ich war insgesamt drei Mal als Gast bei Go&Change, das erste Mal zu einem Kennenlern-Wochenende, die anderen beiden Male in diesem Jahr jeweils eine Woche zu Gemeinschaftstagen. Als ich Ihren Artikel las, bekam meine positive Meinung über Go&Change Risse. Ich begann an meiner Wahrnehmung zu zweifeln und fragte mich, ob ich vielleicht Opfer eines utopischen Wunsches nach liebevollem, ehrlichem Zusammenleben geworden war. Dann las ich Gegenstimmen von ehemaligen Mitbewohner*innen und Gästen. Währenddessen tauchten viele schöne Erinnerungen an die Zeit bei Go&Change auf. Jetzt schäme ich mich dafür, dass Ihr Artikel mein positives Bild so leicht ins Wanken bringen konnte, entgegen meiner vielen wunderschönen Erfahrungen, die ich dort erleben durfte. Daher auch meine Entscheidung, diese Zeilen zu schreiben.

Ich kann natürlich nur davon berichten, was ich dort erlebt habe. Man wird zu nichts gezwungen, alles ist freiwillig und man kann den Ort jederzeit wieder verlassen. Wenn ich zu Go&Change fahre, dann nicht in erster Linie, um dort zu feiern und eine angenehme Zeit zu verbringen, sondern um mich näher kennenzulernen und Dinge über mich zu erfahren, die mir ansonsten verborgen bleiben. Das kann durchaus unangenehm und schmerzvoll sein. Das ändert dann aber nichts daran, dass dies ein Teil von mir ist, mit dem ich gern umzugehen lernen möchte, weil er mir meinen Alltag erschwert. Ich würde nicht die mehrstündige Reise nach Lülsfeld auf mich nehmen, wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass die Bewohner*innen von Go&Change mir dabei helfen können und ich sie nicht überaus schätzen würde.

Ein Erlebnis ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Es war eine der von Ihnen beschriebenen abendlichen Zusammenkünfte im großen Gemeinschaftsraum. Eine Bewohnerin durchlebte einen für sie sicherlich unangenehmen Prozess, bei dem sie wiederholt Stellung dazu beziehen sollte, warum sie sich so destruktiv verhielt wie sie es tat. Ihr war dies durchaus bewusst und ihr Ziel war es, diese nicht liebevollen Verhaltensweisen abzulegen. In der Gruppe machte sich Ärger und Wut darüber bemerkbar und sie wurde damit konfrontiert. Tränen flossen, Schimpfwörter fielen und es wurde teilweise geschrien. Für mich war es teilweise recht hart, diesem Prozess zu folgen. Gleichzeitig waren die Worte aber auch sehr klar und einleuchtend, weil sie die Realität widerspiegelten. Nach einer kurzen Gewöhnungsphase wurde mir bewusst, dass das Verhalten der Gruppe sehr liebevoll war, da sie sich viel Zeit für die Bewohnerin nahm, um sie zu erreichen und ihr zu helfen. Was kurz nach Mitternacht dann geschah, passte für mich überhaupt nicht in das Bild. Die Bewohnerin, die gerade noch diesen Prozess durchgemacht hatte, hatte Geburtstag. Wir standen Schlange, um sie zu umarmen und ihr zu gratulieren. Danach tanzten wir, aßen Kuchen und feierten ihren Geburtstag. Es war die schönste Geburtstagsfeier, die ich je erlebt habe. Es gab viele solcher schönen Erlebnisse.

Was die Art und Weise der Kinderbetreuung angeht, so kann ich auch das in Ihrem Artikel Geschriebene nicht bestätigen. Die Kinder bekamen reichlich Aufmerksamkeit, gleichzeitig wurden ihnen auch klar Grenzen gesetzt, wenn es nötig wurde. Auf Weinen, das durch Babyphone übermittelt wurde, wurde umgehend reagiert. Die Kinder machten auf mich einen sehr glücklichen Eindruck und ich wünschte, dass eine solche Kinderbetreuung viel mehr Verbreitung finden würde.

Go&Change wagt sich auf ein Gebiet, das so – wenn überhaupt – noch nicht oft in unserer Gesellschaft gelebt wird. Unsere Gesellschaft ist weitestgehend geprägt durch Misstrauen, Neid, Intransparenz, Konkurrenzdenken, Materialismus und Konsum. Meiner Meinung nach bedarf es hier einer dringenden Veränderung. Bei Go&Change wird eine mögliche Alternative gelebt. Es wird viel ausprobiert, sicherlich werden auch Fehler gemacht, die dann aber umgehend korrigiert werden. Es werden bewusst Gewohnheiten durchbrochen, die fest in uns verankert sind. Das mag auf den ersten Blick befremdlich wirken und Widerstände in uns erwecken, ist aber letztendlich zumeist befreiend, weil es uns neue Perspektiven eröffnet.

Wenn ich Go&Change nach einem Besuch verlasse, überkommt mich schon nach wenigen Tagen, wenn nicht sogar Stunden eine Sehnsucht, sie wieder zu besuchen. Im Alltag außerhalb von Go&Change verblassen die vielen positiven Eindrücke nach wenigen Tagen wieder und damit leider viel zu schnell. Ich freue mich darauf, meine Freundinnen und Freunde von Go&Change auch weiterhin zu besuchen. Ich habe allergrößten Respekt davor, was sie dort innerhalb von wenigen Jahren aufgebaut haben. Ich wünsche mir daher sehr, dass Sie mit Ihrer Berichterstattung das Geschaffene nicht leichtfertig aufgrund einseitiger Meinungen zunichte machen.

Freundliche Grüße aus Magdeburg
Henry Sonnet

02.06.2020 – 12:20 von Peter B. an Go&Change

Ich habe go&change bisher zweimal besucht Ich habe an einem Kennenlernwochende vom 8.-11. August 2019 und an Gemeinschaftstagen vom 22.-26. Februar 2020 teilgenommen. Dabei konnte ich an verschiedenen Gemeinschaftreffen und Arbeiten teilnehmen. Dabei war immer ein respektvoller Umgang miteinander gegeben. Die Auseinandersetzung mit Unzulänglichkeiten war durchaus direkt und konfrontativ, dabei aber immer offen und fair. So habe ich es erlebt und empfunden.

Peter B.

01.06.2020 – 15:28 von Herrn C.B. an Go&Change

Go and Change – Stellungnahme zu Ihrem Artikel

Mein Besuch bei Go & Change – oder eher unser Besuch. Durch Freunde hatte ich die Gelegenheit Go and Change Anfang des Jahres zu besuchen und war kurz danach bereits ein zweites Mal da. Ich wäre auch wieder hingefahren, wenn nicht Corona gewesen wäre. Ihrem tendenziösen Artikel möchte ich meine Erfahrungen entgegenstellen:

Ich habe in Lülsfeld schöne Momente erlebt: Partys, bei denen ich die ganze Nacht durchgetanzt habe und das in einer Freude und einer Energie, die ich nur selten fühle – egal, welche Musik gerade lief. Ich habe mich selten so befreit und entspannt beim Tanzen gefühlt. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich einfach dafür entscheiden konnte. Oder eine große Kissenschlacht, bei der Kinder und Erwachsene sich ausgetobt haben und es auch ordentlich zur Sache ging – es aber wunderbar funktioniert hat.

Ich kann aus Ihrem Artikel bestätigen, dass es intensiv dort ist und vieles vieles anders als „draußen“, als das, was ich sonst gewohnt bin: Gemeinsam darüber nachdenken, was das liebevollste für uns und jeden Einzelnen ist, sich konsequent auf Liebe ausrichten und alles anzusprechen, was dazwischen steht – auch das, was zur eigenen Liebe dazwischensteht, oder ergänzend in meinem Fall meiner Liebe zu meinem damals 3-jährigen Sohn. Wow… Berührung.

Zum Beispiel habe ich dort mitgenommen, dass ich mich nicht genug selbst liebe, aber in mich und meiner Liebe zu V vertrauen kann. Ich habe dort die Kraft geschöpft, für V und mich besser da zu sein und uns Grenzen zu setzen – uns einen Rahmen zu geben. Meine Beziehung zu meinem Sohn ist eine ganz Neue – Andere. Stellen Sie sich das mal vor. Zuvor war ich nicht fähig, für mich und V gut da zu sein. Ich habe insgesamt vielleicht 1,5 Wochen in Lülsfeld verbracht und unsere Beziehung ist stärker, tiefer, ehrlicher, freudiger! Ich kann uns nun alleine halten (habe mich kurz vorher von der Mutter trennen müssen) und lass mir wesentlich weniger von V auf der Nase rumtanzen. Ich habe die Verantwortung: Ich habe gelernt, dass V sich an mir orientiert und ich für mich und uns gut sorgen muss bzw. will.

Ich habe gelernt, wie sehr meine Biographie, wie sehr meine Themen, wie sehr die Themen zur Mutter von V eine Rolle spielen im Kontakt zu V. Ich habe klarer bekommen, was wirklich wichtig ist im Leben: Einerseits mein Kind und klare liebevolle Räume. Dinge, auf die meine Sehnsucht lange warten musste. Nun ist es Teil meines Weges, wobei ich noch nicht ganz realisiert zu scheinen habe, wie sehr es mich geprägt hat und prägen, sowie begleiten wird.

Eine nette Anekdote ist, dass V immer begeistert war dort hinzugehen. Nach unserem ersten Besuch hat V immer wieder gefragt, wann wir wieder zu G&C fahren können. Auch, dass meine Freunde teilweise nervös waren vor der Ankunft, weil evtl. schwierige Themen zur Sprache kommen – V ist in seiner Freude und Neugier geblieben und ist bei unserer Ankunft freudig auf den Hof gelaufen und hat gerufen „Go & Change“! Wir freuen uns nun auf unseren nächsten Besuch und die nächste große Pfannkuchenparty.

Dabei wunderte es mich, dass V so gern in Lülsfeld ist. Ich habe dort gelernt Grenzen zu setzen und angefangen authentisch mich gegenüber V auszudrücken. Ich dachte, dass das V missfallen würde. Im Gegenteil, es bietet Sicherheit und Klarheit für unseren Raum. V kann sich entspannen und kann auf

mich/auf uns vertrauen. Er kann darauf vertrauen, dass ich den Rahmen vorgebe und Verantwortung übernehme, sodass er sicher ist und damit Kind sein kann. Einfach wundervoll diese Begegnung und ich bin nun immer wieder so froh und dankbar mit V sein zu können.

Apropos Klarheit – die Klarheit an diesem Ort hat bisher immer viel in mir entspannt. Ich konnte mich fallen lassen – ich brauchte keine Sorge mehr haben, dass irgendetwas unausgesprochen bleibt, hintenrum irgendwer mich doch doof findet oder dass Kritik aus einem schlechten Ort kommt. Einfach mal da sein und vertrauen: Vertrauen, dass wenn etwas nicht liebevoll ist, es mir gesagt wird und auch wenn andere nicht liebevoll sind, es gesagt wird. Wie lange ich nach einer solchen Kultur, nach solch einem Miteinander gesucht habe. Nach Menschen, denen Liebe über alles zu gehen scheint. Dieses Gefühl der Sicherheit und Orientierung möchte ich auch V geben.

Ich brauchte dort nicht viel schlafen. Einfach, weil so viel Klarheit da war, so viel Neugier, so viel Bewusstsein – eine unbeschreibbare Energie, die mich in der Freude gehalten hat und mich aufrichtete (obwohl ich schon auch viel Grün- und Schwarztee getrunken habe;)

Ein außergewöhnlicher Ort. Ein lebensverändernder Ort. Ich kann mir schon vorstellen, dass das nicht allen so passt. Es stimmt schon, dass dort viele Projektionen auf diesen Ort und seine Liebe entstehen, weil man selbst noch nicht an einem gewissen Punkt ist aber gerne wäre, oder es kommen viele Ängste auf, wie man sein und sonst noch alles in einem sein könnte. Es kommen auch Gedanken und Bilder von einem auf, die man vielleicht nicht so gerne sehen will, die aber notwendig sind anzuerkennen, um weiter den Weg der Liebe gehen zu können. Ich habe dort den Eindruck gewonnen, dass wir Menschen uns wirklich für Liebe entscheiden können – für das Gute, für das Füreinander.

Endlich Orientierung, endlich Menschen, die es Ernst zu meinen scheinen mit der Liebe. K.k., Felix und viele dort habe ich als außergewöhnliche Menschen wahrgenommen und ich geriet schon auch immer wieder ins Stutzen über manche Menschen. Aber wenn ich dann sehe wie krass liebevoll die sind – dann ist das einfach nur berührend. Einzelne Blicke reichten aus, um Liebe sehen zu können und von Liebe berührt zu werden. Hinzu kommt das Gelebte vor Ort. Eine Kultur, in der ich mich von Menschen gesehen gefühlt habe und voll vertrauen konnte.

Die Begegnung mit Go&Change hat mein Leben und das Lebens meines Kindes jetzt schon verändert und ich bin gespannt darauf wie sehr es das noch weiter noch tun wird.

Ich bitte Sie liebe Main-Post ihre Darstellungsweise noch einmal zu überdenken und noch einmal zu überprüfen, wer für Wahrheit einsteht und wer nicht.

Mit lieben Grüßen

Herr C.B.

27.05.2020 – 13:23 von Kurt-Martin Konnow an die Mainpost

Liebe Mitglieder von goandchange, gerne bestätige ich, dass ich kürzlich bereits zwei Mal bei euch zu Gast war (Kennenlernwochenende und über Silvester). Ich habe die Zeit mit und bei euch sehr genossen und nicht nur eine preiswerte Unterkunft, sondern auch eine reichhaltige und gesunde Ernährung bekommen. Ich habe euch als eine Gemeinschaft von moralisch hoch stehenden Persönlichkeiten erlebt, die an den hohen Zielen ihrer inneren Entwicklung arbeiten. Die Kinder, die in eurer Obhut sind, waren insgesamt gut versorgt und sehr gut erzogen. Sie fühlten sich alle sehr wohl. Ich selbst bin Pädagoge und mit 66 Jahren noch immer berufstätig und weiß, wovon ich spreche. Ich wohne und arbeite zur Zeit in Bremen und habe hier nichts von irgendwelchen Verleumdungs Kampagnen gegen euch gehört. Es tut mir aber sehr leid, wenn diese von irgendwelchen Leuten (Neidern?!) gegen euch gestartet worden sind. Ich kann euch und eure offensichtlich gut funktionierende Gemeinschaft nur jedem weiterempfehlen, der miterleben möchte, wie man als Mensch in einer großen Gruppe in Frieden und Harmonie leben kann. Das habe ich vorher noch nie erlebt.

Mit herzlichen und lieben Grüßen und guten Wünschen für eure weitere Zukunft

Kurt – Martin Konnow (Studienrat)

26.05.2020 – 15:55 von Frau Christine L. an Go&Change

Ich war einige Male als Gast in der Gemeinschaft Go&Change und wurde jedes mal sehr herzlich und offen willkommen geheißen. Innerhalb kurzer Zeit hab ich mich sehr wohl und auch wie ein Teil von der Gemeinschaft gefühlt. Ich empfinde das Zusammenleben als radikal, anders als in unserer Gesellschaft und auch als sehr inspirierend und bereichernd. Der Zusammenhalt, die Unterstützung der Mitglieder und auch das Miteinander ist sehr schön anzusehen. Ich bin beeindruckt von dem hohen Bewusstsein, der Lebensfreude, der Ehrlichkeit und dem liebevollem Umgang der Bewohner. Die Gemeinschaft macht aus meiner Sicht sehr wichtige Arbeit in sehr gesellschaftsrelevanten Themen und schreitet mit enormer Geschwindigkeit voran in die Richtung einer neuen Kultur. Jedes Mal verlasse ich Go&Change mit neuen Ansichten, Erkenntnissen und Inspiration, die ich mit in meinen Alltag und in meinen Beziehungen bringen kann und bin sehr dankbar für diese Bereicherung.

Viele liebe Grüße,
Christine L.

Stellungnahmen von einmaligen Gästen

08.06.2020 – 23:08 von Susanne Breit an Go&Change

Liebe Geschwister im Go&Change!
Nachdem ich eure blühende Gemeinschaft an einem Einführungs-WE erleben durfte, möchte ich heute gerne meine Betroffenheit rückmelden.
Auf unserer wunderbaren Erde existieren für mich ein paar erlesene, besonders hoch entwickelte Gemeinschaften, – eine davon ist die eurige. Auch wenn mich mein Weg an andere Orte führt, bin ich von Herzen froh über das Feld, das ihr errichtet, das einen so wichtigen Beitrag zur Höherentwicklung unserer Gesellschaft leistet. Vielen Dank dafür.

Als ich die Zeitungsartikel las wurde für mich nur der eine Punkt deutlich:
Wer wirklich an Wahrheit interessiert ist, fragt offen nach.
Wer wirklich besorgt ist um das Wohlergehen von Menschen, geht selbst achtsam und aufrichtig ins Gespräch.
Wer wirklich etwas Gutes beisteuern und „Schlechtes“ ausmerzen will, sprich selbst nur Wahres aus.
Wer vorgibt, Gesetzesverstöße aufdecken zu wollen, muss sich selbst an solche halten, inklusive Anstand und ehrlichen Journalismus.

Alle Ebenen der Artikel, vom Inahlt über den Stil bis hin zum Verbreiten von Unwahrheiten sprechen die Sprache von billigstem Journalismus:
reißerische Texte plus Verdrehung der Wahrheit.
Das Ziel dahinter springt jedem halbwegs Gebildeten sofort ins Auge:
finanzielle Einnahmen suchen über Klicks auf billige Schlagzeilen.
Hetze über Menschen, die anders sind-
Den Zeitgeist der allgemeinen Verunsicherung genutzt.

All dies macht mich wütend und traurig.
Traurig, dass ihr mit den Beschimpfungen leben musstet. Da tut mir sehr weh.
Traurig, dass so viel Angst in Menschen lebt, dass sie „es nötig haben“, sich über Abwertung und Projektion besser zu fühlen.
Traurig, dass all dies unbewusst geschieht, und sie nicht einmal merken, dass eure Gemeinschaft genau für diese Angst eine heilende Antwort anbietet.
Als Psychotherapeutin (HP) habe ich langjährige Erfahrung mit Menschen, die durch genau eure Bewusstseinsarbeit ihre Ängste integrieren lernen und ihre Depression und ihr Trauma hinter sich lassen können.
Hier klagt quasi der Kranke gegen seinen eigenen Arzt.

Wütend, weil Zeitungen hier mit der Gutgläugigkeit von Menschen spielen, sie bewusst fehlinformieren, und damit in weitere Verwirrung führen.
Wütend, weil man versucht, Misstrauen zu säen, anstatt Offenheit für Psychotherapie und Selbsterfahrung zu schaffen.

Nach Wut und Trauer setzt nun Ruhe in mir ein. Mir wird klar, dass eure Gemeinschaft diese Herausforderung gewiss längst mit großer Hingabe und Liebe gemeistert hat. So wurden die Kritiker zu euren Schleifsteinen, um noch mehr über sich selbst hinaus zu wachsen.
Und alle, die mit dem Prozess zu tun ahaten, werden sicher die immense Kraft eurer Pioneersarbeit verspürt haben.

Wir bringen etwas Neues.
Wer zu sehr am Alten hängt, muss das Neue wohl zunächst noch ablehnen.
Dieser „Kampf“ all der Auseinandersetzungen ist anstrengend, aber :
wir wachsen ja um genau die Kraft, die wir überwinden.

So wünsche ich euch, dass ihr euch erholt habt, wohlauf seid und euch getragen wisst von Millionen Gleichgesinnter auf der Welt, die mit euch am Neuen bauen.

Und eigentlich ist das Neue ja schon da, –
es hat sich nur noch nicht überall runmgesprochen…

Danke, dass es euch gibt.
Ich trage mit euch eure Vision.
In Verbundenheit

Susanne Breit

03.06.2020 – 21:55 von hw an die Mainpost

Hallo,

eine ergänzende kleine Äußerung bzw. Erfahrungsbeitrag zu ‚Go and Change‘ in Lülsfeld.

Ich war vorletztes Jahr für 4 Tage ‚Kennenlerntage‘ dort.
Und ich war nicht einverstanden mit dem was ich dort erlebt habe.

Inhaltlich waren subtile Feinheiten, in meinem persönlichen Fall hatte Sexualität dabei keine reale Rolle gespielt.

Es war allerdings eine Erfahrung die mich im negativen weit erschüttert hat und lange nachgeschwungen ist.

Gegen Ende habe ich auch gute und eine wertvolle Erfahrungen mitnehmen können und bin die Tage geblieben. Dabei war es die Erfahrung in der ich mir sehr bewusst wurde und dankbar war, eine Regelung wie das Grundgesetz unter und hinter mir zu wissen.

Die positiven Anteile heben die negative heftige Erfahrung nicht auf.

Ebenso wie egal wie viele neutrale oder positive Stimmen die negativen nicht aufheben.

Sich hinzustellen und zu sagen wir sind liebevoll, wir sind transparent, etc. ist möglich.
Papier und Atem sind geduldig. Ob etwas als liebevoll empfunden wird, sollte doch dem Gegenüber überlassen werden – und ohne dass die Meinung verdreht oder wegdrückt wird.

Ich hoffe und wünsche, dass die Anteile von ‚Go and Change‘ wo es nötig ist in die Lage kommen, zuhören und annehmen zu können, wie die Welt für das Gegenüber aussieht ohne es ‚gesundmanipulieren‘ oder sonstiges zu wollen.

Alle die dort Erfahrung gemacht haben im Guten wunderbar.
Allen die heftige Erfahrungen gemacht haben, mögen sie damit umgehen können und sie gut integrieren und die Tür auch zumachen dürfen.

Für mich war es erst mal reichlich genug an den Tagen – auch wenn ich einen Weg gefunden habe zu kämpfen und mich damit sichtbar zu machen und mich dem zu stellen ein Stück weit.
Das war möglich und nur möglich schien mir, weil Aussenstehende Andere an den Kennenlerntagen auch anwesend waren, die ihre Wahrnehmung geäussert haben die die uniforme von Internen aufgebrochen hat und mir geholfen hat, zu sehen, dass ich nicht komplett draussen bin mit meiner Wahrnehmung. Ich hätte da mit Internen nicht gern allein sein wollen.

Ich äussere mich, obwohl es mich Zeit und Kraft kostet, weil es eine subtile dennoch heftige übergriffige Erfahrung in meiner Wahrnehmung war.
Ich denke dass in Lülsfeld die Menschen je nach Welle und Situation und Charaktere etc. wirklich sehr verschiedene Erfahrungen gemacht haben werden, auch aus den Geschichten die ich dazu kenne. Zwischen Faszination , Licht und Schatten. Ich habe nur meine eigene kl. Erfahrung, kann zu denen von anderen aus 1. Hand natürlich nicht beitragen. Ich denke dabei, dass Erfahrungen der einen durch die der anderen nicht aufgehoben werden können.

Die Frage ist auch, wie weit ‚Go and Change‘ die Themen ansehen will und kann/wird.

Bisher wird da was übersehen oder nicht sehen wollen, von der Art wie der Druck und Umgang wirken kann scheint es mir.

„Wir sind in der Liebe und missbrauchen nicht.“

Das ist am Schwierigsten und evtl. Gefährlichsten? Da wo es etwas ‚per se nicht gibt‘, ist in der nicht betrachteten Ecke die Unklarheit um so größer.

Möge es einen guten Weg nehmen – und die zur Ruhe kommen, die sie verloren haben zwischendrin.

Viele Grüße
hw

Stellungnahmen von Kooperationspartnern: andere Gemeinschaften

13.06.2020 – Stellungnahme von Zäme, Schweiz

Stellungnahme der Gemeinschaft Zäme, Schweiz, zu den Pressevorwürfen gegen die Gemeinschaft Go&Change, Lülsfeld

Liebe Gemeinschaft Go & Change

Nachdem Frieda eine persönliche Stellungnahme an die Mainpost geschrieben hatte, wollen wir es nicht versäumen Euch als Gemeinschaft wissen zu lassen, das wir hinter Euch stehen. Bilden wir doch als einzelne Gemeinschaften, die wir für den Systemwechsel eintreten eine grosse „Gemeinschaft der Gemeinschaften“. Die entschlossensten der frühen und heute grossen Gemeinschaften wurden fast alle für ihre Sichtweise und Arbeit verleumdet. So sind wir nicht mehr erstaunt, sonder nur traurig, dass solche Anschuldigungen übelster Art sich immer noch durchsetzen und jetzt auch über euch ergiessen. Euer transparenter Umgang mit allen Stimmen dazu ist neu und ausserordentlich bemerkenswert!

Wir hatten ja das Glück von Euch in drei unvergesslichen Prozesstagen begleitet zu werden hier bei uns in der Schweiz. Liebevoll, humorvoll, mit Geist und einem fast umtrügerischen Spürsinn für die Wahrnehmung unserer Schatten habt ihr geholfen in der Zusammenführung zweier Gruppen, die schon länger fühlten das sie zusammen gehören, es allein jedoch nicht hinkriegten.

Ihr Lieben, wir bleiben dran, so dass die in uns innewohnende Liebe immer deutlicher all unsere Denkweisen, Handlungen und Gefühle durchdringt.
Wir arbeiten daran, diejenigen Strukturen in uns zu bereinigen, die das noch verhindern. Dabei seid ihr uns Vorbild und dafür sind wir dankbar!
Mit freundschaftlichen Herzensgrüssen
René, Philipp, Anusia, Frieda
Gemeinschaft „Zäme“

10.06.2020 – Stellungnahme von Tamera, Portugal

Stellungnahme von Tamera, Portugal, zu den Pressevorwürfen gegen die Gemeinschaft Go&Change, Lülsfeld

Die Gemeinschaft Go&Change gehört zum Netzwerk der deutschsprachigen Gemeinschaften, mit denen einige von uns regelmäßig Kontakt haben. Diese Gemeinschaft ist jetzt massiven Vorwürfen ausgesetzt. Als Tamera-Gemeinschaft kennen wir Go&Change zwar nicht gut genug, um hier fundiert etwas sagen zu können. Wir wissen aber aufgrund einiger gegenseitiger Besuche, dass sie sich wesentlichen Werten verpflichtet haben wie dem Aufbau von Wahrheit und Vertrauen unter Menschen. Ob dabei auch Fehler geschehen sind, können wir aus der Ferne nicht beurteilen. Aber die grotesken Vorwürfe, die man jetzt gegen sie vorbringt, machen uns höchst misstrauisch, vor allem im ersten Artikel der Mainpost bzgl. Gewalt und sexuellem Missbrauch.

Massive Falschmeldungen in der Presse oder von Seiten so genannter Weltanschauungsbeauftragter (früher hieß das Sektenbeauftragte) haben fast alle Gemeinschaften erlebt, die ernsthaft versuchen, eine Alternative zum gesellschaftlichen Mainstream aufzubauen und mehr Wahrheit untereinander zu wagen. Unsere eigene Gemeinschaft hat sich in der Anfangszeit jahrelang gegen absurde Vorwürfe wehren müssen. Zeitweise kamen wir uns vor wie in einer Hetzkampagne ohne irgendwelche ethischen oder rechtlichen Grenzen – aber stets so formuliert, dass es juristisch nicht angreifbar war. Sogar die Kindesentführung von Maddy McCann vor 13 Jahren in Portugal, die heute endlich aufgeklärt wird, wurde uns von der Bild-Zeitung in die Schuhe geschoben. (In diesem Fall konnten wir die Bild-Zeitung zu einer Gegendarstellung zwingen.)
In unserem Fall haben sich sämtliche Beschuldigungen später als haltlos herausgestellt. Wir vermuten, dass auch bei Go&Change und den massiven Vorgehen gegen sie ähnlich nicht durchschaute Hintergründe dazu geführt haben, dass jemand sie bewusst zu Fall bringen möchte. Wir bitten deswegen alle, die jetzt solche Nachrichten in den Medien lesen, erkundigt euch selbst, bevor ihr solche Meldungen einfach glaubt. Oft haben haben die Kampagnen zu massiver Ruf-Schädigung und Behinderung der Arbeit geführt, auch wenn sich die Behauptungen später als falsch herausgestellt haben. Einige Kooperationspartner, Veranstalter, öffentliche Personen oder ehrlichere Journalisten zogen sich in unserm Fall aus Angst, den eigenen Ruf zu gefährden, zurück – selbst wenn sie wussten, dass die Vorwürfe falsch waren.

Eine freie Gesellschaft braucht natürlich freie Presse. Aber bitte habt den Mut zu hinterfragen, wie frei und wie wahr berichtet die Presse hier wirklich? Die Art des Vorgehens lässt uns zumindest fragen: Handelt es sich hier um eine bewusste Schädigung einer Gruppe, die etwas Neues wagt? Zum Glück gibt es auch redliche Presse, die reflektiert über gesellschaftliche Alternativen berichtet, deren Gedanken und Lebensweise vermittelt, durchaus auch kritisch hinterfragt, aber in Fairness und Offenheit. Angesichts von ökologischer und sozialer Zerstörung werden Alternativen gebraucht, und wir sollten durch unsere Achtsamkeit mithelfen, dass redliche Ansätze nicht durch Verleumdung behindert werden.

Sabine Lichtenfels für die Tamera-Gemeinschaft

Tamera Peace Research Centre
Monte Cerro, 7630-392 Relíquias
Portugal

Stellungnahmen von Kooperationspartnern: Einzelpersonen

06.07.2020 – 00:14 von Michael Anderau (ZEGG, Deutschland) an Go&Change

Liebe Freunde von Go&Change,

ich möchte euch meine Anerkennung und meinen Dank dafür aussprechen, dass ihr trotz unüberprüften Behauptungen in der Main-Post eure Ausrichtung für Kooperation und Verständigung auch in dieser Auseinandersetzung nicht aufgebt und in einen Schlagabtausch einsteigt, sondern einladet, zu kooperieren und an einer lichteren und liebevolleren Welt für alle mitzuwirken.

Diese zu Grunde liegende Haltung, eure Handlungen dazu, euer Umgang miteinander sind letztlich das, woran ich euch und eure Aussagen zu Liebe und Kooperation „messe“.
Und ich finde euch sehr überzeugend. Persönlich habe ich bei euch im positivsten Sinne grundlegend andere Erfahrungen gemacht, als was unsere gängige Gesellschaft bereithält.

Zum Beispiel die Erfahrung, dass ihr meine eigenen (unbewussten) Handlungen, die gegen das Leben und mich selber gerichtet sind, seht und konfrontiert, UND GLEICHZEITIG werde als Mensch dafür nicht verurteilt, sondern konkret und präzise darin unterstützt, dass ich es ändern kann. In der Regel machen wir ja die Erfahrung, dass wenn unsere „unschönen Seiten“ sichtbar werden, wir daraufhin gemieden und verurteilt werden, meist nicht mal offen kommuniziert. Bei euch ist es gemäß meiner Erfahrung anders.
Und wenn ich das jetzt mal auf die Gesellschaft extrapoliere – ich stelle mir vor, dass Menschen einander ausnahmslos unterstützten – sähe es viel lebenswerter aus auf diesem Planeten.

In den menschlichen Auseinandersetzungen würde ich an einigen Stellen anders handeln als ihr und habe ab und an die Frage, ob die die eine oder andere Intervention zielführend ist. Aber ungeachtet dessen, welchen Weg in der Auseinandersetzung ihr gewählt habt und ob ich ihn verstanden oder für richtig gehalten habe, konnte ich immer eine klare und ausgerichtete Entscheidung dafür sehen, dass wirklich alle Menschen ihre lichten, beitragenden Qualitäten entfalten und so zu einer besseren, kooperativeren Welt beitragen können.

Mir ist klar, dass ein Wechsel von unserer gegebenen Kultur des Mangels und Konsums zu einer Kultur der Liebe und Kooperation für viele Anteile in uns unvorstellbar bis beängstigend ist. Das heißt, wer bei euch einsteigen will, sollte sich gut geprüft haben und wissen, dass dennoch bisher unbekannte Schattenanteile auftauchen werden. Ich denke, es ist allen klar, dass das konfrontierend sein kann. Und ich habe auch in konfrontativen Situationen Vertrauen in eure menschliche Basis, da ich das so erfahren habe.
Und angesichts der Herausforderungen, die Schattenarbeit mit sich bringt, und da wir Menschen die Gründe für unsere (unangenehmen) Erfahrungen so gerne im Außen suchen, wäre es fast schon merkwürdig, wenn ihr nicht angefeindet würdet.
Ich habe von euch gehört und auch von einigen anderen Seiten mitbekommen, dass ihr den Dialog mit den Menschen sucht, die es schwer hatten.
Und falls ihr tatsächlich Grenzen überschritten haben solltet, dann gehe ich davon aus, dass ihr ein aktives Interesse habt, die Situation aufzuklären und ggf Verantwortung zu übernehmen.

ich wünsche mir mehr solche Projekte wie euch auf der Welt. Es ist schlichtweg nötig, wenn wir den Zustand unserer Gesellschaft anschauen.

Ich danke euch für euer Vorangehen, für euer Dranblieben, für eure Liebe
Michael

01.07.2020 – 10:56 von Simon Schramm (ZEGG, Deutschland) an Go&Change

Liebe Go & Change Gemeinschaft,
ich finde es traurig und schade, dass ihr gerade so viel Gegenwind bekommt für Euren Mut, Neues zu wagen und experimentelles Leben zu gestalten, weil ich euch als wichtigen Impuls und Labor für unsere Gesellschaft empfinde. Leider scheint es ein Muster unserer Welt zu sein, dass neue Ansätze erstmal Angst hervorrufen. Ich finde eine wache und hinterfragende Begleitung Eures Experiments und das in den Diskurs gehen mit Euch gut und sinnvoll, würde mir gleichzeitig eine wohlwollende Haltung und unaufgeregte Neugierde von seiten der Kritiker wünschen. Dass diese neuen Pflanzen, wie ihr es seid und wie generell das Phänomen der Gemeinschaften es ist von Seiten der Gesellschaft Luft und Raum zum Wachsen bekommen.
Ich habe auf jeden Fall einen fetten Dank für eure Inspiration, wie man Klarheit und Wirksamkeit zusammen mit Liebe in Gruppengefüge und zwischenmenschliche Beziehungen bringen kann.
Ich habe einen fetten Dank für die Kunst, die ihr weiterentwickelt habt, präzise Spiegel und klare Feedbacks zu geben, die uns als ZEGG und mich persönlich haben wachsen lassen und unser Leben bereichert haben.
Ich bin froh, dass wir uns als Gemeinschaften gegenseitig unterstützen und austauschen, weil wir gerade in den letzten Jahren und Monaten durch Klimawandel und Coronakrise mal wieder sehen, dass es neue, mutige Ansätze für alternative Lebensentwürfe braucht, und allein kann das niemand schaffen. Danke für unser gemeinsames Gehen auf diesem Weg.

Hugs

30.05.2020 – 09:33 von Frieda Radford (Schweiz) an die Mainpost

Liebe Verfasser des Artikels betreffend
Go & Change, Ich grüsse Sie!

Als Gemeinschaftsälteste (75), Weitgereiste, Menschenkennerin und angesichts der Weltsituation engagierte Frau für einen gesellschaftlichen Systemwechsel steht es mir zu, Ihnen eine andere Sichtweise auf die Menschen in der Gemeinschaft Go & Change zu vermitteln.
Gerne auch um Ihren Blickwinkel weiter zu öffnen für den anstehenden Gesellschaftswandel, dem die Gemeinschaft Go & Change verpflichtet ist.

Vielen forschenden Geistern weltweit ist klar, dass wir für echte Friedensarbeit eine fokussierte Innenarbeit brauchen, d.h. eigene egoische Strukturen zu erkennen und zu bereinigen. Sich nicht mehr mit Ihnen zu identifizieren ist zentral für Friedensbildung in allen Dimensionen der Nachhaltigkeit – sozial, kulturell, wirtschaftlich und ökologisch.

Das wiederum bedeutet, in eine Beobachterposition zu gehen und eigene Gedanken und Gefühle, eigenes Verhalten und eigene Konzepte, Werte, Fähigkeiten oder Persönlichkeitsmerkmale aktiv zu betrachten. Diese Arbeit braucht idealer weise den Feedback von Begleitern, die Menschen helfen, den tief sitzenden Schattenseiten in ihrem Ego auf die Spur zu kommen. Das Erkennen und loslassen, das Austreten aus der Identifikation ist oft schmerzlich, da mögen die Spiegel noch so liebevoll und auch humorvoll daher kommen.

Genau dieser Arbeit hat sich Go & Change verschrieben. Sie sind nicht die Einzigen, die erkannt haben, das ohne die Selbsterkenntnis kein Weg in die Freiheit führt. Allerdings arbeiten sie an vorderster Front – konsequent und engagiert. Als solche habe ich die Gemeinschaft kennen gelernt und bin beeindruckt. In diese Art der Innenschau einzutreten muss der Mensch wollen und der Begleitung durch Spiegelung zustimmen. Dunkle Anteile zu erkunden braucht Mut und Kraft. Das weiss ich aus eigener Erfahrung. Diese Arbeit braucht Zeit.

Es tun sie am ehesten diejenige, die bewusst gewählt haben sich nicht länger von ungeeigneten Mustern führen zu lassen. Es sind diejenigen, die sich für Liebe und Frieden entschieden haben. Auf alle Fälle habe ich niemanden bei Go & Change als unter Zwang stehend empfunden, sondern offen, angenehm und freudig in Arbeit.

Menschen, die sich aus solchen Prozessen zurückgezogenen haben oder entlassen wurden, übernehmen leider meist wenig bis keine eigene Verantwortung. Sie richten die Emotionen eher gegen diejenigen, die ihnen das „angetan“ haben. Dies in einer Weise, die dann so ziemlich alles verdreht. Die Haltung der Schuldverschiebung macht leider einen Grossteil unserer gesellschaftlichen Kultur aus. Und genau diese Haltung will verändert werden, sodass sie selbstverantwortlich zum Gedeihen von Allen und Allem wirkt. Aussteiger packen so meist noch ein ungelöstes „Thema“ in ihren Rucksack ohne sich dessen bewusst zu sein.

Es braucht, für sich selbst verantwortliche Menschen, die angesichts der Bedrohung durch Krieg, Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit und vielem mehr vermögen die Story noch in eine heilsame Richtung zu lenken.

Soweit…da gäbe es natürlich noch viel mehr zu sagen und es hätte mich gefreut mit Ihnen gesprochen zu haben bevor sie zur Feder griffen. Vielleicht hätte das was geändert oder auch nicht. Doch möglicherweise wäre anstatt einem Verriss eine konstruktive Kritik entstanden und nicht eine tendenziöse Reportage, die Ihnen auch nicht gut tut. Vielleicht reichen diese Zeilen nochmals vertieft zu recherchieren? Gerne beantworte ich weiterführende Fragen.

Mögen wir gemeinsam alles geben um die Welt in ein herzliches, offenes und friedliches Zeitalter zu führen!

Ihre,
Frieda Julie Radford
Gemeinschaft Zäme

28.05.2020 – 13:41 von Leila Dregger (Tamera, Portugal) an die Mainpost

Guten Tag,

Mein Name ist Leila Dregger, 60, ich bin Journalistin und lebe seit über 30 Jahren in Gemeinschaften, in den letzten 17 Jahren in Tamera, Portugal. Ich habe jahrelang für GEN, das Global Ecovillage Network, gearbeitet und war für diese Organisation in vielen Ländern auch im globalen Süden unterwegs, um Gemeinschaften weltweit zu dokumentieren. (Darüber habe ich das Buch „Ökodörfer weltweit“ im Neue Erde Verlag und viele weitere Publikationen verfasst.) Ich sehe Gemeinschaften, Dorfgemeinschaften, lebendige Nachbarschaften und überhaupt soziale Nachhaltigkeit als absolute Überlebensbedingung angesichts der globalen Bedrohungen wie Klimawandel, aber auch psychischer Verelendung wie Anonymisierung und Einsamkeit.

In der vielfältigen Gemeinschaftsszene gibt es immer wieder Gruppen, die in ihrer Konsequenz und Unerschrockenheit Pionierarbeit leisten. Damit erarbeiten sie ein Wissen über zwischenmenschliche Wahrheit und echte Friedensarbeit, das dann von anderen Gruppen übernommen werden kann. Wir brauchen diese Pionier-Gemeinschaften, um den menschlichen Untergrund an Aggression, Angst, Leiden bewusst machen und gemeinsam zu überwinden, der sonst immer wieder zum Zerbrechen von Gemeinschaften führt. In solchen Gruppen wird viel ausprobiert und gewagt, da ist es unmöglich, immer in der Komfortzone zu bleiben. Es braucht dafür enormen Mut, Entschlossenheit, Feingefühl sowie eine absolute ethische Grundentscheidung. Ich habe all das bei Go&Change gefunden.

Ich bin bei mehreren öffentlichen Veranstaltungen Mitgliedern von Go&Change begegnet. Sie haben sich in anderen Gemeinschaften und bei Festivals immer wieder sehr unterstützend eingebracht, was mich beeindruckt hat. Daher habe ich sie im Februar diesen Jahres für zwei Tage besucht und stehe seitdem mit mehreren von ihnen im regelmäßigen Online-Kontakt.

In diesen zwei Tagen hatten wir so intensive Gespräche, wie ich sie aus der eigenen Pionierzeit unserer Gemeinschaft kenne. Wir – alles erfahrene Mitglieder verschiedener Gemeinschaften – wurden gefragt, ob wir einverstanden sind, wenn wir uns gegenseitig „spiegeln“, also uns auch Dinge in der gegenseitigen Wahrnehmung sagen, die man sich normalerweise nicht sagt. So entstand ein unglaublich interessantes Gespräch über unsere ganz normalen gewohnten Verhaltensweisen, von denen bei näherem Hinsehen einige doch ganz schön destruktiv und unbefriedigend sind. Wir fühlten uns immer wieder – durchaus mit viel Humor und Geist – einerseits wertgeschätzt, andererseits provoziert, uns wieder, trotz unseres Alters mutiger, lebendiger, entschlossener einzubringen.

Wie können wir uns ändern? Wie können wir lebendiger, wahrer, wirksamer werden und uns darin gegenseitig unterstützen? Eine sehr spannende Frage. Eine Antwort ist: indem wir es erlauben, gegenseitig Wahrheit zu sagen und zu hören, selbst wenn sie wehtut. So entstand ein Stück Vertrauensaufbau und Ermutigung, für den ich sehr dankbar bin.

Ich durfte in den zwei Tagen überall hin, es gab keine verschlossenen Türen, ich habe große Herzlichkeit und Offenheit bei allen Bewohnern gefunden, das vegetarische Essen in der gemeinsamen Küche war hervorragend.

Von den Gewalt-Mechanismen, die im Zeitungsartikel erwähnt wurden, kann ich überhaupt nichts bestätigen. Wohl aber glaube ich, dass das Leben bei Go&Change herausfordernd ist durch die große Verpflichtung zur Wahrheit untereinander. Sicher kam jeder mit großen Hoffnungen hierher. Ich kann mir deshalb vorstellen, dass bei ehemaligen Mitgliedern eine Enttäuschung zurückbleibt, dass sie „es nicht geschafft“ haben. Eine Enttäuschung, die man gern den anderen als Wut in die Schuhe schiebt.

Noch ein kleines Erlebnis von meinem Wochenende, das mich beeindruckt hat: Als Frühaufsteherin saß ich morgens eine Weile allein in der Küche, bis ein etwa zehnjähriges Mädchen kam, sich mit ihrem Frühstück zu mir setzte und mir in großer Offenheit und Kontaktfreude aus ihrem Leben erzählte. Wo Kinder Fremden gegenüber so vertrauensvoll und neugierig sind, muss etwas sehr Schönes unter den Menschen passieren.

Ich hoffe, dass die Information Ihnen dienlich ist.

Viele Grüße aus Portugal

Leila Dregger
Tamera Peace Research Centre
Monte Cerro, 7630-392 Relíquias
Portugal

Stellungnahmen von Freunden & Projektpartnern

12.06.2020 – 15:11 von Herrn E.T. an die Mainpost

Frau Jeske, Herr Stahl,

liebe Gemeinschaft Go&Change,
in dieser Nachricht beziehe ich mich auf den in der Mainpost veröffentlichten Artikel über die Gemeinschaft Go&Change vom 22.05.2020 und 09.06.2020. Meine Berichtserstattung soll ein weiterer Baustein sein um ihr Bild zu vervollständigen. Die hier in dieser E-Mail beschrieben Inhalte können anonymisiert veröffentlicht werden, wenn dazu vorher meine schriftliche Einverständniserklärung eingeholt wurde.

Ich fordere Sie hiermit auf, die einseitige Berichtserstattung von Menschen und ehemaligen Mitgliedern die schlecht und polarisierend über Go&Change reden zu begradigen. Als professionelle Journalisten sind sie verpflichtet ein vollständiges Bild der Lage zu zeichnen, was ihnen inzwischen durch die vielen Antworten auf den Artikel und die Seite „alle-seiten.org“ heute mehr als zum Zeitpunkt der Veröffentlichung möglich sein sollte. Bis dato begeben sie sich auf das Niveau einer Presse, die zu Coronazeiten händeringend nach neuen Skandalen sucht und bereit ist Fakten dementsprechend zu verbiegen.

Ich selbst kenne Go&Change seit ca. 2 Jahren und war mehrfach als Gast zur Kennenlern- und Prozesswochenenden, sowie als Freund vor Ort.
Go&Change ist eine Gemeinschaft die sich nach Liebe ausgerichtet hat. Folglich wird an diesem Ort die Wahrheit ehrlich ausgesprochen. Dies habe ich dankbar und wertschätzend mehrfach erfahren. Illusions und falsche Selbstbilder haben an diesem Ort die Chance aufgelöst zu werden in dem sie angesprochen und konfrontiert werden. Die Menschen bei Go&Change sind darin äußert kompetent und gingen hierbei nie über meine Grenzen. Egostrukturen im Menschen reagieren mit, psychologisch bereits bestens erforschten, Phänomenen wie Verdrängung, Opferdynamik (z.B. Vortäuschen einer Opferrolle) und Projektion als Abwehrmechanismus. Mir scheint, als ob die MainPost auf diese Strategien auf Ihrer Suche nach dem nächsten tendenziösen Skandal reingefallen ist.

Go&Change lebt ihre Kultur mit offenen Türen. So gibt es regelmäßig die Möglichkeit vorbei zu kommen oder an Kennenlernwochenenden teilzunehmen. Alle Entscheidungen und Prozesse sind transparent und nachvollziehbar. Wenn ich Fragen hatte wurde sich immer Zeit genommen diese zu beantworten. Das zeugt für mich für wahrhaftigen und glaubwürdigen Kontakt. Bei meinen Besuchen bei Go&Change wurde ich inspiriert mein Leben fundamental nach eigenen Werten wie Ehrlichkeit, Wahrheit und Liebe auszurichten. Ich habe viel über meine inneren Strukturen von Ego, Sein und Selbstbild gelernt, habe gelernt Menschen zu begegnen.

Was ist Heilung?
Als ausgebildeter und tätiger Arzt habe ich an diesem Ort erkannt und gelernt, was ich in meinem Studium nirgends lernte: Der Mensch ist als ganzheitliches Wesen auch nur als solches zu heilen; sprich Heilung geschieht nur in einer gelebten integralen Miteinbeziehung von Körper, Geist und Seele; bzw. Psyche und Soma. Heilung geschieht somit nur in einer individuellen flexiblen Anschauung seines Gegenübers und nicht durch festgefahrene Strukturen, Abläufe und Symptombehandlungen, wie ich sie in unseren Krankenhäusern, Kliniken und vor allem psychosomatischen Kliniken beobachte. Go&Change vereint die ganzheitliche Menschenbetrachtung auf eine Weise der integralen Lebenspraxis mit einer Lebensfreude, wie ich sie sonst nirgends in meinem Leben gesehen und erfahren habe. Aus meiner Sicht geht es an diesem Ort nicht darum arbeitstauglich oder stabilisiert zu werden, sondern zu salutogenesen. So konnte ich z.B. beobachten wie, laut der Schulmedizin „nichtheilbare Erkrankungen“, wie Haut- oder allergische Erkrankungen an diesem Ort heilten. Dieser Ort kommt meiner Meinung nach der WHO-Definition von „Gesundheit [als ein] ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen“ am nächsten.

Der in Ihrem Artikel kritisierte Umgang mit Kindern in der Gemeinschaft ist aus meiner Beobachtung her nicht haltbar. Dieser Ort ist wahrlich ein schöner Ort für Kinder an dem eine individuelle Erziehung mit viel Abendteuer und Entdeckungsspaß verbunden wird. Auch wenn die Eltern in klarer Hauptverantwortung zu Ihren Kindern stehen kümmern sich doch alle um die Kinder der Gemeinschaft. Die Kinder stehen somit bildlich gesprochen Zentral im Kreise der Gemeinschaft und nicht außerhalb. Eine Kultur die ich in unserer Gesellschaft leider vermisse.

Ihre tendenziöse Art die Todesfälle der Kinder in Ihrem Artikel als ein Eklat heranzuziehen um dem ganzen ein Sahnehäubchen aufzusetzen empfinde ich als eine höchstperverse Lust am Ihrem eigenen journalistischen Erfolg auf Kosten anderer Emotionen. Leider keine Seltenheit im heutigen Journalismus, wie erst kürzlich der YouTuber Rezo in seinem Video „Zerstörung der Presse“ aufklärungsgetreu recherchierte. Ich selbst war zur Zeit der Verarbeitung der Todesfälle, welche die Gemeinschaft tief erschüttert hat, zu Besuch bei Go&Change und durfte mit erleben wie Trauer individuell und gemeinschaftlich verarbeitet wird.

Ich fordere von Ihnen eine Aufklärung und eine Richtigstellung der Tatsachen bezüglich „Go&Change“, mit der Sie das Vertrauen ihrer Leser in Sie als Zeitung und den Journalismus als ganzes wiederherstellen.

E.T.

04.06.2020 – 15:55 von Christian K. an Go&Change

Ich war mehrere Male in den letzten drei Jahren bei GO and Change zu Besuch. Oft war ich für ein Wochenende gekommen und bin spontan zwei Wochen geblieben.
Durch meine Zeit dort habe ich viel über mich und die Feinheiten und Zwischentöne im Menschlichen miteinander gelernt, viel Nähe, Freundschaft und Miteinander erfahren, wie ich es sonst nie erlebt habe. Dafür bin ich sehr dankbar.
Die ehrliche und authentische Kommunikation und Art eng zu Leben konfrontiert mit den eigenen Ängsten und Unsicherheiten. Auch wenn das nicht immer angenehm ist, hat es mir wahnsinnig viel gebracht durch manche davon hindurchzugehen und zu überwinden.
Überhaupt habe ich bei Go&Change eine große Geduld und Menschlichkeit erlebt, die eigenen Fehler und Schwächen zu akzeptieren und es wird einem der Raum gegeben darüber hinauszuwachsen.

Die Gemeinschaft ist sehr an einem guten Miteinander mit Nachbarn, vor allem den Erlöserschwestern und der Gemeinde Lülsfeld interessiert, was auch oft Thema war in den Gesprächsrunden. Als ich dort war fand z.B. der Geburtstag einer Nachbarin im Kloster statt und es wurde viel Energie und Liebe in die Organisation der Feier gesteckt.

Ich habe dort immer wieder erlebt, dass durch das direkte Feedback Leute sich extrem angegriffen gefühlt haben und im Gegenzug die Gemeinschaft angegangen sind. Dabei war für alle Anwesenden offensichtlich, dass jemand noch nicht bereit ist einen eigenen Punkt zu akzeptieren.
Die Gemeinschaft hat dabei immer sehr besonnen und konstruktiv reagiert. Ich denke, dass jetzt etwas sehr Ähnliches über das Medium Zeitung passiert.
Gleichzeit war niemand gezwungen über eigene Grenzen hinwegzugehen, etwas in der Gruppe zu teilen oder an vermeintlichen „SadoMaso“ oder sonstwie Sexaktivitäten teilzunehmen.

Viele Grüße
Christian K.

03.06.2020 – 19:15 von Valentin W. an Go&Change

Ich bin 26 und kenne Gemeinschaft als Lebens- und Friedenskonzept seit vier Jahren. Mein Zugang war damals über eine Gruppe gleichaltriger, mit der ich mich vor allem zu Themen von Liebe und Sexualität ausgetauscht habe und nach einer neuen Kultur geforscht habe. Mit dem Kern der Gruppe habe ich mich für einen immer tieferen und wacheren gemeinsamen Lebensweg entschieden. Wir wohnen seit drei Monaten in einer Hofgemeinschaft zuammen mit zwölf anderen Menschen.

Ich habe G&C vor zwei Jahren kennengelernt. Ich habe wenig über die Gemeinschaft und deren Arbeit gewusst. Mich hat die Begeisterung von Freunden neugierig gemacht und ich wollte erleben, was da passiert.
Beim Kennenlernwochenende hatte ich unbewusst versucht die Gemeinschaft aus der Reserve zu locken und habe die Ausrichtung auf Liebe durch Provozieren testen wollen. Als die Gemeinschaft mir das gespiegelt hat und darauf bestanden hat, das ich damit aufhöre, war ich erstmal total aufgeschmissen, weil ich mir nicht eingstehen wollte, dass ich solche Motive in mir trage.
Ich hatte mehrere Tage gestrugglet und habe meinen Groll gehegt. Kurz vor der Abreise habe ich mir ein Klärungsgespräch gewünscht. Dass das damalige Leitungsduo sofort dazu bereit war und wie herzlich die beiden da waren, hat mich beeindruckt und meine Feindprojektionen den Boden genommen. Im Gespräch konnte ich verarbeiten, was passiert ist und wurde darin unterstützt. Die beiden waren tief in Liebe und Ehrlichkeit verwurzelt und haben jeseits von Schuld und Verurteilung die Gesamtsituation betrachtet und meine und ihre Verfehlungen benannt. Dadurch ist direkt Vertrauen und Entspannung gewachsen. Ich konnte meinen Groll fallen lassen und wieder mehr in Kontakt gehen. Das war für mich ein Schlüsselerlebnis in punkto Wahrheitsforschung, das mich nachhaltig inspiriert.
Es folgten viele Besuche, in denen ich alleine und auch mit meiner eigenen Gemeinschaftsgruppe die Kultur erfahren und mitgelebt habe. Die Gemeinschaft entwickelt eine Kultur, die auf Liebe ausgerichtet ist. Dafür braucht es vom Status Quo aus viel Entwicklung, umlernen und neu erfinden. Sie nehmen kein Blatt vor den Mund und sprechen an, welche Schattenanteile sich individuell und kollektiv destruktiv ausdrücken und bearbeiten sie meistens konfrontativ in Prozessrunden, wobei viel Selbstverantwortung notwendig ist. Ich und wir haben dabei viel über Konfliktklärung, Spannungsabbau und innere Transformation gelernt und wurden auch konkret in eigenen Prozessen unterstützt.

Es wächst auch immer mehr Freundschaft. Das feier ich sehr! Auch das passiert auf einem wachen und forschenden Niveau. Das fühlt sich manchmal ungewohnt/komisch an, weil es nicht in mein altes Konzept von Freundschaft passt. Ich merke aber, dass so mehr Tiefe an Vertrauen, Entspannung und Kontakt möglich ist. Schon nach wenigen Treffen habe ich vielen aus der Gemeinschaft so tief vertraut, das es mein Verständnis von Freundschaft erweitert hat. Ich wünsche mir mehr Begegnung in dieser Qualität.

Mir ist die Gemeinschaft in vielen Punkten Vorbild und Inspirationsquelle. Trotzdem möchte ich nicht direkt Teil der Gemeinschaft werden, weil mir die Arbeit zu krass ist. Ich möchte die Intensität an Auseinandersetzung und Geschwindigkeit an Entwicklung jetzt (noch) nicht als meinen Alltag haben. Für Ihre Pioniersarbeit bin ich Go and Change richtig dankbar und habe Lust weiter einen gemeinsamen Weg zu gehen.

Valentin W.

03.06.2020 – 11:11 von Christoph Petzold an die Mainpost

Liebe Gemeinschaft,
Liebe Main-Post,

Die krassen Vorwürfe im Zeitungsbericht:
https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/psychodruck-und-sexualisierte-gewalt-in-ehemaligem-kloster;art769,10449309
kann ich nicht nachvollziehen. Meine persönlichen Erfahrungen sind
komplett anders. Ich bitte um eine Gegendarstellung. Hier ist ein
Erfahrungsbericht, der gerne mit Namensnennung und Ortsangabe
veröffentlicht werden darf:

Ich bin glücklich und dankbar, dass ich über Freunde von Go & Change
erfahren habe. In unterschiedlichen Abständen war ich über mehrere
Jahre insgesamt über 10 mal in Lülsfeld:
zu Kennenlernwochenenden, Arbeitswochen, Prozesswochenenden oder
einfach nur zum Dasein oder feiern.

Go & Change ist immer sehr intensiv und lebendig. Es verändert sich so
viel in dieser Gemeinschaft, die auf dem Weg ist, immer bewusster und
liebevoller zu werden.
Jedes mal, wenn ich da bin, stelle ich das fest: Die Menschen sind noch
ehrlicher, noch empathischer, noch strukturierter, noch freier, noch
lebendiger, noch klarer und konstruktiver als zuvor.

Ich selbst bin vor Ort immer wieder mit bestimmten Themen konfrontiert:
Leistungsdruck, Überforderung, Scham, Misstrauen, einschränkende
Glaubenssätze, Blockaden, Nähe-Abstand, Abgrenzung, Wut …
Für mich waren diese Eindrücke, vor allem in ihrer Intensität und
Qualität am Anfang neu. Neu war auch über diese Erfahrungen mit anderen
ins Gespräch zu kommen, was mir sehr geholfen hat. Spiegelkultur,
Kompetenzhierarchie, Spiral-Dynamics, diese Themen waren auch neu für
mich und dadurch teilweise anstrengend. Aber es hat sich definitiv
gelohnt, weil ich schnell verstanden habe, worum es geht.

Insgesamt habe ich für mich und für meine Mitmenschen sehr viel
Positives aus meinen Erfahrungen im Kloster ziehen können:
• Ich spüre mich besser, meinen Körper und meine Gefühle
• Ich schätze die innere Haltung und die Gefühle von
anderen Menschen viel besser ein
• Ich habe mehr Empathie
• Ich differenziere klarer
• Es fällt mir leichter Phänomene einzuordnen
• Ich bin gelenkiger
• Ich bin ehrlicher
• Ich kann offen über meine Sexualität sprechen
• Ich erkenne, wenn ich getriggert bin
• Ich kenne meine destruktiven Prägungen und Verhaltensmuster und
arbeite gemeinsam mit Freunden daran, immer freier davon zu werden
• Ich nehme Spiegel an
(Rückmeldungen über die Wirkung meines Verhaltens und Tuns)
• Die Beziehungen zu meiner Freundin, meinen Eltern und den
Schwiegereltern hat sich verbessert. Ich bin ehrlicher in Bezug auf
meine Gefühle und kann sie mit ihren Macken besser annehmen
• Es fällt mir leichter mich abzugrenzen
• In Gruppen erkenne ich Anspannungen und verbinde die verschiedenen
Perspektiven zu einem Großen Ganzen. Bei destruktiven Konflikten bleibe
ich bei mir und mache destruktives Verhalten transparent.
• Ich helfe Menschen, unbewusste Glaubenssätze und Verhaltensmuster zu
erkennen und aufzulösen, wenn sie und ich es wollen.
Was fällt mir noch zum Gemeinschaftsleben ein?

Gemeinsam leben, gemeinsam Zeit verbringen, gemeinsam etwas tolles
schaffen: feiern, singen, tanzen, lachen, weinen, im Garten Arbeiten,
leckere Äpfel ernten, einen Sandkasten bauen, einen Lehmofen bauen,
Spaß haben, Fußball spielen, Yoga, Meditation, bio-vegan Kochen,
Kuchenbacken, Brotbacken, das Kloster aufräumen, auf der Wiese liegen,
kuscheln, staunen, Kinder, die spielen, neue wunderbare Menschen
kennenlernen …

Zu den Meisten ausgezogenen Mitbewohnern besteht ein enger Kontakt mit
den Klosterbewohnern. Viele Gäste schreiben Mails oder telefonieren ab
und zu mit Leuten von Go & Change, um in Kontakt zu bleiben.

Go & Change ist eine Gemeinschaft, die der Welt ganz viel schenkt. Ich
bin überglücklich, dass es sie gibt und ich Teil sein darf. Ich fahre
bald wieder hin.

Christoph Petzold

02.06.2020 – 16:19 von Herrn J. an Go&Change

Ich möchte hiermit meine Erfahrungen mit der Gemeinschaft Go&Change schildern. Anlass dieser persönlichen Stellungnahme ist der kürzlich erschienene Bericht in der Mainpost, welcher gravierende Vorwürfe gegen die Gemeinschaft erhebt, die ich nicht für richtig halte.

Ich habe schon einiges gehört von der Gemeinschaft bevor ich sie persönlich kennengelernt habe.  z.B. dass sie für ein liebevolles Miteinander und Wahrheit einstehen und einen geklärten menschlichen Zwischenraum anstreben, der teilweise auch durch konfrontierende Spiegel von Charaktereigenschaften erreicht wird.

Freunde von mir, die schon mal da gewesen sind, haben mir berichtet und ich habe einen starken Wunsch entwickelt, sie und ihre Kultur besser kennen zu lernen. Dies geschah dann letzter Herbst an einem Kongress. In mehreren Gesprächen haben sie mir und auch meinen Freunden sehr bewegende und präzise  „Spiegel“ gegeben, die mich zutiefst erstaunt- und auch sehr neugierig gemacht haben. Seither stehen wir (ein mehr Generationen Projekt in der Schweiz) regelmässig im Kontakt mit ihnen. Sie haben uns sehr unterstütz bei unserem Vorhaben ein Projekt zu gründen.  Ohne Ihre Unterstützung wären wir nicht an dem Ort, an dem wir heute sind. Durch die Klärung von Kompetenzen der einzelnen Mitglieder und der richtigen Positionierung in der Gruppen- und Projektnavigation wurde viel Kraft und Energie freigesetzt.

Das Feedback von Go&Change an mich, hat mich persönlich gefordert und mit mir selber konfrontiert. Auch jetzt  hadere ich mit meinen destruktiven Charaktermustern die mir von Go&Change noch klarer aufgezeigt wurden. Ich bin dankbar dafür, obwohl es nicht immer einfach ist, diese anzuerkennen.

Ich kann nicht abschliessend alle Ihre Werte oder wie sie Dinge machen für mich bejahen,  u.a. weil ich nicht die Weitsicht habe, diese in ihrer Komplexität zu erkennen.

Was ich aufgrund meiner Beobachtungen sehe ist, dass alles auf freiwilliger Basis basiert und jeder jederzeit gehen kann. Ich sehe auch, dass Sie sich nach konstruktiven Werten ausrichten und dabei sehr menschliche Absichten verfolgen.

Die Möglichkeit, dass sie unterwegs auch manchmal eine falsche Abzweigung nehmen, kann ich nicht ausschliessen. Jedoch vertraue ich Ihnen, dass sie das selber oder auch durch Feedback von aussen erkennen und ändern würden und steht’s bestrebt sind sich weiterzuentwickeln.

Als ich mit meinen Freunden bei Ihnen zu Besuch war, war ich sehr berührt von ihrer Herzlichkeit, Offenheit und Unterstützungsbereitschaft.

Ein Punkt den ich persönlich noch nicht durchblicke und meine Fragen habe, ist der Umgang mit Mitgliedern, deren Verhalten und Einstellung nicht mehr mit den Werten der Gemeinschaft  übereinstimmen.  Sie werden dann gebeten zu gehen. Obwohl ich es wahrscheinlich selber anders handhaben würde in meinem eigenen Projekt,  finde ich es jedoch legitim, wenn eine bestimmte Gruppe dies so macht – insbesondere wenn es im Vorfeld klar kommuniziert ist und die Menschen wissen, auf was sie sich einlassen. Das beweist auch, dass niemand gezwungen wird da zu sein – nämlich das Gegenteil ist der Fall.

Ich bin ich sehr dankbar für die Arbeit von Go&Change und denke, dass sie einen erheblichen und wertvollen Beitrag leisten für die Menschheitsfamilie und eine liebevollere Welt.  Die Vorwürfe von Missbrauch und unfreiwilligen Druck sind aus meiner Sicht und Erfahrungen nicht nachvollziehbarer und nicht zutreffend.

Herzlichen Dank

Herr J.

01.06.2020 – 17:11 von Herrn S.D. an Go&Change

Ich schreibe Ihnen, da ich im Internet auf die Artikel über Go&Change gestossen bin. Da ich früher eben dieses negative Bild über die Go&Change Gemeinschaft hatte und sie mittlerweile aber besser kennengelernt habe, möchte ich ihnen gerne von meiner Erfahrung berichten.

Ich hatte in den letzten Jahren verschiedene Gemeinschaften besucht und war Go&Change gegenüber sehr kritisch eingestellt, nachdem ich von verschiedener Seite gehört hatte, dass sie eine Hierarchie hätten, Menschen sehr grobes Feedback geben und angeblich Menschen nach Besuchen bei Go&Change psychisch instabil gewesen seien.

Im letzten Herbst hatte ich dann Felix Krolle und zwei andere Menschen aus der Go&Change-Gemeinschaft an einem Kongress kennengelernt. Nach dem wir bereits einige Tage gemeinsam verbracht hatten, erfuhr ich erst, dass sie zu Go&Change gehören. Ich war sehr erstaunt, dies zu erfahren, da ich sie als übermäßig unscheinbar, respektvoll und zurückhaltend erlebt hatte und damit nicht gerechnet hätte, nach den Geschichten, welche ich in den Jahren zuvor über Go&Change gehört hatte. Dies schuf in mir das Vertrauen, dass sie sich nicht aufdrängen und persönliche Grenzen zu respektieren wissen. Mit diesem Vertrauen und da ich insgesamt neugierig war, ihre Menschenkenntnis zu erleben, bat ich sie deshalb nun aus eigener Initiative proaktiv darum, ob sie mir eine Coaching-Session geben würden. Dies taten sie sehr gerne und ohne dafür eine Gegenleistung zu verlangen. In diesem Coaching-Gespräch, gaben sie mir dann mit unglaublicher Präzision Feedback zu meinen Stärken und Schwächen. Ich kann mir bis heute kaum erklären, wie derart ausgeprägte Menschenkenntnis möglich ist. Dieses Feedback war für mich bewegend, aber ich war sehr dankbar dafür, eine so präzise, liebevolle und ehrliche Einschätzung zu erhalten, denn die Erkenntnisse, die ich dadurch über mich gewinnen konnte, wirken sich bis heute positiv auf meine Beziehungen und meine Grundzufriedenheit im Alltag aus.

Wir erfuhren an diesem Kongress ebenfalls, dass bei Go&Change eben in den jeweiligen Bereichen wie Garten, Hausmeisterei usw. diejenigen Menschen die Entscheidungsmacht haben, welche am meisten Kompetenzen in dem Bereich haben. Speziell ist, dass sie dieses Prinzip auch auf die zwischenmenschlichen Bereiche, also z.B. Konfliktlösung ausdehnen, so das beispielsweise bei Go&Change allen klar ist, wessen Zuständigkeitsbereich es ist, einen Konfliktlösungsprozess anzuleiten, da diese Person darin am meisten Kompetenzen gezeigt hat.

Ich bin selber Teil einer Gruppe, welche ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt aufbauen will. In dieser Gruppe gab es währen dem letzten Jahr einige Konflikte. Die Gruppe drohte, an den ungelösten Konflikten zu scheitern. Andere Menschen aus meinem Projekt, welche Go&Change ebenfalls am Kongress kennengelernt hatten luden darauf hin Felix Krolle und Go&Change ein, uns in der Schweiz zu besuchen. So kamen gegen Ende letzten Jahres Felix Krolle und zwei weitere von Go&Change für ein Wochenende in die Schweiz, unsere Gruppe besuchen. Ein Wochenende lang, nahmen sie sich Zeit, unsere Projektgruppe zu Coachen und wir konnten Erkenntnisse gewinnen über unsere Konflikte und Dynamiken, welche wir uns selber leider nicht hatten erarbeiten können und welche wir auch deshalb vor dem Coaching von Go&Change nicht auflösen konnten. Die mit ihrer Hilfe neu gewonnene Klarheit diesbezüglich ermöglichte uns dagegen, seither die Konflikte in unserer Projektgruppe aufzulösen und konstruktiv zusammenzuarbeiten. Auch dieses ganze Wochenende wurde von uns injiziert, Go&Change hatte sich uns zu keinem Zeitpunkt aufgedrängt. Nichtsdestotrotz verlangten sie abermals keine Gegenleistung, sondern sagten, dass sie es schätzen, dass wir ein solches Mehrgenerationen-Wohnprojekt aufbauen wollen und sie deshalb gerne ihre Unterstützung anbieten und ihre Erfahrung teilen, falls wir das möchten. Dies war für uns sehr beeindruckend und seither sind auch ich und andere von uns viel freigiebiger, wenn es darum geht, anderen Menschen Hilfe und Unterstützung anzubieten.

Im Frühling dieses Jahres waren wir dann mit der Projektgruppe noch für einige Tage bei Go&Change zu Besuch. Es war keine offizielle Gästezeit, sondern erstaunlicherweise durften wir bei ihren internen Prozessen dabei sein. Hier meine Erfahrungen in dieser Zeit:

Go&Change leben ein intensives miteinander. Ein Planungsteam verteilt jeweils die anstehenden Tagesaufgaben, welche dann von allen gemeinsam in Gruppen erledigt werden. Auch die Kinder haben Vertrauen zu allen Erwachsenen, da auch alle Erwachsenen auf alle Kinder achten. Beim Essen und gemeinsamen Aktivitäten waren die Kinder normalerweise bei ihren Eltern. Bei den Gruppensitzungen im Wohnzimmer ging es tatsächlich teilweise „ruppig“ zu und her. Die Menschen von Go&Change geben sich tatsächlich sehr ehrliches Feedback zu ihren Stärken und Schwächen und wenn jemand z.B. Versprechen nicht hält, wird dies offen angesprochen um die Ursache zu ergründen. Dies, um danach wieder ein Konflikt- und Groll-freies Verhältnis zwischen allen zu ermöglichen, im Gegensatz zur Durchschnittsgesellschaft, wo Konflikte oftmals unausgesprochen „gären“. Ich habe bei Go&Change nichts erlebt, was auf Gewalt hindeutet. Auch sexuelle Beziehungen waren Thema und auch da gab es keinen Druck auf jemanden, irgend etwas zu tun, was er oder sie nicht möchte. Tatsächlich war während meines Besuches auch das Dorf eingeladen, eine Party im Kloster zu besuchen. Ich hatte noch bei Menschen aus der Leitung von Go&Change nachgefragt, ob sie ihren Mitgliedern nun spezielle Weisungen geben würden, wie sie sich gegenüber den Dorfbewohnern zu verhalten hätten, da ich selber befürchtete, dass ein derart ehrlicher Umgang für die Besucher vom Dorf stoßend sein könnte. Die Antwort war aber, dass dies selbstverständlich sei, sich Menschen gegenüber respektvoll zu verhalten und keine besonderen Weisungen nötig seien. An der Party konnte ich dann auch selbst beobachten, dass die Go&Change-Bewohner ein offener und freundlicher Umgang mit den Besuchern aus dem Dorf pflegten, aber sich insgesamt nicht anders verhielten, als an einer internen Party einige Tage zuvor.

Ich kann sehr gut verstehen, dass die von Go&Change gelebte Kultur für viele Menschen sehr außergewöhnlich bis stoßend sein kann. In unserer Gesellschaft gibt es viele ungeschriebene (Anstands-)Regeln, an welche man sich zu halten hat, um nicht aufzufallen. Untereinander haben sich die Bewohner von Go&Change vorgenommen, ehrlicher und authentischer miteinander zu sein. Wenn man sich nicht gewohnt ist, dass auch sehr kritisches Feedback wohlwollend gemeint sein kann, dann kann sich diese Art von Ehrlichkeit wie ein Angriff auf die eigene Person anfühlen. Da sie sich vorgenommen haben, sehr hohe Werte wie gegenseitige Unterstützung und Freundschaft zu leben und dies auch mit ganzer Kraft umsetzten, ist es bei Go&Change sehr unangenehm, wenn man stattdessen lieber eigenen egoistischen Bedürfnissen folgen will. So kann ich mir sehr gut vorstellen, wie einige ehemalige Mitglieder Groll aufbauen können, da sie wahrscheinlich bei Go&Change mit eigenen Verhaltensweisen konfrontiert wurden, welche im normalen Gesellschaftsvertrag der anonymen Gesellschaft unentdeckt und ohne Reaktion der Mitmenschen durch gingen. Dies kann sehr unangenehm sein, so auf sich selber zurückgeworfen zu sein.

Durch meine eigenen Erlebnisse kann ich allerdings mit Sicherheit sagen, dass Go&Change niemanden zu einer solchen Lebensweise drängt. Im Gegenteil muss man sich Monatelang aus eigener Kraft der Go&Change-Gemeinschaft annähern, bevor man überhaupt Bewohner werden darf. Denn schon Go&Change hat keine Lust darauf mit Menschen zusammenzuleben, welche nicht Ehrlichkeit untereinander in dieser Intensität leben möchten. Das ist auch der Grund, weshalb sie einige Menschen wieder herausgeworfen haben, da diese nicht aktiv sich an ihrer Art von Umgang miteinander beteiligt haben. So kann ich sagen, auch für mich war das Feedback, welches ich von Go&Change auf eigene Bitte erhalten hatte an vielen Stellen unangenehm, da ich mich ertappt fühlte in egoistischen Verhaltensweisen. Obwohl mich auch dieses unangenehme Feedback in meinem Leben weitergebracht hat, weiß ich nicht, ob ich dauerhaft diese Intensität aushalten würde, wenn ich bei ihnen leben würde. Ich bin mir aber sicher, dass Go&Change nicht gefährlich ist, da niemand dazu gedrängt, geschweige denn gezwungen wird, sich ihnen anzuschließen, der oder die das nicht möchte und der nicht aus eigener Kraft Anstrengungen unternimmt, um sich ihnen anzunähern.

Im Gegensatz zu anderen sektenartigen Gruppierungen, welche aktiv Mitglieder anwerben, sowie Mitglieder mit psychischem Druck davon abhalten, die Gruppe wieder zu verlassen: Go&Change setzt hohe Hürden um überhaupt Mitglied werden zu dürfen, ermutigt Menschen, einen anderen Lebensweg zu gehen, falls sie nicht mit dem Umgang von Go&Change übereinstimmen und wirft Menschen im Zweifelsfalle wieder raus. Das ist für mich das Gegenteil einer gefährlichen Sekte, denn jeder Bewohner weiß genau, auf was er oder sie sich einlässt, wenn sie bei Go&Change einziehen und muss dies aus eigener verantwortlicher Kraft wählen.

S.D.

01.06.2020 – 17:11 von Frau J. an Go&Change

Kontakt mit und Besuch bei Go&Change

Ich habe Go&Change bei einer Veranstaltung letzten Herbst kennen gelernt. Wir sind als Gruppe mit ihnen in Kontakt gekommen. Wir hatten schon viel Positives über sie gehört, in Bezug auf ihre Fähigkeiten, Einzelpersonen und insbesondere Gruppen dabei zu coachen, gut zusammen zu arbeiten und die Ziele die sie sich vorgenommen haben zu erreichen. Deshalb haben wir sie zu einem unserer Gruppentreffen eingeladen und sie um Feedback gebeten. Ihre Bereitschaft uns zu unterstützen, ihre Offenheit und ihre Freundlichkeit war von Anfang an aussergewöhnlich.

Danach haben wir sie zu uns in die Schweiz eingeladen und sie sind zu dritt dieser Einladung gefolgt. Während eines Wochenendes haben sie uns dabei unterstützt als Gruppe Konflikte zu lösen, die uns seit einem Jahr an einer wirklichen Zusammenarbeit gehindert hatten und uns einig zu werden, was wir erreichen wollen und wie wir konkret darauf hinarbeiten werden. Ich bin persönlich überzeugt, dass wir ohne ihre grosszügige, unentgeltliche und wohlwollende Unterstützung heute nicht an dem Ort wären wo wir sind. Wir haben seither einen Verein gegründet, mieten zwei grosse Häuser und arbeiten als Team täglich zusammen.

Letzten Februar waren wie zu Besuch bei ihnen. Sie haben uns freundschaftlich und offen aufgenommen und wir durften ihren kompletten Alltag miterleben. Wir haben mit ihnen gegessen und gearbeitet, durften Teil sein zweier Feiern einer gemeinschaftlichen und einer öffentlichen, an der die Nachbarn und Menschen vom Dorf eingeladen waren, konnten dabei sein, wenn sie Gemeinschaftsabende hatten und bekamen intimen Einblick, in ihren Umgang untereinander, wie sie im Gespräch Konflikte lösen, Entscheidungen treffen, Freundschaften pflegen und ihren Alltag planen. Ich habe selten erlebt, dass Menschen so offen Einblick in ihr Zusammenleben gewähren und war immer wieder erstaunt, wie durchdacht jede ihrer Entscheidungen und die Kultur ihres Zusammenlebens ist. Dies zeigte sich für mich in der Präzision mit der sie alle unsere Fragen zu ihrem Zusammenleben beantworteten und uns erklärten durch welche Gedanken und Erfahrungen sie zu ihren Schlussfolgerungen kamen.

Den Kontakt unter ihnen habe ich als aussergewöhnlich ehrlich wahrgenommen, was anfangs etwas abschreckend wirkte, vor allem als Schweizerin, die sich kulturell gewohnt ist, aus vermeintlicher Höflichkeit, Konflikte bis zum „geht nicht mehr“, nicht anzusprechen und dadurch echten Kontakt, durch scheinheilige Oberflächlichkeit zu ersetzen. Letztlich war es jedoch genau diese oberflächliche Höflichkeit, die wir als Gruppe los lassen mussten um sinnvoll zusammenarbeiten zu können und welche, kurz bevor wir Go&Change kennengelernt hatten, fast zum Zerbrechen unserer Gruppe geführt hätte. Letztlich bin ich sehr dankbar, dass sie untereinander eine solch radikale Ehrlichkeit leben und üben und uns dadurch dabei unterstützen konnten dies auch zu lernen.

J.

01.06.2020 – 17:11 von Frau N. an Go&Change

Meine Erfahrung mit der Gemeinschaft Go and Change

Kennen gelernt habe ich Felix und andere Menschen von Go and Change an einer Konferenz vor einem halben Jahr. Ich hatte zuvor immer wieder von Go and Change gehört – faszinierendes, interessantes und auch suspektes. Zum Beispiel, dass sie die Leute spiegeln, ihnen also ihre Wahrnehmung über die gespiegelte Person mitteilen, ob mans hören will oder nicht. Für die Menschen aus meinem Umfeld, die mir davon erzählt hatten, war das manchmal zuviel gewesen. Und trotzdem blieben fast alle mit einer angeregten Verwunderung zurück, wenn sie an Go and Change zurück dachten.

Ich hatte etwas Angst davor, diese Menschen kennen zu lernen. Und war dann richtig überrascht, wie respektvoll, kooperativ und offen Felix und die anderen, die von Go and Change dabei waren, waren. Sie spiegelten uns erst, nachdem wir das ausdrücklich miteinander vereinbart hatten, ja, wir mussten sie fast darum bitten. Ihre Spiegel waren sehr treffend und brachten eine hohe Präsenz und Intensität in die Gespräche, die wir führten. Ich war fasziniert. Wir merkten beidseitig, dass wir den Kontakt gerne fortsetzen wollten und vereinbarten einen Besuch von Felix und anderen Menschen von Go and Change bei uns in der Schweiz.

Wir befanden uns zu der Zeit in einem langwierigen Prozess von zwei Gruppen, die sich seit einiger Zeit annäherten und doch den Durchbruch nicht schafften, wirklich zu einer Gruppe zusammen zu wachsen. Das Wochenende, welches Felix und zwei andere Menschen von Go and Change im Dezember bei uns verbrachten, gestaltete sich als grosser Meilenstein in diesem Prozess. Sie haben eine ausserordentliche Fähigkeit, Dynamiken innerhalb von und zwischen Menschen in einer Schnelle und Genauigkeit zu erfassen, die mich immer wieder in grosses Staunen versetzt. Diese stellten sie uns das ganze Wochenende aus Freundschaft und Unterstützung zur Verfügung und halfen uns, zu verstehen, was da ein Jahr lang zwischen uns abgelaufen war und den Zusammenschluss der beiden Gruppen verhindert hatte. Ihre Spiegel waren für mich oft sehr unangenehm, da sie Verhaltensweisen von mir offen legten, welche nicht toll waren, für die ich mich schämte und die ich lieber vor anderen Menschen versteckt hätte. Oftmals sahen sie sogar mehr über mich, als mir selbst bewusst war. Auch das war ziemlich unangenehm. Und im Nachhinein muss ich klar sagen, dass alle ihre Spiegel nach einigem darüber Nachdenken begannen, Sinn zu ergeben und mich sehr dabei unterstützt haben, mich zu entwickeln und diese destruktiven Verhaltensweisen (die sowohl andere, wie auch mich selbst verletzten) zu verändern. Dafür bin ich ihnen enorm dankbar.

Im Prozess der Gruppenfusion fielen wir leider einige Wochen nach diesem klärenden Wochenende wieder in alte Dynamiken zurück, die nochmals fast verhindert hätten, zusammen zu kommen. So entschieden wir uns für einen viertägigen Besuch bei Go and Change, um nochmals tiefere Klärung zu schaffen.

Ich war nervös, bevor wir in Lülsfeld ankamen. Und trug gleichzeitig ein Vertrauen in mir, dass das der Ort war, wo wir am tiefsten und kompetentesten unterstützt werden konnten in der Lösung unserer Konflikte. Da war auch eine Neugierde, wie diese Menschen lebten, die für mich im Aufbau und der Gestaltung von Mehrgenerationenprojekten, wie auch wir eines aufbauen wollen, zu einem Orientierungspunkt geworden waren. Wir kamen spätabends an und die ganze Gemeinschaft war gerade dabei, zu tanzen und ein Fest zu feiern. Mein erster Eindruck, als ich eintrat war: „Wow, ist das hell hier!“. Es fühlte sich tatsächlich sehr leicht an. Alle Menschen begrüssten uns fröhlich, ich fühlte mich sehr willkommen. Sie stellten mir Fragen und waren interessiert daran, wer wir waren und woher wir kamen. Auch einige aus der Leitung von Go and Change nahmen sich noch an diesem ersten Abend Zeit für uns, um zu fragen, was unsere Wünsche für unseren Besuch bei ihnen waren. Auf unsere Anfrage waren sie offen dafür, sich erneut Zeit zu nehmen, um uns als Gruppe zu coachen und zu unterstützen.

Die Tage bei Go and Change waren prägend, beeindruckend und sehr lehrreich für mich. Es war schnell eine grosse Vertrautheit da, sich einander zu öffnen und die wichtigen Themen anzusprechen. Höflichkeitsfloskeln und die übliche distanzierte Freundlichkeit waren da nicht zu finden. Ich fühlte mich schnell wohl und gleichzeitig wach und angeregt in der Atmosphäre im Kloster.

Am zweiten Tag hatten wir das Privileg, bei einem sehr ehrlichen Gemeinschaftsaustausch von Go and Change dabei sein zu dürfen. Es war eine Art Rückblick über die letzten drei Monate und ein Ausblick darauf, wie die einzelnen Menschen aus diesen Erfahrungen heraus weiter gehen wollten. Dabei ging es manchmal ziemlich zur Sache, denn es ist ein hohes Anliegen der Mitglieder von Go and Change, sich liebevoll zu verhalten und mit den destruktiven Verhaltensweisen aufzuhören. Dabei können sie auch streng sein und einander sehr klar und direkt konfrontieren und sich gegenseitig aufzeigen, wo ihr Verhalten noch nicht konstuktiv ist. Ich erschrak manchmal über die Intensität und in meiner Wahrnehmung auch Härte ihrer Worte. Und doch konnte ich spüren, dass die Grundlage, auf der diese Gespräche stehen, tiefe Freundschaft und Verbindung ist. Das beeindruckte mich sehr. Einen Umgang miteinander aufzubauen, wo wir wieder wirklich ehrlich ansprechen können, was wir nicht toll machen und einander dabei zu unterstützen, etwas anderes zu entwickeln, sehe ich als grossen Beitrag zu unserer Gesellschaft. In diesem Bereich ist Go and Change den meisten von uns einen grossen Schritt voraus, denke ich. Die Ehrlichkeit und Transparenz reicht dabei so weit, dass sogar wir als Aussenstehende ZeugInnen von diesen internen Prozessen werden durften.

Während unseres Aufenthalts bei Go and Change nahmen sich einige aus der Leitung der Gemeinschaft zwei Mal für ein paar Stunden Zeit für unsere Gruppe. Die Qualität ihres Coachings war genauso tiefgreifend wie bei ihrem Besuch bei uns in der Schweiz. Wir starteten damit, dass wir ihnen Fragen stellen konnten zu der Art, wie sie zusammen im Kloster leben, Themen ansprechen konnten, die uns seltsam vorgekommen waren. Es war schön zu sehen, wie gross ihre Bereitschaft war, uns ihre Kultur zu erklären und auch mit uns zu forschen. Dass Unstimmigkeiten geklärt werden, hat höchste Priorität im Kloster. Ich nehme die Menschen von Go and Change ihrerseits als sehr offen für Feedback wahr, stets daran interessiert, der Realität auf den Grund zu gehen und sich und das Projekt weiter zu entwickeln.

Danach stiegen wir nochmals tief in unsere Gruppendynamiken ein. Für mich erneut sehr konfrontierend und unangenehm, weil sie mir Dinge über mich aufzeigten, die ich nicht sehen wollte. Für unsere Gruppe waren die Gespräche erneut wahnsinnig hilfreich und richtungsweisend. Die Menschen von Go and Change, haben eine Fähigkeit, soziale Realität in Worte zu fassen, die in den Leuten, die anwesend sind oftmals eine Reaktion von „Ja, genau so ist es“ auslösen. Und falls das nicht bei allen der Fall ist, dann wird es gemeinsam besprochen, bis eine gemeinsame Realität gefunden wird. So halfen sie uns, genau so eine gemeinsame Realität darüber zu etablieren, auf welche Grundlage wir unsere Gruppe in Zukunft stellen würden.

Die Spiegel, die ich erhalten hatte, schüttelten mich extrem durch. Ich war danach sehr verunsichert, voller Scham und fühlte mich schuldig. In diesem Zustand war ich weiterhin im Kloster. Die Art, wie die Menschen darauf mit mir umgingen, war sehr hilfreich für mich. Sie verhätschelten mich überhaupt nicht, sondern verhielten sich ganz normal mit mir und waren gleichzeitig da für mich, wenn ich um Unterstützung fragte und meine Fragen stellte. Mein Eindruck ist, dass Go and Change ein Ort ist, der sehr stark auf Selbstverantwortung setzt, ich mich also selbst darum kümmern muss, das anzufragen, was ich brauche. Es ist kein Ort, wo ich, wenn ich zum Opfer werde von den Ereignissen, darin unterstützt werde. Aber wenn ich selbst bereit bin, daraus auszusteigen, kriege ich sehr liebevolle und kompetente Unterstützung. Für mich war das ein grosser Schubs, der mir viel Wachstum brachte. Und ich kann auch verstehen, dass es für Menschen, die einen solchen inneren Wechsel nicht vollziehen möchten, so wirken kann, als wäre der Umgang bei Go and Change hart und verletzend, da ich das so wahrnahm, bis ich den Widerstand ablegen konnte, der ihre Spiegel nicht wirklich annehmen wollte.

Zum Schluss möchte ich noch einige Worte zu den Kindern sagen, da ich einen Vormittag lang bei der Kinderbetreuung dabei sein durfte und so einen kleinen Einblick kriegte. Was mir dabei aufgefallen ist, war, dass sie grossen Wert auf klare Grenzen und klare Leitung der Kinder legen. Die beiden Betreuerinnen beobachteten die Kinder genau und fragten sich immer wieder, was die einzelnen wohl brauchten, v.a. in Konfliktsituationen. Die Kinder schienen sich in diesem Rahmen wohl und aufgehoben zu fühlen. Ich habe in anderen Kontexten selten so wenig Widerstand von Seiten der Kinder den Erwachsenen gegenüber erlebt. Insgesamt nahm ich die Kinder von Go and Change als sehr offen und kontaktfreudig wie auch sehr selbständig wahr. In dem Rahmen, wie sie es schon können, werden ihnen auch gerne Entscheidungen oder „Leitung“ abgegeben. Das älteste Mädchen (ich glaube 10J.) übernahm viel Verantwortung, als ein jüngerer Junge mir nach dem Essen seinen Teller zum Abwasch gab. Da meinte sie, dass er das eigentlich selber machen oder ansonsten mindestens fragen müsste. Das sagte sie ihm selbst und auch mir als Erwachsener, die ihm den Teller unhinterfragt abgewaschen hatte. Ich war beeindruckt. Während der Zeit, die ich bei Go and Change verbrachte, sah ich im Umgang mit den Kindern viel Liebe, Freude und Klarheit und nichts, was ich als gewaltvoll bezeichnen könnte. Im Gegenteil, auch im Umgang mit den Kindern möchte ich gerne noch mehr von Go and Change lernen.

Somit kann ich sagen, dass meine Erfahrung mit Go and Change bisher sehr inspirierend und lehrreich war. Ich schätze den Kontakt mit ihnen und bin richtig dankbar für die Unterstützung, welche sie mir und uns im letzten halben Jahr entgegen gebracht haben. Bestimmt sind sie nicht fehlerfrei und selbst immer noch am Lernen, wie der Umgang zwischen Menschen, die ein hohes gemeinsames Ziel verfolgen, am liebevollsten gestaltet werden kann. Das ist aber meiner Erfahrung und Einschätzung nach in keinem Verhältnis zu den harten Vorwürfen, die im Artikel in der Mainpost zu lesen waren. Ich wünsche mir daher, dass die viele wunderschöne Arbeit, die die Menschen von Go and Change machen, in einem weiteren Artikel gebührend gewürdigt und zu den Vorwürfen nach differenzierter Recherche nochmals Stellung bezogen wird.

N.

01.06.2020 – 17:11 von Herrn B. an Go&Change

Erfahrungsbericht vom Besuch im Februar 2020

Tag 1: Mittwoch
Wir kamen spät Abends an und wurden sehr herzlich empfangen. Ich war einwenig nervös das erste Mal bei Go and Change auf besuch zu sein. Ein paar von ihnen hab ich schon getroffen an einem Event und als sie kurz darauf bei uns besucht haben. Ich hatte dabei schon erlebt wie gut sie Verhaltensweisen erkennen, deuten und bennen können und darin auch gesehen wie tief verpflichtet sie auf ein Liebevolles miteinander und Freundschaft ausgerichtet sind.
Von Freunden die schon bei ihnen auf Besuch waren habe ich auch schon einiges über sie gehört, dass sie es wirklich ernst meinen mit der Gemeinsamen Ausrichtung und dem richtig schonungslos Feedback geben. So freute ich mich sehr sie an dem Ort zu erleben wo sie gemeinsam diese Kultur des miteinanders aufbauen und hatte auch einwenig schiss davor.
Wir wurden dann gleich eingeladen an den Tanzabend zukommen. Auf der Tanzfläche begegnete ich offenen und interessierten Menschen, viele kamen gleich auf uns zu und stellten sich vor. Ich fühlte mich wilkommen und die nervosität verschwand mehr und mehr.
Als der zweite Teil von unserer Gruppe ankam, haben wir eingecheckt und unser Zimmer bezogen. Etwas später am Abend traffen wir uns dann mit einigen von Go and Change und hatten einen ersten Austausch und konnten Fragen stellen.
Sie haben uns eingeladen die ganze Zeit voll dabei zusein und das wir jeder Zeit nachfragen sollen, falls uns etwas komisch erscheint.
Danach gingen wir wieder Tanzen, ich hatte mehrer schöne und berührende gemeinsame Tanzerlebnisse mit einzelnen Menschen von Go and Change.
Mir blieb am meisten von diesem ersten Abend die Offenheit der Menschen in Erinnerung.

Tag 2: Donnerstag
Am nächsten Vormittag haben wir uns in verschiedene Arbeitsgruppen aufgeteilt und erledigten die Sachen die zutun waren. Ich hatte dabei einige schöne Gespräche mit einem der älteren von Go and Change.
Am Nachmittag bekamen wir eine Führung des ganzen Areals und danach wurden wir ins Wohnzimmer eingeladen. Wo die ganze Gemeinschaft sich traf um sich neue 3 Monats Commitments zu geben. Der Prozessraum war sehr berührend, zusehen wie viel Wert sie auf die Freundaschaft legen und sich gemeinsam in ihrer Entwicklung unterstützen. Es war wieder verblüfend wie gut und genau sie sich gegenseitig spiegeln konnten und unterbewuste Mechanismen erkannten, die sie dann auch unverblümt ansprachen. Ich empfand ihre Ausdrucksweise dabei manchmal recht grob.
Nach einiger Zeit fragten sie uns wie es uns geht und ob wir fragen haben.
Die Frage kam auf wieso sie so eine Sprache wählten. Sie erklärten dass sie die Sprache wählten die diese Teile verstehen, an die sie ihr Feedback richten.
Gegen den Schluss hab ich auch ein Commitment vorgeschlagen mit einem Freund zusammen um mich aus der komfortzone zu bringen und meine Freundshaft zu ihm zustärken. Sie haben dann mich und ihn unterstützt darin ein weiteres für ihn zufinden das ihn in seiner Entwicklung unterstützt.
Von diesem Tag blieb bei mir der Eindruck, dass sie sich wirklich gute Frende sind, indem sie sich gegenseitig unterstützen und sich ehrlich sagen was sie voneinander dachten.

Tag 3: Freitag
Schon in einem vorherigen Treffen wo sie uns besucht haben, konnten sie uns sehr kompetent unterstützen und begleiten. Wir haben uns in der Zeit wo wir da waren mit der Leitung von Go and Change ein Treffen gewünscht um die interen Dynamiken unserer Gruppe anzuschauen und zuklären. An diesem Nachmittag haben sie sich dafür Zeitgenommen.
Auch dieses mal war es so. Durch ihr Feedback und ihre Inputs kamen wir sehr schnell an Punkte wo es noch unklarheiten gab und haben die dann zusammen angeschaut und geklärt.

Tag 4: Samstag
Nach einem Arbeitseinsatz im Garten, traffen wir uns wieder mit einigen der Leitung um weitere Themen unsrer Gruppe anzuschauen. In diesem Treffen konnten wir Themen klären und Entscheidungen Treffen die seit langem die Gruppe blockiert haben.
Es war ein sehr intesives Treffen und ich war berührt von der bereitschaft von den Menschen von Go and Change uns zuunterstützen. Ich verspühre sehr viel Dankbarkeit darüber wie fest sie uns geholfen haben und ermöglicht haben das wir an den Punkten weiter kamen wo wir alleine nicht mehr konnten.

Tag 5: Sonntag
Ich war noch fest am verarbeiten des Treffens vom Samstag und der ganzen Zeit bei ihnen.
Da die Verbindungen der Offentlichen Verkehrsmitel sehr schlecht waren, fuhren uns zwei von Go and Change zum nächstgelegen Bahnhof mit guter Verbindung.

Einschätzung:
Auf der Basis der Erfahrungen die ich bei Go and Change gemacht habe, sehe ich die Darstelungen die in dem Zeitungsartikel gemacht wurden als nicht zutreffend. In der ganzen Zeit wo ich dort war und die gemeinsamen Räume mit erlebt habe, hatte ich kein Übergriffiges Verhalten, Machtmissbrauch, Nötigung oder ähnliches beobachtet, alles beruhte auf Freiwilligkeit.
Betrefend der Darstelung der sexualisierten Gewalt sehe ich das dies der Fall wäre wenn Menschen ohne einverstäntnis in solche Handlungen einbezogen würden. Im Fall von Go and Change gehe ich davon aus das dies aber nicht der Fall war, sondern ein Einverständins von allen Beteiligten vorlag.

Ich bitte sie um eine weiterführende Klärung der von Ihnen gemachten Darstellung im Zeitungsartikel, da es so wirkt wie wenn sich einige der ehemaligen Mitgliedern an Go and Change, durch Rufschadigung rächen wollten und dies mit Hilfe ihrer Berichterstattung gemacht haben.

Herzlichen Dank und liebe Grüsse

Herr B.

01.06.2020 – 17:11 von Frau L. an Go&Change

Im folgenden Bericht gehe ich auf meine Erfahrungen und Eindrücke ein, die ich in der Gemeinschaft Goandchange gemacht habe. Ich lebe in einer Gemeinschaft in der Schweiz und wir werden seit einigen Monaten von Goandchange in unserem Gruppenprozess sehr gut unterstützt.
Ich möchte nicht namentlich genannt werden, sollten Sie Informationen aus meinem Bericht veröffentlichen.

Felix Krolle von der Gemeinschaft Goandchange habe ich im Herbst 2019 zum ersten Mal an einem Treffen verschiedener Gemeinschaften kennengelernt, an welchem ich mit meiner Gemeinschaft teilnahm. Sie fielen mir und meinen Gemeinschaftskollegen dadurch auf, dass sie ohne viel über uns zu wissen, uns Feedback gaben, dass extrem treffend war. Das Feedback bezog sich sowohl auf Eigenschaften/Verhaltensweisen einzelner Personen, als auch auf Beziehungs- und Gruppendynamiken. Wir haben Felix gebeten uns in einem Gruppenprozess zu begleiten. In diesem zeigte er uns z.B. sehr deutlich Verhaltensmuster einzelner Personen auf und ebenso wie wir Rollen in der Gruppe verteilt haben und wie wir zueinander stehen. Diese Klärung war enorm wichtig für das Zusammenwachsen und die Stabilisierung unserer Gruppe. In weiteren später stattfindenden Gesprächen mit Felix konnten wir viele Konflikte klären, die seit einem Jahr zwischen den Mitgliedern meiner Gemeinschaft standen und das Weiterkommen als Gruppe gefährdeten.
Die Feedbackkultur die ich im Kontakt mit Menschen von Goandchange und auch bei ihnen zu Hause bei Besuchen im Januar und Februar 2020 erlebt habe, war außergewöhnlich und darin gewöhnungsbedürftig. Ich habe bisher niemanden getroffen der so ehrlich, direkt, treffend und wahrheitsgemäß Verhaltensmuster (im Denken, Sprechen und Handeln) aufzeigt, wie die Menschen aus Goandchange. Diese Direktheit ist sehr herausfordernd sowohl für mich, als auch für andere, wie ich das klar miterlebt habe, denn es ist nicht Teil unserer Gesellschaft, dass wir einander die Wahrheit unverblümt und absolut ehrlich sagen, und zwar von einer inneren, erwachsenen und reflektierten Haltung heraus, wie ich es mit Menschen aus der Leitung von Goandchange kennengelernt habe. Vor dem Hintergrund der Licht-und Schattenarbeit, die Goandchange sich zur Aufgabe gemacht hat, um mehr liebevolles Handeln und mehr Frieden zwischen Menschen zu erreichen, kann ich die Herausforderung der Feedbacks gut einordnen. Denn ich habe viele Anteile in mir die ich lieber verstecken möchte und wo es unangenehm wird, wenn diese deutlich benannt werden und wenn diese als nicht liebevoll für mich selbst und mein Umfeld angesehen werden. Und so habe ich es oft miterlebt, wie entweder in Prozessräumen (das sind Gesprächsrunden mit mehreren Menschen, in denen spezielle Anliegen besprochen werden) und auch in Alltagssituationen Feedback gegeben wurde und dies zum Teil hart und «nicht nett», bzw radikal direkt, gesagt wird und auf Widerstand stößt. Genauso oft, habe ich aber, auch in mir selber erlebt, wie ich, wenn ich das Feedback zunächst annehme und nicht reflexartig abwehre, in mir drin spüre, wenn das Feedback stimmt und dann auch aus mir selbst heraus eine Änderung anstreben kann. Das Hin-und Her von Feedback und Widerstand, welches Alltag bei Goandchange ist (vor allem auch bei scheinbar kleinen Dingen, wie einem Blick und einer kleinen Bemerkung) war für mich am Anfang sehr unangenehm, da es in mir eine ständige Anspannung erzeugt hat. Ich habe jedoch vor allem durch die direkte Unterstützung in unserem Gemeinschaftsprozess durch Vertreter der Leitung, erlebt wie wahr und konstruktiv die Feedbacks sind, denn sie haben dazu geführt, dass wir in unserer Gemeinschaft viel näher zusammen gekommen sind und ebenfalls viel klarer miteinander sind, sodass es kaum noch unterschwellige Konflikte gibt und dass wir Verhaltensweisen, die nicht gut für die Gruppe oder auch die betreffende Person sind, ansprechen und klären können.

Besonders bei Goandchange ist auch die Kompetenzhierarchie die sie leben. In der Gruppe wird genau hingeschaut, herausgefunden und dann anerkannt, wer in welchem Bereich die höchste Kompetenz hat und wer damit die Entscheidungskraft hat. Das gilt sowohl in Breichen wie Garten und Küche als auch für die Gesamtleitung der Gruppe. Die Gesamtleitung der Gruppebilden diejenigen, die das höchste Bewusstsein für die Gruppe und für das Ziel, eines wahrhaft liebevollen Miteinanders haben und halten. Sie geben z.B. den Wochenplan vor, in dem sich die Gemeinschaft bewegt mit Arbeitstagen, individuell- und gemeinschaftsfreien Tagen. Die Tage werden sehr flexibel und jeweils am Vortag gestaltet. Das heißt, die Essenszeiten, die Aufgaben und die freie Zeit und Gruppenfreizeitaktivitäten werden von der Leitung am Vortrag festeglegt und jeweils beim Mittagessen bekannt gegeben. Personen aus dem Leitungsteam leiten auch vorwiegend die Prozesse, die vor allem an den Abenden und oft bis spät in die Nacht gehen, da für die Gruppe klar ist, dass sie zusammenbleiben bis die Themen abschließend geklärt sind. So hab ich bei Goandchange erlebt, dass sich die Gruppe sehr nah zusammen bewegt, sie sprechen vom «Wir-Raum». Das gilt sowohl für die gemeinsamen Tages- und Wochenabläufe, als auch für individuelle Befindlichkeiten, auf die genau geachtet wird; in dem Sinn, ob es gerade um ein Ausweichen aus dem Gruppenprozess geht oder tatsächlich ein wichtiges individuelles Bedürfnis. Ich habe darin erlebt, das einzelne Personen «geschickt» wurden, um bestimmt Aufgaben zu erledigen (z.B. während einem Prozess noch nach den Kindern zuschauen), was mich zunächst irritiert hat, da ich es noch von anderen Gruppen gewohnt war, dass gefragt wird wer Lust hat eine Aufgabe zu übernehmen. Darin sehe ich aber bei Goandchange, und auch immer mehr in meiner Gemeinschaft, eine neue Klarheit und Effizienz für eine Gruppe, denjenigen Menschen mit der höchsten Kompetenz im Überblick über die Gruppe und den einzelnen Menschen darin, zu vertrauen und daher auch ihren Aufforderungen zu folgen. Das gilt natürlich dann wenn ich die Kompetenz der Person anerkannt habe, und ich gehe davon aus, dass das die Mitglieder der Gemeinschaft Goandchange tun, oder wenn nicht, ihr Einwände verantwortlich einbringen. Einwände, Fragen und Vorbehalte einzubringen ist eine grundlegende Aufforderung bei Goandchange. Sie erwarten Ehrlichkeit und Offenheit, genauso wie sie einem in dieser Art begegnen, damit Dinge geklärt werden können, anstatt im Untergrund zu bleiben oder hinter dem Rücken der Betroffenen ausgetragen werden.

Teil der gemeinsamen Kultur bei Goandchange ist auch, dass sich viele Menschen sogenannte Commitments geben. Das sind Aufgaben, die sie alleine oder miteinander regelmäßig für eine bestimmte Zeit ausführen, um z.B. Beziehungen zu stärken oder vor allem um bestimmte Verhaltensmuster zu verändern. Das kann Sport sind, regelmäßige Gespäche oder Computerspiele spielen.

Vor allem in letzter Zeit haben wir in Austausch-Telefonaten mit Goandchange davon gehört, dass einige Menschen aus der Gemeinschaft «rausgeschmissen» wurden. So wie ich es aus ihren Erzählungen verstehe, sollen Menschen die Gemeinschaft verlassen, die nach längerer Zeit und andauernden Prozessen sich nicht auf die tiefe Arbeit (sprich dem genauen Analysieren, Feedback und Verändern von Verhaltensweisen, die als nicht liebevoll angesehen werden) einlassen wollen oder können. Ich kann mir gut vorstellen, dass das für die Betroffenen vor allem in der ersten Zeit nicht einfach ist, die Gemeinschaft und Freunde zu verlassen, weiß aber, dass sie sowohl finanziell unterstützt werden, als auch dass die Gemeinschaft für Kontakt und Freundschaft offen bleibt. Ich habe mehrfach aus der Leitung von Goandchange gehört, dass Menschen absolut frei sind jederzeit zu gehen, wenn sie nicht mit den Zielen und damit verbundenen Anforderungen mitgehen können und gleichzeitig aber auch aufgefordert werden können die Gemeinschaft zu verlassen, wenn eine Zusammenarbeit nicht unterstützend ist.

Insgesamt kann ich sagen, dass ich bei Goandchange viele Neues, Außergewöhnliches und am Anfang für mich nicht immer leicht zu Verstehendes erlebt habe und das nicht immer angenehm für mich war (im Zusammenhang mit der Prozessarbeit, der radikalen Ehrlichkeit, Kompetenzhierarchie und dem außergewöhnlich starken Gruppenzusammenhalt in dem sich die Gruppe bewegt).
In der Zusammenarbeit und der Begleitung unseres Gruppenprozesses durch Goandchange Leitungsmitglieder, habe ich jedoch eine sehr selbstlose unterstützende Haltung bei ihnen wahrgenommen und ihre Arbeit sehr zu schätzen gelernt. Vor allem den hohen Wert von Ehrlichkeit den sie mir und jedem entgegenbringen, und den sie auch zurückfordern. Wenn ich mich auf die Ehrlichkeit einlasse, kann ich Fragen stellen und meine Vorbehalte klären. Ich selbst konnte durch die Feedbacks mich selber besser kennenlernen und ehrlicher mit mir und anderen werden, was ich als sehr grundlegend für ein liebevolles Miteinander halte.

Mit freundlichen Grüßen
Frau L

01.06.2020 – 15:28 von Herrn Darius S. an Go&Change

Mein erster Besuch im Kloster war vor zwei Jahren. Damals habe ich die Gemeinschaft als sehr direkt, radikal, ehrlich und inspierend erlebt.
Das war anfangs überfordernd, ich bin auch mit zwei Menschen dort in Konflikte geraten. Die haben sich gut klären lassen, seit dem habe ich sie alle paar Monate besucht und in der Gemeinschaft viel Inspiration und Unterstützung gefunden. Inspiriert hat mich vor allem die Ehrlichkeit und Herzlichkeit einiger Menschen vor Ort. Ihre Tiefe Suche nach Ehrlichkeit und, dass es keine tabu Themen gibt, nichts worüber man dort nicht reden kann. Durch sehr direktes Feedback habe ich Dynamiken und Dinge über mich verstanden, bin an Themen weiter gekommen, an denen ich vorher lange zu knabbern hatte. Ein Beispiel : durch systemische Aufstellung und Gespräche konnte ich die Wut auf meine Mutter loslassen. Dadurch hat sich mein Kontakt zu ihr sehr entspannt und es ist mehr Platz für die Liebe geworden.
Vor allem die kritischen feedbacks haben mich oft noch lange beschäftigt, habe teils noch Monate darüber nachgedacht. Das war nicht nur angenehm, aber hat mich auch angetrieben, weiter zu forschen.
Daneben viel es mir nicht leicht wirklich freundschaftlich Kontakt aufzubauen, durch den großen Respekt blieb meist eine Distanz aufrecht. Das bedauere ich.
Ich schätze diese Menschen sehr.

Herzliche Grüße

Darius S.

30.05.2020 – 15:35 von Frau Johanna K. an die Mainpost

Sehr geehrte Frau Jeske, sehr geehrter Herr Stahl, sehr geehrte Redaktion der Mainpost,

ich bin sehr erschrocken über den Artikel vom 22.05. über Go and Change, da das, was Sie darin geschrieben haben schwere Vorwürfe, beinhaltet, aber so wenig dem entspricht, was ich dort erlebt habe. Das von vornherein einer Gemeinschaft so sehr misstraut wird, nur weil sie von sich sagt, dass sie ihr Leben der Ausrichtung auf Liebe verschrieben hat, kann ich nicht verstehen. Die meinen das ernst und es ist wunderschön, was dort passiert.

Ich bin Psychologiestudentin in Witten und habe Go and Change das erste Mal im März 2019 zu einem Kennenlernwochenende besucht. Seitdem war ich viele weitere Male dort und das, was ich bei den verschiedenen Besuchen erlebte, hat mich zutiefst inspiriert und die Menschen dort sind mir ans Herz gewachsen.

Was ich bei Go and Change erlebt habe ist eine Gemeinschaft, die offen für jeden ist und in der Gäste so selbstverständlich in den Alltag integriert werden, als ob sie zur Familie gehören. Durch die oben genannte Ausrichtung, die beinhaltet, dass die dort lebenden Menschen sich konform zu ihren Werten wie Liebe, Konstruktivität und Ehrlichkeit verhalten, entsteht eine Kultur des Miteinanders, in dem jede*r in seiner Einzigartigkeit gesehen wird und dabei unterstützt wird diese zu leben.

Für mich war das sogar manchmal anstrengend, weil ich es viel gewohnt bin bei anderen Menschen zu schauen, was sie von mir erwarten und mich demnach zu verhalten. Bei Go and Change funktioniert diese Strategie nicht. Ich wurde dort angeregt Verantwortung für mich zu übernehmen und freier von dem zu werden, was anderen gefallen könnte. Dass von jemandem in der Gemeinschaft Druck ausgeübt wurde, habe ich nicht erlebt. Es kann natürlich passieren, das man anfängt selber Druck auf sich auszuüben, die Person, die ich am meisten enttäusche, wenn ich nicht nach meinen Werten handle, bin letztlich ich selbst. Niemand wird dort zu irgendetwas gezwungen. Im Gegenteil habe ich erlebt, dass Menschen, die versuchen sich selbst dazu zu zwingen etwas zu tun, aufgefordert wurden dieses Verhalten zu ändern oder auszuziehen.

Bei Go and Change habe ich erfahren, dass ich wertvoll bin, so wie ich bin, dass ich mich mit allem von mir zeigen kann, den schönen und den hässlichen Seiten. Und dass ich, wenn ich mir dieser hässlichen Seiten bewusst werde, freier entscheiden kann, woraus ich handeln möchte. Ich habe mehr Freiheit, Liebe und Lebendigkeit dort erlebt als an irgendeinem anderen Ort.

Bei Go and Change wird gruppentherapieartig gearbeitet, um gemeinsam zu wachsen. Viele der Menschen dort sind sehr empathisch und kennen sich gleichzeitig sich selbst so gut, dass sie gut differenzieren können, was sie tatsächlich im Gegenüber wahrnehmen und was ihre eigenen Reaktionen auf das Gegenüber sind. Zusätzlich haben sie, wie oben beschrieben, eine sehr klare Ausrichtung wirklich das Beste für alle zu wollen. Nach dem, was ich in meinem bisherigen Psychologiestudium gelernt habe, sind das die Eigenschaften, die gute Therapeut*innen ausmachen. Auch Supervision ist durch die Gruppe jederzeit möglich und diese Möglichkeit wird auch genutzt.

Was mich ebenfalls besonders beeindruckt und mein Vertrauen in Go and Change gestärkt hat, ist wie die Kinder dort aufwachsen. Es gibt eine Kinderbetreuung, die sich mit jedem einzelnen Kind beschäftigt. Jedes Kind wird bei seiner Entwicklung bestmöglich unterstützt, so wie die Eltern im Umgang mit ihren Kindern. Ich habe nirgendwo erlebt, dass mit so reiner Liebe und Klarheit mit Kindern umgegangen wird wie dort.

Ich glaube durch die vielen Erfahrungen, die die Menschen bei Go and Change in der intensiven Beschäftigung miteinander und mit der Welt gemacht haben, kann diese Gemeinschaft Menschen dazu inspirieren sich selbst, seinen Mitmenschen und der Welt immer liebevoller zu begegnen und so sollte ihm auch in der Öffentlichkeit begegnet werden.

Die Kultur des Zusammenlebens in meiner Wohngemeinschaft ist stark von Go and Change inspiriert und wir wurden bei den Prozessen, die in unserem Miteinander aufgetreten sind, immer von ihnen unterstützt. Dadurch haben sie mein Leben und das einiger Freunde und Freundinnen von mir auf sehr positive Weise geprägt. Dafür sind wir sehr dankbar und stehen als Gemeinschaft hinter Go and Change. Ich fordere Sie zu einer Richtigstellung Ihres Artikels auf, in dem Sie in Ihre Recherche nicht nur die Stimmen einiger unzufriedener, gekränkter Menschen mit einbeziehen und jeden, der diesen Stimmen widerspricht, als unglaubwürdig darstellen.

Für Rückfragen bezüglich dem, was ich geschrieben habe stehe ich zur Verfügung und Sie können das Geschriebene, nach Einholung meines Einverständnis, veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüßen

Frau Johanna K.

30.05.2020 – 11:17 von Frau L.M. an die Mainpost

Stellungnahme:

Vergangenen Sommer lernte ich einige Bewohnende von Go&Change kennen und verbrachte daraufhin mehrere Monate in der Gemeinschaft. Von ihrer Vision und Lebensweise bin ich begeistert. Alles bei Go&Change ist freiwillig, transparent und konstruktiv. Ich bin den Menschen sehr dankbar und mit ihnen in freundschaftlichem Kontakt.

Sozial- und Kulturanthropologin und Religionswissenschaftlerin, angehende Pädagogin

Frau L.M.

29.05.2020 – 22:07 von Frau Julia Hansel an Go&Change

Sehr geehrter Herr Stahl, sehr geehrte Frau Jeske, sehr geehrte Redaktion der Mainpost,

Ich bin schockiert über Ihren Artikel über die Gemeinschaft Go&Change vom 22.05.20 und möchte im Folgenden zu einer Gegendarstellung und einem vollständigeren Abbild der Situation beitragen.

Die Perspektive, die Sie in Ihrem Artikel einnehmen, finde ich übertrieben zugespitzt, einseitig und reißerisch. Ich fordere Sie und die Redaktion der Mainpost dazu auf, zügig eine Darstellung mit mehr Perspektiven zu erarbeiten, sodass Sie in Zukunft wieder als seriöse Zeitung gelten können. Sie haben mein Einverständnis, diesen Artikel anonymisiert als LeserInnenbrief zu veröffentlichen.

Ich habe die Gemeinschaft von Go&Change seit Februar 2019 immer wieder für den Zeitraum weniger Tage bis mehrerer Monate besucht. Durch den Kontakt mit Go&Change bin ich offener, mutiger, kraftvoller, lebensfroher, liebevoller und konstruktiver geworden und dafür insbesondere denen von Ihnen hervorgehobenen Bewohnern Felix Krolle und K.K. sehr dankbar. Die Erkenntnisse und Erfahrungen, die ich über mich, das Leben und menschliches Miteinander gemacht habe, hätte ich ohne sie nicht errungen.

Bei Go&Change wurde nie etwas vor mir versteckt. Man kann zu jeder Zeit über alles reden. Das schafft großes Vertrauen und Sicherheit. Offene Kritik am eigenen Verhalten ist zunächst unangenehm, aber notwendig, um langfristig in Frieden zusammenleben zu können. Es bringt eine Person oder eine Gruppe logischerweise nicht weiter, wenn ausschließlich über das zu gesprochen wird, was bereits liebevoll und konstruktiv ist. Es muss auch thematisiert werden, wo wir einzeln oder im Kollektiv ignorant und destruktiv handeln, um an diesen Stellen etwas verändern zu können. Menschen, die dazu nicht bereit waren, wurden früher oder später von der Gemeinschaft aufgefordert zu gehen oder sind selbst gegangen.

Die Regeln des Gemeinschaftslebens fand ich zu jeder Zeit sinnvoll und hilfreich, um ein konstruktives Miteinander etablieren zu können. Wenn auf einem Spielplatz viele Kinder kooperativ und in Freude eine große, kreativ ausgestaltete und reich verzierte Sandburg bauen und ein Kind die Sandburg immer wieder mutwillig kaputt machen will, obwohl es genug Schaufeln, Platz für Ideen und Einladungen von Seiten der anderen Kinder gibt – würde man es dann als „Psychoterror“ bezeichnen, wenn die Kinder die Nervensäge irgendwann des Sandkastens verweisen, damit sie entweder woanders spielen geht oder sich eines Besseren besinnt?

Die meisten Menschen, die Go&Change kennen lernen, sind erstmal überwältigt und gefordert von der Transparenz und Klarheit, mit der kommuniziert wird – und von der Schönheit, mit der sie in der Tiefe gemeint und berührt werden. Ich kenne keinen anderen Ort, an dem eine solche revolutionär wahrhafte und ehrliche Kultur gelebt wird. Das Miteinander basiert auf Selbstverantwortung, einer eigenen Meinung, Freiwilligkeit, Vertrauen, Kooperation, Wertschätzung, Respekt, Würde, Barmherzigkeit und Menschlichkeit. Menschen, die im Kloster leben, wollen allen Wesen mit Liebe begegnen und sich um sich selbst und andere Mühe geben. Dieses Bemühen ist zu jeder Zeit spürbar.

Go&Change ist in den letzten Monaten immer mehr zu meinem zu Hause geworden und ich werde mich mein Leben lang mit diesem Ort verbunden fühlen.

Mit freundlichen Grüßen

Frau Julia Hansel

28.05.2020 – 14:49 von Rosita Steinbiß Mader an die Mainpost

Stellungnahme:zu Ihrem Artikel Kloster in Lülsfeld

Mein Erfahrungsbericht: ist absolut anders als ihr Artikel
Ich Rosita bin 69 Jahre und habe viele Gemeinschaften erlebt. Als ich vor 3Jahren das erste mal (von 12 Besuchen) in Lülsfeld war, habe ich mich ungewöhnlich offen von jedem in dieser jungen Gemeinschaft angenommen gefühlt.
Ich habe gemerkt, hier kann ich frei von Bewertung in meiner Spontanität und Emotionalität einfach so da sein.
Das fühlt sich lebensspendend an und gibt mir eine lebenssinnfindende Sicherheit.

Die Gemeinschaft zeigt mir in ihrer ganz authentischen Lebensart, dass ich mich in die Neuen Möglichkeiten der Integralen Lebensweise eingliedern kann.
Ihre Art Kompetenzhirarchie in ihrem Lebensalltag zu leben beweist mir, dass die
Gemeinschaft Go&Change ein hohes Verantwortungsbewusstsein für ein strukturiertes geordnetes Gesellschaftsleben hat.

Mit Gruß Rosita Steinbiß Mader