Kultpsychologe Harald B.*

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Dialoge, Hintergründe

„Glaubt den Büchern nicht, glaubt den Lehrern nicht, glaubt auch mir nicht. Glaubt nur das, was ihr selbst sorgfältig geprüft und als euch selbst und anderen zum Wohle dienend erkannt habt.“

 

 

Am 10.12.2022 schrieb Felix Krolle eine E-Mail mit einem Unterstützungsgesuch an den Kultpsychologen Harald B.* (*Name geändert), auf den wir durch ehemalige Bewohner aufmerksam geworden sind.

Der darauf folgende E-Mailaustausch ist exemplarisch, lest selbst:

1. Mail von Felix Krolle an Harald B.* vom 10.12.2022

Sehr geehrter Herr B.,

durch ehemalige Mitbewohner bin ich auf Sie aufmerksam geworden und Ihre Arbeit hat direkt mein Interesse geweckt.

Einige ehemalige Bewohner unserer, Ihnen wahrscheinlich bekannten, Gemeinschaft Go&Change, behaupten seit einigen Jahren, dass wir eine Art Sekte oder gefährliche Psychogruppe sein sollen und die Weltanschauungsbeauftragten haben sich das samt Presse zu eigen gemacht ohne es zu prüfen und damit nachhaltigen Rufmord betrieben.

Ich kann diese Vorwürfe bei aller gebotenen Selbstreflektion nicht nachvollziehen und verweise auf sogenannte Sekten-Checklisten, wie eine aus Berlin beispielhaft im Anhang zu finden ist.

Wir erfüllen nicht EINEN der genannten 17 Punkte und sind und waren schon immer jederzeit für einen konstruktiven Dialog mit jedem Menschen bereit.

Auch hat der Oberstaatsanwalt folgendes festgestellt:

“Das Fazit des Staatsanwalts: “Nach umfangreichen Ermittlungen, insbesondere Vernehmungen von ehemaligen und aktuellen Mitgliedern der Gemeinschaft, konnten Straftaten innerhalb der Gemeinschaft zum Nachteil anderer Gruppenmitglieder nicht festgestellt werden.”

Laut [Oberstaatsanwalt] Weihprecht schilderten Zeugen, “dass gegenüber Gemeinschaftsmitgliedern zur Erreichung bestimmter Verhaltensweisen ein gewisser psychischer Druck aufgebaut worden sei, der darin bestand, dass den Mitgliedern nahegelegt wurde, die Gruppe zu verlassen, wenn sie sich aus Sicht der Gemeinschaft außerhalb der Gemeinschaftsregeln bewegten”. Aber: “Solche Einwirkungen sind strafrechtlich nicht relevant.””

https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/gochange-ermittlungen-eingestellt-aber-kein-persilschein-art-10620573

Ich kenne z.B. keine Sekte oder Psychogruppe, die Menschen rausschmeißt, die trotz größter Unterstützung durch andere Menschen innerhalb und außerhalb der Gemeinschaft wiederholt und ohne Besserung anderen Menschen Schaden zufügen. Kennen Sie eine?

Als wir damals so eine schlechte Presse hatten, haben wir über 200 kirchliche und öffentliche Stellen zum gemeinsamen Dialog aufgerufen.

Wir haben leider keine Antwort erhalten.

Über die letzten Jahre gab es immer wieder, meist weniger erfolgreiche Versuche mit verschiedenen öffentlichen Akteuren in Dialog zu kommen.

Nun schreibe ich Sie, als Experte für Sekten, mit der Bitte an, mit uns in den Dialog zu gehen um die Vorwürfe gegen uns zu klären und nach gemeinsamen Lösungen zu suchen, da keine öffentliche Stelle bisher dazu bereit war.

Passend dazu fand ich dieses Zitat auf Ihrer Seite:
„Glaubt den Büchern nicht, glaubt den Lehrern nicht, glaubt auch mir nicht. Glaubt nur das, was ihr selbst sorgfältig geprüft und als euch selbst und anderen zum Wohle dienend erkannt habt.“
Gautama Buddha

Leider hat bisher noch kein einziger Experte oder Journalist sich darum bemüht und hat uns mal ernsthaft kennenlernen wollen.

In der Hoffnung, dass Sie sich ein eigenes Bild von uns machen wollen,
verbleibe ich mit herzlichen Grüßen,

Felix Krolle

(Formatierung, Rechtschreibung und Grammatik original und unverändert)

2. Antwortmail von Harald B.* an Felix Krolle vom 10.12.2022

Hallo Herr Krolle,

 

vielen Dank für Ihre Mail und auch für Ihr Vertrauen.

Ich sehe mich in meiner Arbeit seit vielen Jahren als so etwas wie einen Anwalt für Kultaussteiger*innen.

Ich arbeite nicht gegen sog. Sekten/Kulte sondern für Kultaussteiger*innen.

So die das auch wollen.

Deshalb ist Ihre Anfrage bei mir auch nicht so eine punktgenaue Landung.

Hier wären die Weltaunschauungsbeauftragten tatsächlich die richtigen Ansprechspartner.

Und wie ich gesehen habe waren einige davon ja schon 2019 bei Ihnen in “Go&Change”.

Leider standen Sie da nicht zur Verfügung um zu Rede und Antwort zu leisten.

Schade.

Das wäre eine gute Gelegenheit gewesen.

 

Da ich schon mit Aussteiger*innen Ihrer Gemeinschaft zu tun hatte, und dadurch doch über einige Interna

Ihrer Gruppe verfüge, möchte ich Ihnen heute einfach ein wenig zum Nachdenken geben:

 

Geistiger und geistlicher Missbrauch sind leider (noch) kein Straftatbestand.

Das ist vielleicht auch ein Grund dafür, weshalb die Staatsanwaltschaft in der Vergangenheit bei Ihnen

“keine Straftaten…feststellen konnten”.

Diese Missbrauchsformen sind eben von außen kaum sicht- und greifbar, weil sie fast vollständig innerhalb

der Persönlichkeit wirken.

Man spricht in diesem Zusammenhang gerne von sog. harten Fakten und weichen Fakten.

Geistiger Missbrauch entspricht eher den weichen Fakten und kann deshalb strafrechtlich nicht geahndet werden.

 

Leider.

Weil diese Missbrauchsform für die betreffende Person im Endeffekt zutiefst schmerzhaft, verunsichernd und teilweise

sogar traumatisierend sein kann.

Und so begegneten mir auch Aussteiger*innen aus Ihrer Gruppe.

 

Das ist schade.

Zumal ich sicher bin, dass Sie und Ihre Mitstreiter wirklich etwas Positives in Gang setzen wollen/wollten.

Die Gefahr ist dabei einfach immer die Gruppendynamik und die Struktur der Hierachie.

 

Distanzieren Sie sich einfach vom sog. “verabsolutierten dichotomen Denken” Ihrer Gemeinschaft in den Grenzen

von “Licht-Schatten, Schwarz-Weiß, Richtig-Falsch, Gut-Schlecht etc..”.

Das engt den Zauber des Lebens nur ein und verführt dadurch leicht zur Manipulation anderer.

Der Preis den Menschen in der Vergangeheit dafür zahlen mussten ist sehr hoch.

 

Vielleicht können Sie einigen meiner Überlegungen ein wenig abgewinnen und vielleicht sogar umsetzen,

indem Sie das mit und in Ihrer Gemeinschaft gemeinsam ansprechen.

Wer weiß…

Vielleicht wird es dann wirklich lebbarer.

Ich würde es Ihnen und den Menschen in Go&Change wünschen.

 

Mit Grüßen aus *****,

Harald B.*

 

P.S.

Fast vergessen:

Zum jetzigen Zeitpunkt treffen leider – nach meinen derzeitigen Informationen –

nicht wenige der 17 Checklisten-Kriterien auf Go&Change zu.

(Formatierung, Rechtschreibung und Grammatik original und unverändert)

3. Antwortmail von Felix Krolle an Harald B.* u.a. vom 11.12.2022

Hallo Herr B.,

vielen Dank für Ihre Antwort. Ich habe unseren Mailverkehr in einer Runde unserer Gemeinschaft mit ehemaligen Bewohnern, Freunden, Gästen und anderen Gemeinschaftsleitern vorgelesen und diskutiert.

Wir sind uns einig, dass Sie da einigen Fehlinformationen und Missverständnissen aufgesessen sind.

Die Sekten-Checkliste gibt ja Kriterien vor, die man anhand des kommunizierten und/oder gelebten Selbstverständnisses einer Gruppe prüfen kann und muss. Wie anders sonst?

D.h. als Mit-Gründer und Mit-Leiter der Gemeinschaft können wohl ich und die anderen Bewohnern am besten sagen, ob wir diese Dinge von uns behaupten, und/oder sie leben oder nicht.

Ihre Informationen stammen ja im schlechtesten Fall aus der Presse, die nie mit uns geredet hat, von Weltanschauungsbeauftragten, die uns für maximal ein paar Stunden kennengelernt haben und danach nie wieder mit uns reden wollten, von Gästen, die ab und an mal hier waren, oder im besten Fall von ehemaligen Bewohnern, die wir der Gemeinschaft verwiesen haben, da sie sich nachhaltig nicht an ethisch-moralischen Grundwerten orientieren wollten, die für ein gewaltfreies und friedliches Zusammenleben unabdingbar sind – geistiger, geistlicher und ich würde ergänzen: psycho-emotionaler Missbrauch, oder kurz die subtile, nicht aufgearbeitete Gewalt der betreffenen Personen, die sie wiederholt zu Ungunsten anderer Gemeinschaftsmitglieder ausgeübt haben, hat ja zu ihren Ausschlüssen geführt.

So kann ich Ihnen versichern und gerne im Einzelnen begründen warum wir keines der 17 Kriterien erfüllen. Gerne gehe ich mit Ihnen jeden einzelnen Punkt, oder beispielhaft einen davon durch.

Dem folgend möchte ich gerne mit dem nächsten Missverständnis aufräumen, das sich direkt daraus ergibt: da, laut Checkliste, wir keine sog. Sekte sind und da, bis auf sehr wenige Ausnahmen, alle ehemaligen Mitbewohner von anderen Bewohnern aus der Gemeinschaft verwiesen worden sind, gibt es keine Go&Change-Sektenaussteiger. Oder kurz: Wir sind keine sog. Sekte, oder selbst wenn doch in Ihren Augen, dann sind die Menschen trotzdem nicht “ausgestiegen”, sondern sie mussten(!) gehen.

Dann schreiben Sie weiter, dass wir uns vom sog. “verabsolutierten dichotomen Denken” distanzieren sollen. Wären Sie so freundlich zu begründen woran Sie festmachen, dass wir so denken?

Aus unserer Perspektive haben wir ein sehr feines, differenziertes Wertesystem, das den höchsten Wert Liebe trägt und mit Tugenden, wie Wahrheit, Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit, Demut, Güte, Milde uvm. den Grundstein unseres Miteinanders legt. Auch hier bin ich gerne zu Gesprächen und einem konstruktiven Ringen um ein gesundes und ausgewogenes Wertesystem bereit.

Sehen Sie es bitte so: Sollten wir tatsächlich Kult- oder Sektenstrukturen aufweisen, so sind diese für unsere Augen aktuell unsichtbar. Da Sie und wir uns jedoch sicher sind, dass wir wirklich etwas Gutes in Gang setzen wollen, hätten wir das höchste Interesse uns von einer sog. Sekte zu einer gesunden Gemeinschaft zu transformieren, sollte dies notwendig sein und bitten Sie dabei um Unterstützung! Am Ende dieses Prozesses wird entweder offensichtlich, dass wir nie eine sog. Sekte waren, oder falls doch, werden wir dann keine mehr sein. Denn wir haben nicht das geringste Interesse durch Strukturen, Handlungen oder Unterlassungen einem Menschen Schaden zuzufügen. Das widerspräche zutiefst unserer Ausrichtung.

Leider hat bisher keine einzige Weltanschauungsstelle, die Sie uns ja als Anlaufstelle empfehlen, unseren Wunsch nach Dialog, Klärung und Unterstützung wahrgenommen.

Auch hier will ich Ihre Informationen gerne korrigieren und ergänzen: Ja, einige Weltanschauungsbeauftragte waren 2019 bei uns. Allerdings auf unsere schon 2018 gestellte Anfrage hin und nicht von sich aus. Das Treffen selbst, bei dem ich selbstverständlich anwesend war, war kurz und unspektakulär da von Seiten der Weltanschauungsbeauftragten kaum Interesse zum Dialog aufkam und die wenigen kritischen Nachfragen zumindest vorerst zufriedenstellend von uns beantwortet wurden. Die nachträgliche Darstellung des Treffens ohne eine einzige weitere Kontaktaufnahme in der Presse war weit von dem tatsächlichen Ablauf entfernt (siehe pdf im Anhang).

Als unsere direkten Kontaktversuche mit Herrn Pöhlmann und Herrn Lohmayer, die maßgeblich an den Artikeln mitgewirkt haben, ablehnend beschieden worden sind (Zitat von den Beiden: “Unser Auftrag ist es nicht, „gemeinsame Lösungen zu finden“ oder zwischen unterschiedlichen Interessen zu vermitteln.”), haben wir eine lange Mail an alle Weltanschauungstellen und Beratungsstellen (und viele andere öffentliche Stellen) Deutschlands gesendet und unsere Situation und unser Vorhaben beschrieben. Im Anhang finden Sie unseren “Aufruf zum Dialog.pdf“, dessen Begleitschreiben ich Ihnen bei Interesse gerne auch noch weiterleiten kann.

Wir haben leider keine Antwort erhalten und fühlen uns komplett allein gelassen. Keine Stelle scheint sich dafür zuständig zu fühlen uns zu unterstützen oder überhaupt mal mit uns zu reden.

Was glauben Sie wievielen Projekten und den darin lebenden Menschen, die fälschlicherweise als Sekte bezeichnet werden, oder die unreflektierte Sektenstrukturen haben, hätte geholfen werden können, wenn man mit ihnen gesprochen hätte, statt nur mit den Menschen, die aus welchen Gründen auch immer diese Projekte verlassen haben und sich zu Recht oder Unrecht schlecht behandelt fühlten?!

Was glauben Sie, wievielen Projekten es noch so ergehen wird und es gibt bisher niemanden, der den Menschen in diesen Projekten hilft – im Gegenteil: meistens werden diese zu Zielscheiben von Diffamierungen und Rufmord, ohne dass die Vorwürfe jemals überprüft oder bestätigt worden sind. Und selbst für positiv geprüfte Projekte fehlt jegliche Art von Unterstützung, sondern Sie werden im Gegenteil dämonisiert und öffentlich an den Pranger gestellt, anstatt Hilfe zu erfahren, was Ihre eigene Begründung ja in der Regel noch verfestigt und bestätigt (siehe Punkt 7 Sekten-Checkliste). Würden man potentiell kritischen Projekten mit liebevoller Hilfe z.B. durch die Weltanschauungsbeauftragten begegnen, würde einiges wesentlich besser laufen.

Vielleicht hätten Sie ja Interesse nicht nur nicht gegen sog. Sekten/Kulte und für Aussteiger zu arbeiten, sondern für alle Menschen, die in Verbindung zu Projekten stehen oder standen, gegen die Sektenvorwürfe erhoben werden. Das fehlt bisher und würde viele Konflikte entschärfen oder gar nicht erst entstehen lassen.

Wenn Sie den sog. Aussteiger*innen einräumen fehlgeitet, traumatisiert etc. gewesen zu sein und sich nun eines besseren besinnen zu können, wieso nicht den Gründern und Leitern sog. Sekten und Kulte? Oder glauben Sie etwa doch, dass wir etwas Böses wollen?

Speziell wir Go&Change Gründer und Leiter haben ein unumstößliches Interesse daran, dass es für so viele Menschen wie möglich so gut wie möglich wird und sind jederzeit bereit mit jedem über alles zu reden und unsere Strukturen, Abläufe, Haltungen, Handlungen und Erklärungsmodelle zu hinterfragen, ggf. los zu lassen und gesünder auszurichten.

Wären Sie dazu auch bereit?

Allein im Interesse Ihrer Klienten, die Sie ja offensichtlich schon mit einigen Fehlinformationen versorgt haben, wäre ein besseres und vor allem realistischeres Verständnis unserer Gemeinschaft doch ein Mehrwert der in einigen Fällen eine echte Hilfeleistung für Ihre Klienten überhaupt erst ermöglichen würde.

Ansonsten würde mich sehr interessieren, wie Sie echten von uns verübten Missbrauch welcher Art auch immer, von übertragenem, also projeziertem Missbrauch auf uns unterscheiden, dessen Unterscheidung essentiell für die Therapie ist? Aktuell glauben Sie ja offensichtlich, dass wir diesen Missbrauch tatsächlich begangen hätten, wahrscheinlich da ihre (z.B. in der Mail aufgeführten) Begründungen aus Fehlinformationen über uns stammen und nicht unsere tatsächlichen Handlungen widerspiegeln.

Bitte überlegen Sie sich mal, ob Sie sich nicht mit uns treffen und über alles reden wollen. Ich oder einige von uns kommen auch gerne zu einem Ihrer Seminare. Damit könnte sehr vielen Menschen, auch in Zukunft, geholfen werden.

Vielen Dank und herzliche Grüße,
Felix Krolle

P.S.: Diese Mail geht im CC an Leitungsmitglieder von befreundeten Gemeinschaften und Go&Change.

(Formatierung, Rechtschreibung und Grammatik original und unverändert)

4. Antwortmail von Harald B.* an Felix Krolle vom 13.12.2022

Hallo Herr Krolle,

 

erneut meinen Dank für Ihre Mail.

 

Beim Lesen fällt mir auf, dass wir höchstwahrscheinlich von sehr unterschiedlichen Sichtweisen ausgehen…

Was Sie und die “Runde” Ihrer Gemeinschaft beschreiben ist immer wieder – zutiefst nachvollziehbar –

Ihre Perspektive auf die Dinge.

Was mir fehlt, ist die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel im Sinne von:

Was wollen/machen wir?

Und wie kommt das eigentlich beim anderen an?

 

Der Kommunikationswissenschaftler Watzlawik hat das einmal sehr treffend beschrieben mit dem Satz:

“Kommunikation ist nicht was wir sagen – sondern was der andere versteht.”

Und genau da liegt meines Erachtens vielleicht auch ein möglicher Lösungsweg für Sie und die “Runde”bzw. die Gemeinschaft.

Nachfragen, Reinhören, Zuhören, offen sein und bleiben für Widersprüche und Mehrdeutigkeiten, Kritik als willkommen empfinden

etc. und erneut beim Gegenüber nachfragen, was diese(r) verstanden hat und was bei diese(r) vom Gesagten -wie- angekommen ist.

 

Dann zum Thema “Sekte”.

Wenn Sie sichgut informiert haben, dann wissen Sie, dass ich mit dem Sektenbegriff nur ungern arbeite und diesen weitgehend vermeide.

“Sekte” – Das ist viel zu einfach und zu kurz gedacht.

Auch deshalb bevorzuge ich seit Jahren die angehängte Checkliste aus Österreich.

Die Überschrift lautet hier: “Gemeinschaft kann gefährlich werden”.

 

Sehr gut ist auch die Kriterienliste des Berufsverbands Deutscher Psycholog*innen.

Finden Sie auch als pdf-Datei im Anhang.

 

Und nur am Rande:

Meine Informationen über bestimmte Gruppierungen und deren Dynamik ziehe ich nicht aus Presse etc.

Die für mich wichtigen Informationen bekomme ich immer von (mehreren) Menschen mit der entsprechenden Gruppenerfahrung.

Deren Realität ist, was für mich in dem Moment zählt.

Die Wirklichkeit meines Gegenübers.

 

Und auch wenn die Intention, die Ideologie und das Selbstbild einer Gruppe gänzlich anders sein mag.

So zählt für mich nur meine Klient*in, die all das nunmal ganz anders erlebt und erfahren haben kann.

Wobei wir auch hier wieder beim Satz von Watzlawik angekommen wären.

 

Auch wenn ich mich wiederhole.

Ich bin für Ihr Anliegen nicht wirklich geeignet.

Vor allem deshalb, weil ich weder Zeit noch Ressourcen dafür zur Verfügung habe.

 

Aber wer weiß.

Vielleicht sehen wir uns ja einesTages auf einem meiner Seminare.

Derzeit ist noch kein neues “Aussteigerseminar” geplant.

Vieles läuft derzeit online.

Meine Termine finden Sie immer aktuell hier:

Homepage

 

Alles Gute für Sie und für Go&Change.

Ihr

Harald B.*

(Formatierung, Rechtschreibung und Grammatik original und unverändert)

5. Antwortmail von Felix Krolle an Harald B.* u.a. vom 14.12.2022

Hallo Herr B.,

ebenfalls erneuten Dank für Ihre E-Mail und Ihre Zeit.

Es kann ja durchaus sein, dass Ihnen die Fähigkeit zum Perspektivwechsel fehlt, wie Sie schreiben.

Ich verstehe nur nicht, wie Sie darauf kommen, dass das bei unserer Runde(!) ebenfalls der Fall war. Waren Sie dabei oder haben Sie mit jemandem aus der Runde gesprochen?

Wie leiten Sie aus meinem Geschriebenen ab, dass wir nicht auch Ihre oder die Perspektive von ehemaligen Bewohnern oder der Presse einbezogen haben?

Im Gegenteil, ich habe ja sogar erwähnt wie wichtig es ist zwischen Tatsachen und Projektionen zu unterscheiden, wozu ein Perspektivwechsel unabdingbar ist.

Insgesamt hat Watzlawick sehr viele gute Sachen gesagt, aber er war eben auch ein Kind seiner Zeit und Vertreter eines (radikalen) Konstruktivismus, der ja in dem Moment in sich selbst zusammenfällt, sobald man nach der Möglichkeit der Gültigkeit einer Theorie über radikalen Konstruktivimus in einer radikal-konstruktivistischen Sichtweise fragt.

Die Aussage “Alles ist kontruiert!” beansprucht für sich ja einen objektiven Wahrheitsgehalt, der laut der Aussage selbst gar nicht möglich ist.

Ähnlich verhält es sich mit Ihrer zitierten Aussage und ihrer beschriebenen Auslegung davon: Die Deutungshoheit einer Kommunikation wird alleinig zum Empfänger verschoben und der Sender ist der Schuldige einer misslingenden Kommunikation.

Daraus entsteht ein Machtgefälle das vielfach ausgenutzt wird. Der Empfänger stellt sich dumm oder versteht absichtlich immer das Falsche und der Sender muss sich nun abarbeiten um es dem Emfpänger recht zu machen, obwohl der Sender von Anfang an sehr gut verständlich war.

Beachten Sie diesen Umstand ausreichend oder wie sehen Sie das?

Eine, nicht nur hier in der Gemeinschaft prakitzierte Lösung ist, dass sich sowohl Sender, wie auch Empfänger um eine gelingende Kommunikation bemühen sollten und derjenige für eine misslingende Kommunikation verantwortlich ist, der sich keine Mühe gibt, oder gegenseitiges Verständnis sogar absichtlich zu verhindern versucht.

Bemühungen sind, das stimme ich Ihnen zu, z.B. dadurch zu erkennen, dass Nachfragen gestellt werden. Ich möchte Ihren Ausführungen jedoch hinzufügen, dass nicht nur der Sender überprüfen sollte, ob eine Nachricht richtig angekommen ist, sondern dass auch der Empfänger zu Nachfragen aufgerufen sein sollte, sollte er etwas nicht verstehen.

Leider passiert es allzuoft, dass Menschen die Offenheit eines Perspektivwechsels behaupten, aber in der Praxis keine Bemühungen erkennen lassen.

Nehmen wir nur unseren Mailverkehr hier. Wir beide sind ja sowohl Sender als auch Empfänger der stattfindenen Kommunikation und somit beide in beiden Positionen für ihr Gelingen verantwortlich.

Ich habe den starken Eindruck, dass Sie, und nicht Ich, nicht an gelingender Kommunikation oder gar einem gemeinsamen Verständnis interessiert sind.

Ich habe, sowohl als Sender, wie auch als Empfänger, eine ganze Menge Fragen an Sie gestellt, die Sie so gut wie gar nicht beantwortet haben.

Gleichzeitig haben Sie mir, weder als Sender, noch als Empfänger auch nur eine einzige Frage gestellt, wodurch der Schluss nahe liegt, dass Ihre Sichtweise schon feststeht, Sie ausschließlich Ihre Meinung kund tun wollen und kein Interesse an einem Perspektivwechsel haben.

Klassische Projektion, wenn Sie mich fragen, aber Sie sind ja der Psychologe.

Diesem Phänomen begegnen wir seit den ersten Artikeln über uns in der Presse, bei den Weltanschauungsbeauftragten und vielen ehemaligen Bewohnern, die mit den erstgenannten kooperieren. Der Tenor dort ist, dass “man mit uns nicht reden kann” oder es “keinen Sinn macht mit uns zu reden”, weil wir angeblich so eine festgefahrene Ideologie hätten. Allerdings versuchen wir von Tag eins mit jedem über alles zu reden, aber kaum jemand will mit uns reden oder bemüht sich um eine gelingende Kommunikation und projeziert das dann auf uns.

Daher hatten wir gehofft bei Ihnen als Experte für kritische Gemeinschaften auf mehr Offenheit zu treffen.

Sie sagen ja, dass es für Sie “Deren Realität ist, was für mich in dem Moment zählt. Die Wirklichkeit meines Gegenübers.”, obwohl Sie mir im Gespräch gleichzeitig so begegnen, als wenn es sich um eine objektive Realität handele und nicht die subjektive Ihres Klienten und lassen gleichzeitig kein Interesse und keine Möglichkeit erkennen diese von Ihnen behauptete objektive Realität einer Prüfung zu unterziehen um womöglich festzustellen, dass die Wirklichkeit anders aussieht, als in der von Ihnen nur wiedergegeben und nichtmal selbst erlebten subjektiven Realität.

Ich erinnere an der Stelle gerne an das Zitat von Buddha: „Glaubt den Büchern nicht, glaubt den Lehrern nicht, glaubt auch mir nicht. Glaubt nur das, was ihr selbst sorgfältig geprüft und als euch selbst und anderen zum Wohle dienend erkannt habt.“

Da Sie mit uns sogesehen ja nichts zu tun haben wollen, ist das für mich auch nicht weiter wichtig oder schlimm, dass Sie sich kein eigenes Bild von uns machen wollen.

In Hinblick auf alle Ihre Klienten, denn ich gehe davon aus, dass Sie mit anderen Gruppen genauso umgehen, halte ich es jedoch für höchstproblematisch, dass Sie Ihnen einen sehr wichtigen Realitätsbezug vorenthalten und sie in ihrer womöglich verzerrten Weltsicht unterstützen. Bei aller Notwendigkeit die Realität eines Klienten zutiefst Ernst zu nehmen, ist es nach allem, was ich über Therapie weiß nie sinnvoll, wenn der Therapeut selbst den Realitätsbezug verliert und mit in die Welt des Klienten abtaucht. Das verstärkt die Problematiken nur.

An dieser Stelle vielen Dank für die BDP-Checkliste, die um die grundsätzliche Problematik weiß.
Seite 2:
“Wie läßt sich andererseits erkennen, ob
sich hinter einer „Sektenhatz” nicht inter-
essengeleitete Panikmache von traditionel-
len Institutionen verbirgt, denen die Mit-
glieder weglaufen?”

Auch aus dieser Checkliste geht übrigens, wie schon bei der anderen, hervor, dass es sich bei uns um keine problematische Gruppe handelt. Und auch hier bin ich jederzeit bereit über alles zu reden und alles anzuschauen.

Ich weiß nicht, ob Sie Mitglied in dem Verein sind, aber wäre er nicht eine geeignete Gelegenheit um uns bei unserer Verständigung zu helfen? Vielleicht verstehe ich Sie ja zutiefst falsch.

Es würde mich freuen mich gemeinsam mit Ihnen an den Verein zu wenden und um Unterstützung zu bitten.

Falls nicht, werde ich mich so dort melden und an unserem E-Mailverkehr hier beispielhaft zeigen, wo ich und wir uns selbst von einem berühmten Kult-Experten zutiefst missverstanden fühlen (und das in meiner Realität auch zu Recht) und welcher Schaden dadurch nicht nur bei uns angerichtet wird. Falls Sie etwas gegen die Nennung Ihres Namens haben, so bitte ich um zeitnahe Nachricht und werde Sie zumindest vorerst anonymisieren.

Ich hoffe nach wie vor auf gemeinsame Verständigung, vor allem im Sinne Ihrer Klienten und verbleibe mit herzlichen Grüßen,
Felix Krolle

(Formatierung, Rechtschreibung und Grammatik original und unverändert)